Ob nun Helau oder Alaaf, ob Karneval oder Fasching – der Ursprung der Festlichkeiten ist der gleiche. In vorchristlichen Zeiten wurden zum Ende des Winters hin die Winterdämonen vertrieben, damit der Frühling im März dann auch endgültig kommen kann. Bekanntlich geht das am besten laut und lustig, denn das vermiest dem letzten Winterdämon die Lust zu verweilen.

Gerade dieses Jahr kann man sich so wunderbar hineinversetzen: da fühlte es sich fast so an, als ob der Winter mit Imbolc vorbei wäre und dann kommt Frau Holle noch einmal vorbei und bringt Schnee, Eis und Minusgrade. Aus diesem Grund setzten sich die Menschen damals grauenvolle Masken auf ihre Gesichter, um den Winterdämonen ordentlich Angst einzujagen. Außerdem machten sie mit Schellen, Rasseln und Trommeln einen Höllenkrach. All die Geistervertreibung macht hungrig und fordert viel Energie.

Noch heute gibt es im nordrheinwestfälischen Blankenheim am Karnevalssamstag einen Geisterzug, in dem die Frühlingsdämonen die Winterdämonen vertreiben. Dazu maskieren sich die Menschen mit einen Betttuch und jeder Geist hat eine Pechfackel dabei. Mit dem Ruf „Juh-Jah“ ziehen sie dann hüpfend und tanzend durch den dunklen Ort.

Frauen als Hüterin der Nahrung

Gleichzeitig neigten sich zu dieser Zeit die Wintervorräte dem Ende zu. Es war die Zeit, in der genau geschaut wurde, was noch bis zum Frühlingsanfang haltbar bleiben würde. All das, was noch gut war, aber die Dauer nicht mehr überstand, wurde nun in einem andauernden Festschmaus verzehrt. Es gibt Quellen, die sagen, dass dies den Namen Karneval erklärt, der so viel wie »Fleisch adé« bedeutet. Denn Fleisch war eines der nicht lange haltbaren Nahrungsmittel.

Es gab verschiedene Rituale und Feste, die diese Zeit begleiteten. Und so hat Fasching seinen ganz natürlichen Ursprung im Rhythmus der Jahreszeiten.  Deutlich wird dies auch an der »Weiberfastnacht« – denn den Frauen oblag die Einteilung der Lebensmittel. Sie waren die Hüterinnen der Nahrung und hatten den ganzen Winter dafür gesorgt, dass die Sippe durchkam, indem sie einteilten und vorausschauend rationierten. Besonders zum Ende der Winterzeit wurde das Regiment noch strikter, da nun nur noch die Reste der Ernte vorhanden waren. Im Mittelalter wurde die Weiberfastnacht zu einem Spektakel – dem Tag, an dem die Frauen quasi die Macht übernehmen durften. In Köln gab es im 18. Jahrhunder das „Mötzenbestot“ der Marktfrauen. Zur Weiberfastnach rissen sich Marktfrauen und Arbeiterinnen die Hauben vom Kopf – die Mötzen – und schmissen sie durch die Gegend. Sie waren für einen Tag nicht mehr „unter der Haube“. In Westfalen stürmen die Frauen noch heute zur Weiberfastnacht das Rathaus und übernehmen symbolisch die Herrschaft.

Im allemannischen Fasching hingegen heißt der Donnerstag vor Aschermittwoch, Fettiger Donnerstag. Dieser Name erinnert daran, das dies der Tag war an dem vor den Feierlichkeiten geschlachtet und gebacken wurde. Denn nach all den Feierlichkeiten und der Geistervertreibung mussten die Menschen sich stärken.

Diese darauf folgende Zeit wurde dann manchmal zu einer Zeit, in der die Nahrung karg und wenn der Winter zu lang wurde auch knapp werden konnte. Es war keine selbstauferlegte Kasteiung im Zeichen des Herrn. Im Gegenteil, die karge Zeit war einfach dem Fakt gehuldigt, dass die letzten Vorräte bis zum Frühlingsanfang reichen mussten.

Wenn der Teufel eingewechselt wird

Die Kirche fand es nicht so prickelnd, dass die Menschen noch mal so richtig die Sau rausließen und sich amüsierten. Deswegen tauschten sie die Winterdämonen gegen den Teufel aus. Denn den zu vertreiben passte in das katholische Weltbild. Darin erkennt man auch den Ursprung des Kölner Nubbels – einer Figur, die in der letzten Karnevalsnacht als stellvertretender Sündenbock verbrannt wird.

Der Aschermittwoch wird übrigens erst seit Papst Gregor dem großen als Beginn der Fastenzeit zelebriert. Vorher spielte dieser Tag keine besondere Rolle, da das Fasten wie gesagt kein bewusster Verzicht, sondern den Vorräten geschuldet war. Doch dem Papst war es ein Anliegen, dass die Feierlichkeiten nicht ausarteten und deswegen wurde strikt darauf geachtet, dass die Menschen an dem Tag Asche auf ihr Haupt gaben.

Dies galt übrigens im wahrsten Sinne des Wortes, denn an dem Tag wurde die Asche der Palmzweige aus dem Vorjahr geweiht und dann den Gläubigen auf die Stirn gegeben. Und wer jetzt an die Asche aus dem Wintersonnenwendfeuer denkt, welches auf die Felder gegeben wurde, der folgt der gleichen Spur wie ich… Aus der Asche erwächst das Neue, ein uralter heidnischer Brauch.

Mit dem Wissen über den Hintergrund der wilden Narrenzeit, werden aus den Narren fast schon wieder Weise, aus dem Gelage eine Feier mit tiefem Hintergrund. Das Datum von Fasching orientiert sich übrigens auch am Mond – ganz im Einklang mit den alten Rhythmen. Als Orientierung dient dabei Ostersonntag, welcher immer der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Tagundnachtgleiche liegt. Der Aschermittwoch ist dann immer 46 Tage vorm Ostersonntag. Viel Spaß beim Feiern!

Der Inhalt dieser Seite kann nicht kopiert werden.