Es gibt die Tradition, dass Menschen an einem der Weihnachtstage eine Gans essen. Warum wir das tun, das ist eine gute Frage, denn der Ursprung dahinter ist ein ganz anderer als man wahrscheinlich vermuten würde.
Gans – der Vogel der Anderswelt
Die Weihnachtsgans als solche ist eigentlich keine Weihnachtsgans, sondern man könnte es sich denken eine »Wintersonnenwende-Gans« und die Gans war der Vogel der Göttin, der Vogel von Frau Holle. Schauen wir in die alten Märchen, dann finden wir ganz oft auch Gänse als die Vögel, die zwischen den Welten wandeln, die sozusagen selber auch die Form verändern. Es gibt Menschen, die in Gänse verwandelt werden und nach einer bestimmten Zeit wieder sich zurückverwandeln – die Gans war also ein ganz wichtiger Vogel. Als die Menschen sesshaft wurden, lebte die Gans mit den Menschen. Die Gans wurde nun also geschlachtet, und dies nicht nur um sich den Bauch vollzuschlagen, sondern in Hingabe an die Göttinnen. Damals war es noch Brauch, diese Gaben zu reichen, und man hat auch das Blut der Gans genommen und damit das Land gesegnet. Auch Dinge wurden zur Ehrung an die Göttinnen gesegnet. Da die Menschen einfach damals nichts haben verkommen lassen, wurde die Gans natürlich auch dann danach gegessen.
Beifuß als symbolische Zugabe
Interessant war, dass die Füllung der Weihnachtsgans oftmals Beifuß gewürzt wurde und wer sich ein bisschen mit Räuchern auskennt, der hört jetzt schon was kommen kann. Beifuß ist ebenfalls eine der Pflanzen, die Frau Holle zugeordnet werden. Beifuß wurde zum Beispiel auf
den Schoß oder an die Füße von sterbenden, beziehungsweise verstorbenen, hinübergegangenen Menschen gelegt wurde, wenn die Seele weg war und nur nach der Körper anwesend. Um der Seele zu helfen, diesen Übergang zu machen: Es ist eine Pflanze mit Kontakt in die Anderswelt. Beifuß klärt und reinigt, wenn wir ihn räuchern und er ist ein ganz sanftes Gewürz. Das Kraut wurde eher als symbolische
Beigabe der Weihnachtsgans um wirklich auch die Pflanze der Göttin hineinzugeben. Und so ist Frau Holle im Kern dafür verantwortlich, dass die Menschen noch heute zu Weihnachten Gans essen.