Die Geschichte der weiblichen Sinnlichkeit und Sexualität und weibliche Lust an sich, ist eine in der sich über Jahrhunderte die Männer die Deutungshoheit gesichert haben. Umso wichtiger ist es, dass wir wieder anfangen uns diesen so essentiellen Bereich unseres Seins und unserer Power wieder zurück zu erobern.

Ein paar Fakten, bevor wir zur Sinnlichkeit kommen….

Zwischen 1450 bis 1750 – also über gute drei Jahrhunderte wurden Millionen von Frauen als Hexen gefoltert, ermordet, verbrannt. Die Kirche tat alles um weibliches Wissen, weibliche Weisheit und vor allem auch weibliche Sinnlichkeit zu vernichten. Denn Frauen in ihrer sexuellen Kraft und tief verbunden mit der Erde waren schwer beherrschbar. In dieser Zeit entstand auch das Bild vom Sex mit dem Teufel zu haben, welches aus der Kraft der weiblichen Lust zur Menstruation hervorging.

Der Teufel lässt sich in dem Fall über das Bild der Gebärmutter mit den Eierstöcken ableiten. Denn während der Menstruation konnte eine Frau Sex ohne Angst vor Schwangerschaft haben, sie war frei und unbeherrschbar und ihre Gebärmutter war mystisch.

Ende des 19. Jahrhunderts wurden Frauen aufgrund von Hysterie noch in Anstalten geschickt oder ihnen wurde die Gebärmutter entnommen um sie ruhig zu stellen – und zwar gegen ihren Willen. Hysterie äußert sich dabei in nervösen Zuständen, Reizbarkeit und auch in ungewöhnlich starker Sekretion im Bereich der Vulva. Heute wissen wir, dass die Frauen einfach nur wirklich guten Sex und einen Orgasmus gebraucht hätten. Damals bedeutete Sex allerdings ausschließlich Penetration – und damit oftmals die Befriedigung für Männer.

Von Hysterie zu vorgetäuschter Hingabe

Eheliche Zuneigung und 1966 formulierten die ausschließlich männlichen Richter des 4. Zivilsenats am Bundesgerichtshof, welche Erwartungen die Justiz an Frauen hat. „Die Frau genügt ihren ehelichen Pflichten nicht schon damit, dass sie die Beiwohnung teilnahmslos geschehen lässt. Wenn es ihr infolge ihrer Veranlagung oder aus anderen Gründen, zu denen die Unwissenheit der Eheleute gehören kann, versagt bleibt, im ehelichen Verkehr Befriedigung zu finden, so fordert die Ehe von ihr doch eine Gewährung in ehelicher Zuneigung und Opferbereitschaft und verbietet es, Gleichgültigkeit oder Widerwillen zur Schau zu tragen.“

Erst 1997 tritt das Gesetz, welches Vergewaltigungen in der Ehe zur Straftat machte, in Kraft. Und wer denkt es sei einstimmig von Bundestag angenommen worden, der irrt: es waren 470 zu 138 Stimmen und 35 Enthaltungen.

Willkommen im 21. Jahrhundert. Es ist kein Wunder, dass wir uns immer noch den Weg zu einer wirklich freien weiblichen Sexualität bahnen. Denn schauen wir nur ein wenig zurück, dass ist es verständlich, warum so viele von uns kein entspanntes Verhältnis zu Lust und Sex haben. Es war lange lebensgefährlich.

Die Epigenetik hat auch mittlerweile nachgewiesen, dass wir die Traumata unserer Ahninnen über mehrere Generationen im Körper weitertragen. Wenn es also um weibliche Lust geht, dass geht es oftmals nicht einfach so auf Knopf – bzw. Klitorisdruck, sondern wir dürfen uns erlauben etwas tiefer zu schauen.

Wie Glauben über Glück entscheidet

Gerade bei der Lust um 40 ist ein weiteres Phänomen zu beobachten. Im christlichen Glauben – welcher uns seit Ende des 8. Jahrhundert durch Karl den Großen aufgezwungen wurde – wird von der heiligen Dreifaltigkeit ausgegangen. Diese wurde für Frauen – die ja grundsätzlich auch nicht göttlich sein können und vor allem zuständig sind für die Vertreibung aus dem Paradies, was auch auf ihre sexuelle Lust zurückzuführen ist – übersetzt in die Lebensphasen von Mädchen, Mutter und weise Alte (Maiden, Mother, Crone). Was bedeutet, dass ich nach der Mutterschaft direkt zur weisen Alten werde. Da ist nicht viel mit Lust und orgastischen Freudenschreien.

Die Krux, bzw. das Kruzifix, dabei ist: auch hier sind wir bewusst in die Irre geführt worden. Denn weder die Mondin, noch die Erde haben 3 Phasen – es gibt 4 Mondphasen und 4 Jahreszeiten und vier Himmelsrichtungen. Warum sollte es also nicht auch vier Phasen im Leben einer Frau geben?

Die unbeherrschbare Frau

Und das ist der Moment, wo sich die Königin vorstellt, bzw. zwischen Mutter und weise Alte stellt. Sie ist diejenige, die voll und ganz in ihrer Präsenz ist. Sie hat die Phase der aktiven Kreation hinter sich gelassen und erntet nun. Die Phase der Königin ist in den Jahreszeiten die Phase der Ernte, wo wir die Ergebnisse der gepflanzten Samen einholen. Totale Fülle. Freude. Lust. Die Königin weiß was sie will, die entscheidet darüber was gut für sie ist – und damit geerntet wird – und was sie nicht will, wie die schlecht aufgegangene Saat oder überreife Früchte. Die Königin kennt ihre Bedürfnisse, sie hat all die Fähigkeiten und Fertigkeiten gesammelt und kann diese nun für sich einsetzen.

Und wenn sie durch das Tor der Menopause schreitet, wird sie wieder unbeherrschbar. In ihrer vollen Sinnlichkeit und Lust. Denn sie muss nicht mehr „fürchten“ schwanger zu werden. Sie ist machtvoll und kann ihre Sexualität ungehemmt leben. Sie wird zur wilden weisen Frau – wenn sie es sich erlaubt.

Die Menopause, alleine das Wort! -nennen wir sie die Wechseljahre sind deswegen bewusst soziokulturell so degradiert worden, da sie den Wechsel zu der unbeherrschbaren wilden Frau markieren, die mit all ihrem Wissen und all der Weisheit voll und ganz im Leben steht. Was in unserer immer noch stark patriarchal geprägten Gesellschaft nicht wirklich gewollt ist.

Das Erklimmen des Venushügel

Wenn wir also über Lust und Sinnlichkeit ab 40 reden dann kann es als Antwort nur ein JA auf dem Höhepunkt des Lebens geben. Es ist an der Zeit, dass wir uns als Frauen wieder voll und ganz selber entdecken. Uns daran erinnern dass sexuelle Energie kreative Energie ist mit der wir Welten bewegen können. Dass die Scham, die wir mit uns tragen eine ist, die nicht aus uns heraus kommt, sondern über uns geschüttet wurde.

Wenn wir das Schambein wieder zum Venushügel werden lassen und die Schamlippen zu Engelsflügeln werden, dann können wir wahrlich wieder in himmlische Gefilde aufsteigen und uns göttlich fühlen.

Denn das sind wir. Dann können wir uns an Lilith erinnern, die erste Frau im Paradies, die freiwillig ging, weil sie nicht immer unten liegen wollte und somit die erste sexuelle Revolution anzettelte. Dann können wir uns erlauben den göttlichen Funken wieder durch uns fließen zu lassen und selber aufzusteigen in ungeahnte Höhepunkte. Im Circle Feminine Freedom widmen wir uns genau diesem Thema – wir lösen die Scham, die sich wie eine Rüstung um uns gelegt hat und befreien die wilde weise Frau in uns.

Ein freudvolles JA

Weibliche Lust ab 40 ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft. Denn sexuell befriedigte und sinnliche erfüllte Frauen kennen ihre Bedürfnisse und äußern sie. Und ja, die Revolution beginnt damit in den Schlafzimmern. Nicht nur für uns, sondern auch für all die Frauen, die nach uns kommen werden.

Wenn die Frage ist: Weibliche Lust ab 40: sexy, wild und sinnlich! Oder nicht? – dann kann die Antwort nur sein, dass wir uns freudvoll lächelnd in den Schoß fassen und uns daran erinnern, was für eine Kraft, Macht und Lust dort liegt. Und dass jeder Orgasmus einer Frau über 40 ein Schritt zur Befreiung aller Frauen ist.

Weibliche Lust ab 40 ist die Befreiung der ewig fruchtbaren und verfügbaren Eva. Es ist die Heilung der weisen wilden Frau in uns. Es ist das Erhören unserer Bedürfnisse. Es ist ein Gebet an die Göttlichkeit in uns. Es ist eine Shevolution.

Lasst uns heute damit beginnen.

Dieser Beitrag wurde inspiriert durch die Blogparade Weibliche Lust ab 40: sexy, sinnlich wild! Oder etwas nicht? welche auf Lemondays, dem Blog für Wechseljahre erscheint. Du willst mehr Inspiration? Dann schau bei Evelyn Schmitz vorbei, die Lust und ätherische Öle kombiniert. Oder bei Uta Osman, die als später Single nochmal richtig tief in die Sinnlichkeit eingetaucht ist.

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