Bevor der Jahreskreis zu seinem Ende kommt, ist es Zeit Dank zu sagen – für das, was uns der alte Jahreskreis gegeben hat, was wir erleben durften, und die Ernte, die wir eingefahren haben und die uns durch den Winter tragen wird. Passend zur Tagundnachtgleiche feiern wir das Erntedankfest. Traditionell wurde es überall zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert – denn wann die Ernte final eingeholt war, hing von den lokalen Gegebenheiten ab.

Was fix war, ist dass der Vollmond im Oktober, also der 10. Vollmond nach der Wintersonnenwende, das Ende der Erntezeit markierte. Bis dahin musste die Ernte eingeholt sein. Die Tagundnachtgleiche davor jedoch markierte fix den Moment, in dem wir wieder in der dunklen Jahreszeit angekommen sind, denn am 23. September sind Tag und Nacht gleich lang, das dazugehörige Jahreskreisfest ist eines der vier Sonnenfeste und es entspricht von seiner Qualität her dem Sonnenuntergang im Jahreskreis. Von dem Moment an übernimmt die Dunkelheit wieder die Herrschaft und wir sind eingeladen uns langsam auf den Rückzug und die Einkehr der kalten Jahreszeit einzustellen.

Wenn die Dunkelheit die Herrschaft übernimmt,

ist es Zeit für die Einkehr

Zuvor heißt es jedoch Dank zu sagen. Die gesamte Zeit im Herbst lädt uns dazu ein, in Dankbarkeit und Fülle zu sein. Anzuerkennen, was wir alles haben, und dankbar dafür zu sein. Es ist der Moment, in dem die Dämmerung langsam einsetzt, der Sommer zu Ende geht und der Winter vor der Tür steht. Wir sind eingeladen dazu, uns auf die Wurzeln zurückzubesinnen, die ja den Winter überdauern, um dann neu zu sprießen. Um Dank zu sagen, nahm man die besten Früchte der Ernte und weihte sie den Göttern und Ahnen. Und so beinhaltet diese Zeit für mich auch immer, dankbar meinen Ahnen gegenüber zu sein. Denn ohne die wären wir heute nicht hier.

Es ist der Moment, mich daran zu erinnern, dass ich die Ernte der Intention meiner Ahnen bin, dass ich das bin, was aus den Wurzeln gesprossen ist und ich mich auch selbst ernten darf. Erntedank ist der Moment, in dem wir unsere Ernte über das Jahr hinweg betrachten können. Dabei kannst du ebenfalls herausfinden, was wirklich aufgegangen ist, was dich nährt, was du in kommenden Jahr anderes säen willst. Dazu kannst du deine ganz persönliche Zeremonie gestalten.

Ich bin die Ernte der Intentionen meiner Ahnen.

 

Kaja Andrea

Es ist eine Einladung ganz, bewusst noch einmal durch den letzten Zyklus zu gehen – also vom 1. November (im gregorianischen Kalender) bis jetzt. Denn der Jahreskreis endet und startet mit Samhain, welches oft zum 31. Oktober gefeiert wird, im Kern jedoch ein Mondfest ist, welches traditionellerweise zum 11. Neumond begangen wurde. Damit hat es kein fixes Datum im Kalender, sondern lädt uns ein, wieder mit dem Lauf des Mondes vertraut zu machen. Der Oktober steht im Zeichen des Abschlusses, des Beendens der noch offenen Dinge. Früher wurden jetzt die noch notwendigen Reparaturen vorgenommen, die Ritzen in den Häusern gestopft und all das erledigt, was im Außen noch passieren musste. Bevor der kalte November uns in die gute Stube treibt.

Auch diese Energie dürfen wir als Einladung mitnehmen und symbolisch schauen, was wir in unserem Außen noch klären wollen, bevor die Zeit der Einkehr beginnt. Für die gesamte Erntedankzeit kannst du dir wunderbar einen passenden Altar gestalten, welcher bis zum Erntevollmond die gesamte Fülle repräsentiert: Suche dir einen Ort in deiner Wohnung, an dem du einen kleinen Altar zum Danksagen platzieren kannst. Als Untergrund reicht dazu eine wunderschöne Serviertte oder ein Tuch. Dieses kannst du mit Früchten wie Äpfeln und Kürbissen schmücken, mit Nüssen oder Kastanien, Hopfen und Weinlaub oder auch mit Ähren, Blumen und den ersten fallenden Blättern. Du kannst rote Kerzen dazu stellen und die Fülle der eingeholten Ernte sichtbar machen. Oder du findest Gegenstände, die symbolisch für deine Ernte stehen.

Die bewusste Ernte ermöglicht auch einen bewussten Start.

Die bewusste Fülle verändert unsere Wahrnehmung

der eigenen Speicher für den Winter.

 

Kaja Andrea

Zum Danksagen kannst du auch beim nächsten Vollmond abends einen Apfel aufschneiden, den du deinen Vorfahren, der Göttin oder, wer für dich passend ist, weihst. Dabei kannst du benennen, für was du dankbar in deinem Leben bist und alles, was dir einfällt, ist erlaubt. Den Apfel gibst du am nächsten Morgen in die Natur (oder als Großtstadtbewohner in die Grünecke). Anstatt eines Apfels kannst du auch Samen, Nüsse oder Blumen nehmen. Ich danke zu dieser Zeit immer auch bewusst meinen Ahnen dafür, dass ich auf dieser Erde wandele. Denn ohne sie wäre ich nicht hier. Dieses bewusste in die Fülle gehen und teilen von unserer Fülle verändert nicht nur das Hier und Jetzt, sondern auch unser Bewusstsein über unsere energetischen, finanziellen, emotionalen Speicher, die wir für den Winter angefüllt haben.

Dieses bewusste Ernten ermöglichst uns auch einen bewussten Start in den neuen Zyklus. Denn haben wir die Fülle unserer Ernte bewusst, beginnen wir mit einer ganz anderen Energie den Start des neuen Zyklus zu Samhain.

Ich wünsche dir viel Freude beim Abschließen des Jahreskreises.

In Sisterhood,

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