Das Thema Frauen und Finanzen ist eines, welches immer wieder die Gemüter erregt – zurecht meiner Meinung nach. Denn allzuoft sprechen wir nicht darüber worum es wirklich geht und doktorn an Symptomen herum anstatt uns mit den Ursachen auseinander zu setzen. So oft wird gesagt, Frauen können nicht mit Geld oder Frauen sind zurückhaltender mit Geld oder was auch immer. Fakt ist, Frauen ivestieren im Schnitt risikoärmer und legen den Fokus mehr auf Gemeinschafft als Männer. Wir nehmen viele dieser Fakten einfach hin, fragen uns jedoch nicht, warum das eigentlich so ist.

Was mir in meinem eigenen Prozess – und dann auch in der Arbeit mit anderen – aufgefallen ist, ist, dass wir unsere kollektive Erfahrungen als Frauen im Bezug auf das Thema Geld oftmals eben nicht in Betracht ziehen. Denn es ist nicht so, dass du nur einfach besser manifestieren musst oder deine Kindheitserinnerung aufschreiben und mit Affirmationen verändern. Das kann sicherlich auch helfen und gleichzeitig ist es auch wichtig, unsere Lebensrealität anzuerkennen, aus der wir kommen. Selbst für mich, die als weiße, privilegierte Westeuropäerin Zugang zu ganz viel wirtschaftlich vorteilhaften Situationen hat und die in global betrachtetem Wohlstand aufgewachsen ist, gibt es immer noch Dinge aus dem Kollektiv, die mich bewegen. So durften Frauen in Westdeutschland – wo ich aufgewachsen bin, erst seit 1958 ein eigenes Konto haben, noch bis 1960 mussten Männer der Arbeit ihrer Frau zustimmen.

Ohne Konto kein Vermögen

Das bedeutet: Frauen konnten ganz lange kein eigenes Vermögen bilden, weil sie kein eigenes Konto haben konnten. Denn Frauen hatten gar keine Möglichkeit eigenes Vermögen zu bildne und damit weiterzugeben. Wurde etwas vererbt, ging es an die Söhne. Wenn es an die Tochter ging, wurde das Vermögen an den Mann übertragen, sobald sie heiratete. Das heißt die einzige Möglichkeit, für Frauen, eigenes Kapital sozusagen zu behalten, war ledig zu bleiben. Was überigens damals gar nicht so einfach war. Wenn wir das Ganze weiter denken, dann zeigt das einfach, dass Frauen einfach ewig lange keinen Zugang zu Geld hatten, also den größten Teil der patriarchalen Gesellschaft. Und so lange hatten Frauen nicht wirklich Zugang zu Vermögenswerten, zu Geld und ähnlichem.

Gehen wir ein bisschen weiter zurück und denken an die Hexenprozesse, dann wird es auch nochmal interessant, vor allem was das Thema Geld und Wohlstand und Immobilien angeht. Viele dieser Prozesse, die damals geführt wurden, wurden nicht unbedingt geführt, weil die Frau irgendwo im Wald gesessen hat und Kräuter gekocht hat oder so. Sondern viele dieser Prozesse wurden auch aus wirtschaftlichen Interessen geführt. Das heißt, man hat sich teilweise auch bewusst alleinstehende Frauen rausgepickt oder Frauen, die Grundstücke besessen haben, weil diese Frauen ganz oft diesen Grund oder ihr Vermögen einsetzen mussten als Unterpfand für diesen Prozess. Eigenes Gut haben, eigener Besitz konnte damit lebensbedrohlich sein. In mir hat das sehr viel Resonanz gemacht, als ich mir meine Geldthemen angeschaut habe.

Wirtschaftsgut sein, anstatt zu wirtschaften

Selbst die gut situierten Frauen waren eher Wirtschaftsgut, als das sie wirtschafteten. Prinzessinnen wurden strategisch verheiratet, Kaufmannstöchter gewinnbringend unter die Haube gebracht. Das heißt auch, dass als Tochter aus einem wohlhabenden Haus von vornherein klar war, dass meine Meinung nicht zählt, sondern das ich ein Wirtschaftsgut bin. Dass ich mich selbst besitze oder etwas wert bin, sondern mein Wert an meinem Besitz hängt.

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Ich könnte noch so viele weitere Beispiele anführen. (In Spiritual Feminist gibt es ein ganzes Kapitel zu dem Thema.) Schlussendlich führt es mich jedoch immer wieder zu dem Folgenden: ich finde immer wieder geschichtliche Muster und kollektive Erfahrungen, aufgrund derer es meiner Meinung nach kein Wunder ist, wenn wir als Frauen manchmal Themen mit dem Thema Geld haben. Und das soll keine Entschuldigung sein. Ich finde es ganz toll, wenn Frauen problemlos ganz viel Geld generieren können. Ich gönne es jeder. Problematisch wird es jedoch, wenn daraus eine: wenn ich es kann, kannst du es auch! – Mentalität entsteht, die das Individuum für mögliches gesellschaftliches Versagen verantwortlich macht, anstatt auf die darunter liegenden Probleme einzugehen.

Wenn Ahnen deinen Kontostand bestimmen

Bei vielen Frauen hängen viele der Gelderfahrungen ihrer Ahninnen noch epigenetisch in ihrem System. Wenn sie diese nicht angucken und das nicht anerkennen, dann ist es teilweise schwer, das Thema zu lösen. So kann es zum Beispiel auch sein, dass jemand unbewusst Wohlstand vermeidet, weil es den Glaubenssatz, die Programmierung gibt, dass wir in Armut zusammenhalten. Wir teilen zwar nur das Leid miteinander, doch wir haben uns. Breche ich darauf aus, kommen auf einmal Emotionen von fehlender Solidarität oder Loyalität auf. Diese werden dann durch das nicht behalten des erwirtschafteten Geldes wieder beruhigt.

Ich glaube Frauen können Finanzen. Ich weiß, wir können die Themen, die vielleicht noch in unserem Feld schwingen lösen. Ich glaube, dass es für uns jetzt so wichtig ist in Wohlstand zu kommen und diesem unseren Enkeltöchtern zu hinterlassen. Damit sie auch in Zukunft freie Frauen sein können. Wir sind die ersten, die kollektiv Wohlstand kreieren können und damit ein solides finanzielles Erbe weitergeben. Das bedeutet nicht, dass jede Millionärin werden muss. Es kann einfach bedeuten, dass du die Geld-Trigger-Themen löst und sie damit aus deiner Linie und dem Kollektiv transformierst.

Denn: Es ist nicht deine Schuld, dass diese ganzen Themen in der Linie sind. Doch sobald du sie erkennst, ist es deine Verantwortung, sie zu lösen und zu transformieren.

Für dich und diejenigen, die nach dir kommen.

So werden wir im Hier und Jetzt zu guten Ahninnen.

In Sisterhood,

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