Entschuldigung – ich weiß nicht, wie oft ich dieses Wort in den letzten Wochen gehört habe. Und ich will es nicht mehr hören. Vor allem nicht mehr von Frauen. In der letzten Zeit war ich viel in der Republik unterwegs und habe mich unter anderem auf verschiedenen Konferenzen mit vielen Frauen ausgetauscht. Und ein Wort, dass immer wieder zwischen diesen Unterhaltungen und in vielen Situationen gefallen ist und mir zu oft von Frauen entgegengebracht wurde, ist „Entschuldigung“. Und ich kann und will es nicht mehr hören. Denn wir Frauen entschuldigen uns viel zu oft für Dinge, die keiner Entschuldigung benötigen.
Was hinter der Entschuldigung steckt…
Es gibt drei Motivationen hinter Entschuldigungen:
- Man hat wirklich etwas so richtig verbockt
- Man erreicht die eigenen Maßstäbe nicht
- Man drückt sich durch die Entschuldigung um die Verantwortung
Der meiner Meinung nach einzige legitime Grund für eine Entschuldigung ist der erste. Denn: ich kann mich wortwörtlich wirklich nur von etwas „entschuldigen“, wenn ich in Schuld war bzw. Schuld auf mich geladen habe. Schuld steht dabei dafür, dass jemand für einen Verstoß gegen eine gesetzte Norm verantwortlich ist. Als ich von einem betrunkenen Autofahrer auf dem Fahrradweg angefahren wurde, war für mich die Schuldfrage ziemlich klar. Abgesehen davon, dass dieser sich nie dafür entschuldigt hat.
Meine Beobachtung allerdings ist, dass wir als Frauen dazu tendieren uns für Dinge zu entschuldigen, die weder in unserer Verantwortung liegen, noch gegen irgendeine gesetzte Norm verstoßen. Und damit entschuldigen wir uns nicht, sondern beladen und quasi mit Schuld. Oftmals total unnötig.
Was passiert, wenn wir uns ohne wirklichen Grund entschuldigen, ist, dass wir uns unbewusst in einen Zustand begeben, der dafür sorgt, dass wir anfangen zu schlingern.
Wer mit Schuld beladen ist, geht gewundene Wege.
Wenn wir Schuld auf uns laden, nehmen wir eine Last auf uns und diese macht uns oftmals unbeweglich und lässt uns teilweise erstarren. Welchen Grund gibt es also, sich für Dinge zu entschuldigen, die nicht wirklich dramatisch sind oder eindeutig gegen eine Norm verstoßen? Oftmals passiert es, dass wir uns an unserem inneren Bild von der perfekten Frau messen. Und sobald wir dieses nicht einhalten können – was übrigens so gut wie unmöglich ist, fangen wir an uns zu entschuldigen. Das Bild der perfekten Frau an der wir uns messen, treibt auch den Perfektionsdrang, der dazu führt, dass sich das Gefühl von nicht gut genug sein entwickelt. Und das ist der Punkt an dem viele Frauen beginnen sich zu entschuldigen.
In der Beziehung zu Anderen machen wir uns durch unnötige Entschuldigungen unnötig klein und begeben uns in eine überflüssige Abhängigkeit. Denn bei einer Entschuldigung sind wir immer auch davon abhängig, dass der oder die Anderen sie annehmen. Denn nur dann sind wir wieder frei von Schuld. Hört sich irgendwie gruselig an finde ich.
Sich ent-schuldigen
Als mir all das klar wurde, habe ich mich begonnen zu beobachten und gemerkt, wie oft auch ich mich unnötig entschuldige. Und dann habe ich als erstes tief durch geatmet und mich als erstes bei mir selbst dafür entschuldigt, dass ich mich jahrelang immer wieder in diese Situationen gebracht habe. Und dann habe ich beschlossen, mich nur noch dann zu entschuldigen, wenn es wirklich angebracht ist. Ich habe aufgehört, mich an einem unerreichbaren Ideal zu messen und ich will mich nicht mehr klein machen. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich laut, bunt, klar, präsent, blitzschnell, brillant oder dem anderen zu unbequem bin. Denn:
Baby, I was born this way!
Lady Gaga
Ich glaube, dass es an der Zeit ist, unsere Häupter zu erheben und die Schultern aufzurichten und das geht oftmals nicht, wenn wir unnötige Schuld auf unseren Schultern tragen.
Ich wünsche dir aufrechte und aufrichtige Momente und viel Freude beim Leben deiner Größe.
Stay fabulous, feel feminine and live fulfilled,