Ostern – das Feuer der Fruchtbarkeit

Ostern – das Feuer der Fruchtbarkeit

Ostern steht vor der Tür – und mit ihm stehen Armeen von Schoko-Osterhasen bewaffnet mit Krokant-Eiern bereit die deutschen Wohnzimmer zu entern. Ursprünglich ein Fest zum Feiern der Göttin und der sexuellen Vereinigung, wurde es durch die Kirche zu einer Gedächtnisfeier. Während sein Ursprung die Feier von Fruchtbarkeit war hinterlässt es heutzutage Berge von eingefärbten Eiern und goldener Aluminiumfolie.

Ostara als „Godmother“ des Festes

Ostern hat seinen Ursprung in den Festen zu Frühjahrstagundnachtgleiche – den Moment, in dem das Licht die Herrschaft über die Dunkelheit gewonnen hat und die Natur wieder sichtbar fruchtbar war. Auch wenn es immer wieder umstritten ist, ob es eine Göttin Ostara gegeben haben soll, der dieses Fest gewidmet wurde, so ist es doch unbestritten, dass all die Traditionen und Namen der Göttinnen, die einem im Zusammenhang mit Ostern ergeben, mit dem Frühling und den Frühjahrsfruchtbarkeitsfesten zusammenhängen.

So tragen die Göttinnen der Morgen­däm­me­rung, die alle im Osten aufsteigen, Namen, die jenen der Göttin Ostara ähneln: Eostre aus dem angelsächsischen Raum, Ausrine, die in Litauen verehrt wurde, Auseklis aus Lettland, die rö­mi­sche Aurora und die grie­chi­sche Eos. Und zu guter Letzt Astarte, die Fruchtbarkeitsgöttin aus dem Nahen Osten, deren ursprünglicher Name Ishtar war.

Alle diese Namen hängen mit dem Frühling und den Frühjahrsfruchtbarkeitsfesten zusammen, die für das Auferstehen der Natur, die aufkeimende Fruchtbarkeit, die zunehmende Kraft des Lichts und der Wärme zusammen. Gefeiert wurde die Göttin, die aus dem Osten die Sonne bringt, den dort wird sie geboren. Ab der Frühlings-Tag-und Nachtgleiche jeden Tag ein wenig früher.

Dicke Eier und flotte Hasen

Auch in den heutigen Symbolen von Ei und Hase kann man den uralten Ursprung der Feierlichkeiten erkennen. Gleichgültig, welchen Namen einer Frühlingsgöttin gegeben wurde, das Ei galt jeher als Symbol der Fruchtbarkeit. Schon in Ägypten und Persien wurden zur Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, zu Beginn ihres neuen Jahres, Eier ausgetauscht. Noch heute ist die Frühjahrstagundnachtgleiche das Datum des persischen Neujahrsfest Nouruz. Und sogar die Chinesen verschenkten schon vor etwa 5000 Jahren bunt gefärbte Eier zum Frühlingsanfang.

Eier waren ein Symbol der Fruchtbarkeit, denn das aus einem Ei Leben entstehen kann war zu der Zeit immer noch etwas Mystisches. Und auch der Osterhase hatte seinen ersten belegten Einsatz in Ägypten als Zeichen der Fruchtbarkeit. Und die Römer haben diesen Brauch übernommen, was nahe liegt, denn eine Häsin im bekommt pro Jahr ungefähr drei- bis viermal Junge.

Vom Zyklus zur einmaligen Nummer

Im Christentum wurde die Symbolik des Festes – Erneuerung, Wiederauferstehen der Natur-  und das Ei als religiöses Symbol übernommen und wurde zum Zeichen der Auferstehung. So wie Jesus bei seiner Auferstehung das Felsengrab geöffnet hat, durchbricht beim Schlüpfen neues Leben die Eierschale. Somit wurde aus zyklischen Wiedergeburt der Göttin das einmalige Ereignis der Auferstehung des Gottessohnes. Aus der wiederkehrenden Erlösung von Dunkel und Kälte die dauerhafte Aussicht auf Erlösung von Erbsünde.

Dabei lädt uns gerade Ostern immer wieder dazu ein die ewig wiederkehrenden Rhythmen und Zyklen zu erkennen und zu ehren. Die Zyklen, die nicht nur die Natur, sondern auch wir immer wieder durchlaufen. Denn auch wenn uns Einzelnem das Leben als ein lineares Ereignis mit Anfang und Ende erscheint, so ist das große Ganze ein immer wiederkehrender Zyklus, die Natur ewig sich verändernd und ewig andauernd. Eine Perspektive, die auch hilft, vom Größenwahn des „mach dir die Welt untertan“ zu mehr Demut und Hingabe zu finden.

Askese anstatt Genuss

Diese Verbundenheit mit dem Ursprung war damals noch so präsent, dass die Kirche auf dem Konzil von Nizaä im Jahr 325 beschloss das Fest auf den 1. Sonntag nach dem 1. Frühlingsvollmond zu legen – und sich damit am traditionellen Mondkalender orientierte. Und auch mit dem Namen Ostern wurde die Verbindung zur Göttin geschaffen, um es leichter zu machen, den Menschen das Fest zu „verkaufen“ – bzw. es in ihren Kalender zu integrieren. Um aber das ausladende Feiern zu verhindern, wurde die Karwoche eingeführt. Noch bis in die 1950 durfte in der Woche weder gefeiert noch getanzt werden.

Die Frühjahrsfeste, welche die Auferstehung einer verstorbenen Gottheit feierten, gab es schon lange vor dem Christentum. So zum Beispiel in Babylon, wo die Menschen die Wiederauferstehung von Tammus, dem Gott über Weiden Herden und Vegetation, feierten. Der Mann von Ishtar ging jedes Jahr im Herbst mit dem Welken der Vegetation in die Unterwelt. Im Frühjahr wurde er durch den Schmerz und das Weinen von Ischtar mystisch wiederbelebt. Zu seiner Wiederkehr vereinten sich die beiden, die Oberwelt wurde befruchtet. Und auf einmal wird aus dem Ostern welches wir kennen ein Fest der Fruchtbarkeit, Körperlichkeit, Sexualmagie und Sinnlichkeit.

Feiere deinen Körper

Während es bei der Kirche um das Verlassen des Körpers geht, ging es im Ursprung um das Hineingehen in den Körper. Du kannst für dich die verschiedenen Aspekte zu Ostern wunderbar umsetzen.

Entfache das Feuer

Bevor die Menschen also in die Kirche gingen wurden zum Schutz der Feldfrüchte Feuerrituale in der Morgendämmerung abgehalten. Die Göttin wurde geehrt und sowie das Feuer der Natur wurde auch unser Feuer wieder entfacht. Mach es wie Ishtar und lasse dich nicht nur geistig, sondern auch körperlich verwöhnen. Belebe deinen Körper wieder neu, nach der langen Zeit des Winters. Geh raus und tanke Vitamin D, bewege dich, lass deine Zellen wieder auf alle Ebenen lebendig werden. Gebe dem Drang deines Körpers nach Bewegung nach und wenn du Frühlingsgefühle hast – lebe sie aus!

Erneuere dich

Die Göttin „Ostara“ steht für die Erneuerung, beginnendes Leben, Neuanfang. Passend zu der Symbolik die alte Hülle abzustreifen oder die Schale zu durchbrechen, ist jetzt ein wunderbarer Zeitpunkt selber „aufzuerstehen“. Es ist eine gute Zeit, sich von Altem endgültig zu lösen und etwas Neues anzufangen. Gedanken, Träume und Wünsche in dieser Zeit sollen besondere Beachtung finden und in Erfüllung gehen. Wenn du noch keinen Frühjahrputz gemacht hast ist jetzt der Moment – ob physisch oder spirituell. Vielleicht ist Zeit für einen Friseurbesuch oder einen Termin für ein Facial? Verbrenne mit dem Feuer die alten Wünsche und Gedanken die gehen dürfen und mach dir ein Nest mit den neuen Wünschen.

Erfreue dich

Wecke deine Sinne auf allen Ebenen. Wenn das Wetter mitspielt gibt es schon Spargel, Spinat, Rhabarber und frische Kräuter auf dem Markt. Verbringe Zeit an der Sonne und der frischen Luft. Vielleicht spürst du dem Impuls schwimmen zu gehen, Wasser ist das weibliche Element. Eine Massage im Hamman lässt die alte Haut verschwinden und erweckt den Körper und die Sinne.

Für was auch immer du dich in deiner persönlichen Osterzeremonie entscheidest – feiere die Göttin, die immer wiederkehrenden Zyklen des Lebens und erfreue dich daran, dass die Sonne zurück kommt. Übrigens: für Wünsche an Ostern kann man auch dem Osterhasen schreiben – die Postämter in Osterhausen, Ostereistedt und Eibau sammeln die Briefe.

In Sisterhood,

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