Der 1. April markierte den ersten Tag des Monates, welcher bei den Römern der Göttin Venus geweiht war. Und damit hat der heute so profane Aprilscherz einen durchaus weiblich-lustvollen Ursprung. Denn Venus war durchaus mehr als nur einfach die römische Nachfolgerin von Aphrodite – sie ist die Göttin der Schönheit und Liebe, der Fruchtbarkeit und Sinnlichkeit, des Liebreiz und des Begehrens, des Genusses, des Vergnügens und der Ästhetik.
Sie wird auch als die „Schaumgeborene“ bezeichnet – entstanden als Himmel und Erde sich vereinigten. Es gibt unzählige Gemälde in denen sie lieblich einer Muschel entsteigt – weltberühmt ist die Darstellung von Botticelli. Wenn man Menschen nach einer Göttin fragt, fällt den meisten wohl Venus ein. Nicht nur gab sie dem Abendstern ihren Namen (welcher zuvor ihrer babylonischen Vorgängerin Ishtar gewidmet war), sondern sie ist auch Lucifer, die Lichtträgerin, denn der Morgenstern kündigt den neuen Tag an. Und wenn du jetzt gerade einen großen Aha-Moment hast, dann willkommen in der neuen Realität. Ja, die Kirche hat Lucifer verteufelt und damit die Göttin zum Teufel verdammt. Denn selbstverständlich rebelliert die Göttin, wenn ihr alles abgesprochen und die Macht genommen werden soll. Doch sie konnte nie aus dem Himmel verbannt werden, denn sie war schon immer unter uns. Sie existiert durch jede einzelne von uns. Unsere Körper sind ihre Tempel und auch der Venushügel erinnert im Gegensatz zu dem später verbreiteten „Schambein“ an seinen eigentlichen Zweck – ein Ort der den Freuden der Göttin gewidmet ist.
Nach Venus wurde auch der sechste (heute fünfte) Wochentag „Veneris dies“ benannt, daraus entstanden Venerdi (ital) und Vendredi (franz) Die Germanen setzten sie mit der Göttin Freya gleich, daher die deutsche Bezeichnung „Freitag“. Und daher kommt der #femininefriday, den ich persönlich gerne feiere.
Veneralia – Lust und Anstand
Seinen Ursprung hat der Kult um die Venus Verticordia – der Lenkerin der Herzen – durch den Rat eines Sybillischen-Orakel im Jahre 220 v. Chr. Er wurde als Reaktion auf sexuelle Vergehen und Übergriffe initiiert und stand für die Göttliche Ungnade sexuellen Übergriffen gegenüber. Nachdem sie zunächst in den Tempel ihrer Schwester Fortuna Virilis eingezogen war, bekam Venus Verticordia 114 v. Chr. dann ihren eigenen Tempel. Ihre Aufgabe war es, Römer beider Geschlechter und aller Klassen, ob verheiratet oder nicht, daran zu erinnern, die sexuellen Grenzen einzuhalten und nicht übergriffig zu werden.
Während der Veneralia – den Feierlichkeiten zu ehren der Venus am 1. April, wuschen die Frauen rituell den Schmuck und die Statuen der Gottheiten mit Blumen. Die Frauen selbst badeten an dem Tag in den Männerbädern, die ihnen für diese Feste zur Verfügung standen und trugen Myrten-Kränze auf Ihren Köpfen.
Die Myrte spielte auch schon in der griechischen Mythologie eine große Rolle. In Griechenland war sie Aphrodite geweiht, die Römer übernahmen diese Tradition. Es gibt Überlieferungen eines Rituals, bei dem Myrtenzweige auf einen zu beschreitenden Weg gestreut werden, während Weihrauch verbrannt wird.
Es war ein Tag, an dem die Frauen göttliche Hilfe für ihr Liebesleben, sexuelle Belange, Herzensangelegenheiten und Eheprobleme erbaten. Zu den Lustbarkeiten währen der Veneralia gehörten auch Feste, bei denen die Liebenden oder besser „Sexualpartner“ bisweilen in Masken nur für eine einzige Begegnung zusammenkamen.
Einfach mal kommen lassen
Die Energie der Venus ist das „Kommen lassen“ (venire, ital: kommen). Besonders für uns Frauen ist es wichtig und in diese feminine Energie fallen zu lassen und uns ihr hinzugeben. Wenn wir in dieser Kraft ruhen, können wir Liebes- und andere Dinge einfach anziehen und kommen lassen ohne viel dafür tun zu müssen.
Und somit lädt der 1. April uns ein die Dinge einfach mal kommen zu lassen – auf allen Ebenen. Mit all der Launenhaftigkeit und Unberechenbarkeit des Aprils. Ich tausche an diesem Tag bewusst das olle Pupskissen gegen weiche anschmiegsame Stoffe, den Scherzartikel gegen sinnliche Momente und den ausgedienten Witz gegen neuentdeckte Göttlichkeit.
Zum 1. April kannst du dir die folgenden Fragen als Inspiration stellen:
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Welchen Weg möchte ich beschreiten?
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Was möchte ich kommen lassen?
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Wie kann ich die Venus in mir feiern?
Du kannst dazu das oben beschriebene Myrte-Ritual machen, deinen Venushügel erobern, dir einen wunderbar sinnlichen Abend gönnen oder deiner schöpferischen kraft Ausdruck verleihen. Für was auch immer du dich entscheidest, ich wünsche dir viel Freude dabei.
Ich feiere meine innere Venus ja jeden Freitag mit dem #femininefriday – und wünsche dir viel Freude beim Feiern deiner Venus!
In Sisterhood