Der Juli war bewegt, Anschläge – ob Terror, Amok oder beziehungsmotiviert – haben viele Menschen bewegt und unsicher gemacht. Oft habe ich nicht nur die Wut und die Trauer, sondern auch die Ohnmacht gespürt, die mit solchen Momenten verbunden war. Mich haben verschiedene E-Mails zu dem Thema erreicht; im Kern immer mit der gleichen Frage: „Wie kann ich mit diesem Wahnsinn umgehen und was kann ich tun?“ Im Zusammenhang damit poppten auch die Zweifel auf, ob es wirklich reicht, Liebe in die Welt zu schicken?

Meine Antwort darauf ist JEIN… denn: ich glaube, dass wenn wir nicht in Liebe sind, es nicht hilft Liebe zu schicken. Es gilt also zunächst in Liebe zu gehen, bevor wir irgendetwas in die Welt schicken. Denn wie heißt es immer so schön: Dein Äußeres spiegelt dein Inneres. Und ebenso glaube ich, dass Intention auch immer Hand in Hand mit Aktion gehen sollte. Das kannst du dir wie das Yin-Yang vorstellen, zwei Teile, die ein Ganzes bilden. Das feminine Sein und das maskuline Tun, welche sich perfekt ergänzen. Quasi wie die zwei Flügel, die es zum Schmetterlingseffekt braucht.Hört sich abstrakt an? Ist es gar nicht und das Schöne ist, jede von uns kann es anwenden und umsetzen.

Sein und Tun

Mein Sein bestimmt mein Tun. Und deswegen ist es auch so wichtig einen Blick auf mein Sein zu werfen, bevor ich etwas tue. Bevor ich also in Aktion gehe, ist es an mir den Blick auf mein Sein, oder mein Inneres zu werfen, um zu schauen, wie es dort aussieht. Die meisten Menschen die ich kenne tragen in irgendeiner Art und Weise Groll, Wut, Frust oder Trauer mit sich. Und auch wenn diese Emotionen als solches nicht negativ sind, so werden sie es doch, wenn wir sie unterdrücken oder unbewusst mitschleppen. Denn dann bilden sie einen kontaminierten Boden für unser Handeln und damit auch für das, was sich im Außen zeigt. Auch ich finde immer wieder Situationen, mit denen ich noch nicht im Reinen bin. Wie aber kann man diesen Emotionen am besten bekommen? Eine Möglichkeit ist Vergebung – oder auf neudeutsch Forgiveness.

Vergebung ist quasi der Kärcher unter den inneren Reinigungsmethoden. Wichtig dabei: Vergebung bedeutet nicht, dass Geschehene ungeschehen zu machen oder zu relativieren. Vergebung bedeutet in deine Kraft zu kommen und dem Andere bzw. der Situation keine Macht mehr über dich zu geben. Denn solange wir Groll gegen jemanden hegen hat er Macht über uns. Wie Vergebung im einzelnen funktioniert habe ich Hier für dich zusammen gefasst. Durch Vergebung wirst du quasi „unfuckwithable“.

Von Innen nach Außen

In dem Moment, wo ich mit und in mir aufgeräumt habe, kann ich mich dem Außen zuwenden. Denn das Sein kann einen Unterschied erzeugen, wird aber erst komplett mit dem Tun – Yin und Yang eben. In dem Moment, wo ich mehr und mehr unfuckwithable werde, wird mein Stand festern, meine Stimme klarer und mein Schritt gezielter. Ich kann in Position gehen und zwar ohen Angst und Unsicherheit. Und da ist für mich das Entscheidende; das wir in Position gehen. In Position gehen heißt dabei auch mit gutem Beispiel voran gehen – den unser Tun wird das der Anderen beeinflussen. Schon Ghandi sagte:

Be the change you want to see in the world.

Ich bin der festen Überzeugung, dass jede von uns Leaderin sein kann. Allerdings gilt es, das angestaubte Konzept von Leadership zu überdenken. Was wir oftmals als Leadership bezeichnen ist im Grunde eine Autorität, die an der Spitze eines Systems sitzt und dieses beherrscht, was am Ende der Pyramide oft zu Unsicherheit und Angst führt und damit zu Handlungseinschränkungen. Leadership bedeutet aber im Kern zu erkennen, dass wir alle Teil der Gemeinschaft sind und diese nur wirklich dann funktionieren kann, wenn wir eine Atmosphäre von Vertrauen und Liebe schaffen.

Eine Entscheidung, keine Position

Für mich ist Leadership im Alltag eine Entscheidung und keine Position. Sicherlich können wir nicht in einem Schritt das Thema IS auflösen oder die Entwicklung in der Türkei stoppen. Was wir aber können, ist im Alltag in Position zu gehen. Ob ich einer alten Dame die Tüte trage, anstatt genervt zu sein dass sie vor mir her schlurft;  jemanden die Tür aufhalte, anstatt mich durchzuquetschen; jeden Menschen der mir entgegen kommt anlächele; anstatt den Blicken auszuweichen;  der Freundin einfach nur zuhöre und ihr den Raum halte, anstatt direkt einen Rat parat zu haben; der Obdachlosen ein Brötchen kaufe, anstatt abfällig auf das Gesocks zu gucken, der Kassiererin einen ernstgemeinten schönen Tag wünsche, anstatt blick und wortlos mein Rückgeld zu nehmen und zu verschwinden, in einer unklaren Situation zu fragen ob alles ok ist, anstatt wegzuschauen… es gibt unzählige Möglichkeiten. Schon die Pfadfinder wußten:

Jeden Tag eine gute Tat.

Und auch wenn es dir erstmal klein und banal erscheint, was du tust. Wenn wir alle gemeinsam einen kleinen Schritt tun können das ziemlich viele Schritte auf einmal sein. Mit jeder deiner Handlungen inspirierst du andere, mindestens die Person, der du sie entgegen gebracht hast. In den meisten Fällen wird diese sie weitergeben und so kann aus einer Handlung eine Welle entstehen. Wie aus dem Schmetterlingsflügelschlag, der einen Tsunami auslöst, denn schon kleine Abweichungen können langfristig ein ganzes System vollständig und unvorhersagbar verändern.

Wie also wäre es, wenn wir es gemeinsam versuchen. Gemeinsam für etwas gehen, anstatt gegen etwas zu kämpfen. Die Zeiten von „es kann nur einen geben“ sind vorbei. Es ist soweit, dass wir erkennen, dass wir gemeinsam stärker sind und so auch mit kleinen Dingen einen großen Effekt auslösen können. Es gibt den schönen Satz: wenn etwas nicht funktioniert, dann tu etwas anderes. Ich glaube es ist an der Zeit genau das zu tun, denn die herkömmlichen Wege haben zu nichts geführt.

Ich werde jetzt mal rausgehen und schauen, wie und wo ich Liebe und Vertrauen verteilen kann. Vielleicht treffen wir uns ja.

Alles Liebe,

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