Willkommen zu Teil 3 der Mini-Serie: Weihnachts-Wahrheiten. Es geht um Wahrheiten über und Weisheiten zu Weihnachten und die Geschichten, die damit zu tun haben.

Heute geht es um den Weihnachtsbaum. Ein Symbol an dem sich die Geister scheiden. Sei es, wie er dekoriert werden soll – ob rot -gold oder silber- blau – oder ob es jedes Jahr ein frisch geschlagener, einer im Topf oder gar ein künstlicher sein soll. Wer denkt, dass der Weihnachtsbaum ein Ursymbol der Winterzeit ist, den muss ich heute enttäuschen. Das Tannengrün hat eine lange Tradition, der Baum als solcher ist jedoch relativ jung.

Was stimmt, ist, dass wir schon seit Urzeiten immergrüne Zweige als Symbol des ewigen Lebens gesehen haben. Und seitdem die Menschen sesshaft geworden sind, symbolisierten diese Zweige vor allem im Winter, dass das Leben weitergeht. So begannen die Menschen relativ früh, diese Zweige in ihre Häuser zu holen und damit das Leben in ihre Häuser zu holen. Damals waren es wohlgemerkt einzelne Zweige und nicht komplette riesige Bäume.

Damals kannte man auch noch kein Weihnachten – dies wurde im deutschsprachigen Raum auch erst nach 800 gefeiert, nach der Missionierung durch Karl den Großen. Und auch von da an dauerte es noch einige Zeit, bis es sich als die Hauptfeier durchgesetzt hatte. Vorher war die Wintersonnenwende der Anlass, zu dem die Menschen zusammenkamen.

Vom Stumpf zum Baum

Vor der Wintersonnenwende ging man in den Wald und sammelte alte Holzstümpfe. Diese schmückte man dann mit ewiggrünen Zweigen. Diese Stümpfe wurden dann nach der Wintersonnenwende entzündet. Symbolisch wurde das Alte verbrannt. Die Stümpfe brannten dann über die Raunächte hinweg, ihre Asche wurde gesammelt, denn sie war heilig. Wie auch heute noch Asche zeremonieller Feuer eine besondere Energie hat. Man sammelte die Asche und bestreute im Frühjahr die Felder damit. Aus dem Alten erwächst das Neue. Hier erkennt man übrigens auch den Ursprung, warum wir die Bäume bis Heilige Drei Könige stehen und brennen lassen.

Das Alte gehen lassen war eigentlicher Brauch in der Winterzeit

Damit bekommt der Ursprung des Grünes zu Weihnachten und des Baumes zu Weihnachten eine ganz andere Bedeutung. Es ging nicht um größer und heller und krasser geschmückt. Sondern darum das Alte gehen zu lassen und das immerwährende Leben und damit das neue einzuladen, sodass es geboren werden kann.

Mit der Christianisierung wurde den Menschen der alte Brauch ausgetrieben und so wurde es Weihnachten und 1419 hörte man das erste Mal von einem Weihnachtsbaum. Dieser stand am Rathaus im Nürnberg und war geschmückt mit Leckereien. Am Neujahrstag durften dann Kinder diese plündern und vertilgen. So wurden nach und nach Bäume geschmückt. Diese standen jedoch draußen und wurden nicht notwendigerweise gefällt.
Erst um 1800 hatte es sich dann bei protestantischen Familien durchgesetzt den Baum in die Wohnung zu holen. Auch dieser war mit Leckereien bestückt, jedoch nicht mit Kerzen. Denn: Wachs war teuer und erst mit den Ersatzstoffen Paraffin und Co wurden Kerzen im 19. Jahrhundert auch für „normale“ Bürger erschwinglich. Das exzessive Nutzen und Anzünden von Kerzen ist also ebenfalls ein recht junger Brauch.

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Wie können wir nun die vorweihnachtliche Tradition wieder in unser Leben integrieren? Zunächst hilft es uns daran zu erinnern, dass wir ursprünglich die Wintersonnenwende zelebriert haben. Die Menschen damals nutzten Altholz, welches sie zum Brennen und Lodern brachten. Vielleicht brauchen wir auch nicht immer den frisch geschlagenen Baum? Dieser ist auch ein kapitalistisches Ideal. Und im Zusammenhang damit können wir auch darüber nachdenken, ob es wirklich immer so viele Kerzen sein müssen, so viel Paraffin (oder eben Erdöl) braucht, welches wir in die Luft brennen oder ob es auch wenige pflanzliche Wachskerzen tun.

Um diese Zeit geht es nicht wirklich um Masse, sondern Klasse. Und auch unsere Vorfahren wussten schon:

Weniger ist manchmal mehr.

Denn es hilft uns, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Ein Zweig Immergrün, eine Kerze, ein Holzscheit… Das Immergrün für das ewige Leben, der Holzscheit für das was gehen darf, das Licht für die wiederkehrende Sonne. Denn in Zeiten wie diesen dürfen wir selbstverständlich weiterhin die Lichter in unseren Herzen zum Leuchten bringen.


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