Diese Woche war für mich ein wunderbares Lehrstück dafür, wie ich mich selbst ausbremse und eine herrliche Erinnerung daran, dass man Visionen nicht mit einem Lasso fangen kann. Denn Visionen sind wie Wolken. Nachdem ich neu inspiriert zurück nach Hamburg kam, hatte ich mir zunächst etwas Zeit genommen, um die Ideen und Erkenntnisse sacken zu lassen. Und dann ging es los…

Willkommen im Mindfuck

Am Tag nach meiner geplanten „Adaptation“ wache ich auf, setze mich an den Rechner und will nun all die wunderbaren Ideen und die großartige Vision in ein Konzept packen, welches ich direkt konkretisieren könnte, um es dann in Workshops zu verwandeln und am besten noch diesen Monat den ersten zu geben… und ich finde mich vor einem leeren Dokument wieder, welches schnell durch Facebook ersetzt wird – denn da gibt es mit Sicherheit die richtige Inspiration. Dem folgt ein Seitenblick auf Instagram – Heimat von motivierenden Zitaten, schönem Essen und dehnbaren Menschen in atemberaubender Natur. Blick zurück auf das leere Blatt. Google wird schon helfen – und so lasse ich die Bibliothekarin der Weltinformationen ordentlich zwischen den virtuellen Regalen hin und her laufen, um am Ende doch nicht zufrieden mit ihrer Auswahl zu sein.

Ich gucke auf die Uhr – es ist Mittag, Zeit zu essen. Irgendetwas in mir sagt: „Mach eine Pause. Geh raus in die Natur. Gönn dir einen Tee in der Sonne.“ Doch da dröhnt es: „Du machst das jetzt erst fertig. Es kann nicht sein, dass du nichts produzierst.“ Also setze ich mich bei wunderbarem Sonnenschein wieder an den Rechner. Vorher atme ich tief durch und bitte um eine Inspiration, ein Zeichen. Nach einer halben Stunde fange ich in meiner Verzweiflung an meine Webseite zu aktualisieren – Hauptsache beschäftigt sein und produktiv… und dann bekomme ich mein Zeichen. Auf einem Foto prangt mir mein eigenes Zitat entgegen:

Der Verstand ist ein großartiger Diener.

Aber ein grauenhafter Meister.

Das war ein „BAM! In your face!“ – und ich musste über mich selber lachen. Ich war volle Kanne in die Mindfuck-Falle getappt. Ich, die allen immer wieder vom Mindfuck erzählt, habe mich voll davon in Beschlag nehmen lassen. Was bedeutet, dass ich in so einem Moment nicht wirklich voraus schauen kann.

Verstand und Vergangenheit gehen Hand in Hand

Es gibt ein wunderbares Bild, wie Körper, Geist und Seele mit den Qualitäten von Zeit zusammen gehen. Dabei ist der Verstand mit der Vergangenheit verbunden. Denn er kann nur auf der Basis von erfahrenem funktionieren. Er ist quasi reagierend und zieht Schlussfolgerungen aus dem, was schon einmal passiert ist. Der Körper befindet sich in der Gegenwart. Er ist unser Gradmesser für das Hier und Jetzt und zeigt klar an, was im Moment ansteht. Wenn wir mit unserem Körper verbunden sind, sind wir präsent und klar. Die Seele ist die Visionärin – sie sieht die Zukunft, aber auf ihre Art und Weise. Und diese ist eben nicht immer so konkret und greifbar, wie es der Verstand braucht.

 Die Seele sagt „WAS“.

Der Verstand fragt „WIE“.

Oftmals versuchen wir das WAS direkt in ein WIE zu zwängen. Das ist aber so, wie wenn man Wolken mit einem Lasso fangen wollen würde. Es ist ein zweckloses Unterfangen.

Visionen sind wie Wolken

Durch verschiedene Eindrücke verdichten sich Aha-Momente zu einer Idee – so wie aus kleinen Wasserpartikeln eine Wolke werden kann. Diese kann größer und dichter werden – es bildet sich eine Vision. Das Problem ist: man kann die Vision sehen, aber man kann sie noch nicht greifen. Und dass ist der Moment, in dem Hingabe an den Moment und Geduld gefragt ist. Denn es braucht Zeit, bis die einzelnen Tropfen in der Wolke groß und schwer genug sind, um als Regen auf die Erde zu fallen. Und erst das ist der Moment, in dem wir sie auffangen können.

Manchmal passiert es, wie in meinem Fall,  dass es sich so anfühlt, als ob die Wolke schon bereit wäre ihre Tropfen loszulassen. Wir glauben die Idee oder die Vision schon so klar zu sehen, dass es doch jetzt soweit sein muss. Und dann setzt der Mindfuck ein, der Verstand übernimmt das Lasso und meint die Wolke mit der Vision fangen und das WAS zu einem WIE machen zu können. Er will den Prozess kontrollieren.

Aber wir können die Tropfenbildung nicht beeinflussen. Wir können nur den Moment genießen und auf den Regen warten, um ihn dann aufzufangen. Bis eine Wolke zu regnen beginnt dauert es, Sonne, Wind, Gebirge und Temperaturen beeinflussen diesen Prozess. Sie alle wirken zusammen. Bei einer Vision kann dies noch der nächste Hinweis sein, eine inspirierende Unterhaltung, ein Artikel den wir lesen oder eine Begegnung, die uns eine neue Perspektive eröffnet. Wenn wir unsere Visionen zu schnell in die Welt bringen wollen, nehmen wir ihnen die Chance zu ihrer vollen Größe zu wachsen und wir nehmen uns die Chance in unser volles Potenzial zu gehen.

Lass uns im Regen tanzen

Ich habe mich nach meinem Zeichen zurück gelehnt, das Lasso hingelegt, die Kontrolle abgegeben und den Mindfuck auf stumm gestellt. Ich habe mich daran erinnert, wie ich als Kind stundenlang durch das Dachfenster die Wolken beobachten konnte – und zugesehen habe, wie sie sich veränderten. Sie bildeten immer neue Bilder und Formen während sie vorbei zogen.  Damals habe ich es einfach nur genossen mich von ihnen inspirieren zu lassen. Und wenn die ersten Tropfen auf das Fenster fielen, bin ich in den Garten und habe im Regen getanzt.

In den letzten Tagen habe ich anstatt zwanghaft vor einem leeren Blatt zu sitzen viele andere Dinge von meinen magischen Meilensteinen erledigt. Der Mindfuck kann keine Visionen formen, denn sein Chef der Verstand ist mit der Vergangenheit verbunden. Die Zukunft gehört der deiner Seele und deinem Herzen. Ich blicke immer wieder auf meine Vision und beobachte, wie sie sich verändert. Ich genieße es zu sehen, wie sie neue Formen annimmt. Und wenn es soweit ist, dann werde ich raus gehen und tanzen, wie damals. Und wahrscheinlich auch trommeln, damit du dazukommen kannst und wir gemeinsam tanzen.

Ich freue mich drauf. Bis dahin,

stay fabulous, feel feminine and live fulfilled

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