Vor einiger Zeit bin ich mit dem Zug von Hamburg nach Freiburg gefahren. Da mein Wecker schon um 04.45 Uhr klingelte hatte ich noch einige Stunden Schlaf im Zug eingeplant. Um also entspannt weg dösen zu können stöberte ich bei Spotify durch die „Sleep“-Playlisten. Ich wählte eine aus, setze meine Kopfhörer auf und schloss die Augen. Das erste Lied dudelte seicht vor sich hin, doch als ich mich entspannen wollte setze der zweite Song an…

Party anstatt Schlaf

Ich spürte wie sich innerlich direkt eine Spannung aufbaute und irgendwie Erinnerung in meinen Zellen mich wieder wach werden ließ. Ich war verwirrt – die Melodie war ganz seicht, Pianoklänge, die langsam vor sich hin klingen, die Stimme des Sängers sanft… und dann wurde es mir klar: das Lied war eine Cover-Version eines Songs, den ich normalerweise im jungen Jahren auf Partys und in Pub lautstark mitgesungen hatte. Und daran erinnerte sich mein Körper – denn unsere Emotionen werden in den Zellen abgespeichert. „And I would walk 500 miles, and I would walk 500 more…!“ – vielleicht erinnerst du dich auch noch an den Song. Als mir diese Erinnerung meines Körpers klar wurde, dachte ich – was für eine beschissene Playlist. Wie soll man dabei den schlafen können.

Vom Kopf ins Herz

Doch dann beschloss ich einfach weiter zuzuhören – und mir stiegen die Tränen in die Augen (unten findest du die Version zum anhören). Denn zum allerersten Mal verstand in den Text des Liedes vollkommen und umfassend. Und er berührte mein Herz. Zum allerersten Mal konnte ich die wahre Bedeutung des Liedes erkennen. Durch die vollkommen neue Interpretation, mit Piano und leisen Tönen erschloss sich mir eine neue Welt. Und ich war ergriffen von den Worten, der Intensität der Botschaft und der Liebe in diesem Lied.

In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, dass es nicht die lauten Töne sind, die unser Herz erreichen, sondern ganz oft die leisen Töne. Dass es eben nicht immer lauter und größer sein muss, sondern dass leise und klar viel kraftvoller in seiner Wirkung sein kann. Während ich Jahre meiner Studienzeit gemeinsam mit anderen besonders laut bei diesem Lied mitgesungen habe – hat das Lied und seine Bedeutung mich nie wirklich erreicht. Erst als es mir alleine um 6 Uhr morgens im Großraumwagen der Deutschen Bahn ganz leise und sanft begegnete, hat es mich wirklich erreicht.

Von Parole zur Wahrheit

Ich nehme diese Erfahrung für mich als perfekte erste Einsicht in 2017 mit. Wer laut ist, kann sich zwar Gehör verschaffen, indem er die Anderen übertönt, aber der langfristige Effekt ist zweifelhaft. Denn oftmals werden dann Parolen wiederholt, die aber nicht wirklich verinnerlicht sind.

Wer jedoch im richtigen Moment ganz klar und ruhig seine Botschaft teilt, der kann die Anderen im Herzen erreichen, so tief und immens, dass die Wirkung noch lange anhält. Und die Botschaft nun von denjenigen aus dem Herzen heraus weitergegeben werden kann.

So wird aus leisen Tönen eine Melodie. So wird aus der Melodie ein Lied. Und so wird aus dem Lied die Wahrheit, die keiner mehr bestreiten kann. Und dass ist kraftvoller als jedes Getöse, welches wieder verhallt.

500 Meilen füreinander

Als dieses Wochenende Millionen von Frauen – und Männern – auf die Straße gingen, hat es mich beeindruckt zu sehen, wie sich der weltweite Sisterhood erhebt. Und ich habe so viele wunderbare leuchtende Menschen gesehen. Lass uns gemeinsam sicherstellen, dass sich die wahre Botschaft, die sich unter dem Lauten versteckt weiterträgt. Dass wir sie aus unserem Herzen in die Herzen Anderer geben. Dass wir in Sisterhood gehen, uns die Hände reichen, uns den Rücken stärken und füreinander einstehen. Auch ohne viel Tam Tam. Denn diese Märsche waren nur der Anfang von etwas. Jetzt ist es unsere Entscheidung, wie wir die Zeit zwischen den Märschen füllen: sind wir bereit füreinander die 500 Meilen zu gehen? Und auch noch die nächsten 500?

Das Interessante ist: seitdem ich 500 Miles als Cover-Version gehört habe, hört sich auch das Original ganz anders an. Denn die im Herzen empfangene Botschaft ist geblieben und verändert den Blick auf die Welt.

In 2017 werde ich in hellhöriger werden, auch wenn ich selber wieder lauter werde. Was ist die eigentliche Botschaft?

I would walk 500 miles and I would walk 500 more

Just to be the one who walks a thousand miles / to free my sisters to the core

Und ich freue mich, wenn du mich begleitest.

In Sisterhood,

 

 

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I’m Gonna Be (500 Miles)

When I wake up, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who wakes up next to you
When I go out, yeah I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who goes along with you

If I get drunk, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who gets drunk next to you
And if I haver, hey I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who’s havering to you

But I would walk 500 miles / And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles / To fall down at your door

When I’m working, yes I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who’s working hard for you
And when the money comes in for the work I do / I’ll pass almost every penny on to you

When I come home, oh I know I’m gonna be /I’m gonna be the man who comes back home to you
And if I grow old, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who’s growing old with you

But I would walk 500 miles / And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles / To fall down at your door

When I’m lonely, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who’s lonely without you
And when I’m dreaming, well I know I’m gonna dream / I’m gonna dream about the time when I’m with you

When I go out, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who goes along with you

And when I come home, yes I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who comes back home with you
I’m gonna be the man who’s coming home with you

But I would walk 500 miles / And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles / To fall down at your door

And I would walk 500 miles / And I would walk 500 more
Just to be the man who walked a thousand miles / To fall down at your door

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