Wenn du diesen Beitrag liest, dann hast du höchstwahrscheinlich schon von femininer und maskuliner Energie gehört. Und du bist wahrscheinlich mit allerlei Idee und Mythen, die damit zusammenhängen konfrontiert worden. Denn oft wird feminine und maskuline Energie mit weiblicher und männlicher Energie gleichgesetzt. Und das ist ehrlicherweise Bullshit.

In vielen Weisheitstraditionen gibt es den Hinweis auf 2 Energien, die sich ergänzen, unterstützen und miteinander spielen. Was allerdings in der westlich spirituellen Szene ganz oft passiert, ist, dass diese Energien gegendert werden, sprich: maskulin wird mit männlich gleichgesetzt und feminin mit weiblich. Oder um es genauer zu sagen: maskulin wird mit der patriarchalen Vorstellung von Männlichkeit gleichgesetzt. Feminin wird mit der patriarchalen Vorstellung von Weiblichkeit gleichgesetzt. Und passiert es – vor allem in der spirituellen Szene – immer wieder, dass Frauen, die in heterosexuellen Beziehungen sind oder eine wollen, gesagt wird, dass sie einfach zu viel maskuline Energie haben und nicht genug in ihrer feminine Energie wären. In diesem Moment wird das Narrativ von femininer und maskuliner Energie verwendet wird, um Frauen wieder zu erzählen, dass sie nicht gut genug sind, dass sie etwas nicht richtig machen und dass sie sich verändern müssen. Und deswegen ist es eben so problematisch. Denn dort wird ein veraltetes Bild von Weiblichkeit mit der femininen Energie gleichgesetzt – und es wird ganz fies manipuliert und den Frauen das Gefühl gegeben, sie wären das Problem.

Das fatale Gendern von Energien

Noch einmal: maskuline Energie ist nicht gleich männliche Energie, feminine Energie ist nicht gleich weibliche Energie. Das ist substanziell, dass wir uns daran erinnern. In dem Moment, wo wir maskuline Energie dem Männlichen zuordnen und feminine Energie dem Weiblichen zuordnen, gehen wir ins Gendern und damit verhunzen wir das Konzept, das dahintersteht. Denn: es geht nicht darum, wer der bessere Mann und wer die bessere Frau ist. Es geht darum, dass wir Energien in uns haben, die jede und jeder von uns in sich hat, egal ob Mann oder Frau. Jede und jeder von uns hat feminin oder maskulin Energie in sich – auch jede non-binäre Person trägt beide Energien in sich. Und es gibt Männer mit viel femininer Energie und Frauen mit viel maskuliner Energie, ohne dass diese direkt schwul oder lesbisch sein müssen. Denn diese Energien haben nichts mit unserem sexuellen Ausdruck oder unserer sexuellen Präferenz zu tun.

In unserer Gesellschaft sind wir tendenziell so gepolt, dass wir die maskuline Energie fördern, dass wir sie als zielorientiert, nach außen gehend, fokussiert, Struktur schaffend wahrnehmen. Doch sind wir ehrlich: nicht jeder Mann ist zielorientiert, fokussiert und schafft Struktur. Das heißt: Maskulin hat erstmal nicht grundsätzlich etwas mit männlich sein zu tun. Genauso wie wir angefangen haben das Feminine als nährend, unterstützend und umsorgend zu bezeichnen, was dazu führt, dass Frauen erzählt wird, so ist die feminine Energie, so ist wie wir dich haben wollen. Doch feminine Energie ist in Wahrheit Chaos, feminine Energie ist Tod und Leben, feminine Energie ist Schöpfung aus dem Schlamm, feminine Energie ist Kreatives fließen lassen, feminine Energie ist Schöpfung, Familie, und Fucking Orgasmus. Das hat erstmal nicht mehr so viel mit unterstützen zu tun.

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Es ist einfach nicht richtig, dass alle Frauen mehr feminine Energie haben, und es ist nicht richtig, dass alle Männer mehr maskuline Energie haben. Das ist patriarchaler Bullshit, der dazu führt, dass wir in alten Rollenverteilungen hängen bleiben. Weiblichkeit hat so viel mehr Facetten als das, was uns die Gesellschaft erzählen möchte, und das, was uns die Gesellschaft glauben machen möchte. Weiblichkeit kann mit total viel maskuliner Energie existieren, Weiblichkeit kann mit total viel femininer Energie existieren. Beides und alles dazwischen ist ein Ausdruck der Weiblichkeit.

Wenn wir jetzt zurückgehen in die Art und Weise, wie die Menschen die Welt gesehen haben, bevor es den monotheistischen Gott gab, dann erinnern wir uns daran, dass es die Göttin gab, die facettenreich dargestellt wurde. Das ist genau das, worum es geht: durch die monotheistische Perspektive gibt es nur eine Option, wie du Frau sein darfst. Es gibt nur eine Option, wie du Mann sein darfst. Und somit gibt es nur eine Form des Ausdrucks der femininen Energie und eine Form des Ausdrucks der maskulinen Energie. Alles andere muss wegfallen, denn im Patriarchat brauchen wir das Duale, wir brauchen das Festgelegte, damit „A“ sich besser fühlen kann als „B“, damit Der Mann das Gegenteil der Frau sein kann.

Das ist das Konzept, was dafür sorgt, dass wir uns so sehr einschränken. Denn die mögliche Bandbreite, der volle Regenbogen, die Vielfältigkeit Vielfältigkeit ist in unserer Gesellschaft nicht vorgesehen, weil sie den Raum von gut / schlecht, ja / nein,  Mann / Frau sprengen würde und damit das Grundkonzept, auf dem diese Gesellschaft wirklich aufgebaut. Immer noch. Lasst uns gemeinsam zurückgehen in die wahre Weite, lasst uns zurückgehen in diese Öffnung, in das uns „uns selbst erlauben“, lass uns unseren eigenen Weg von Weiblichkeit zu finden.

Freier Ausdruck ist Sisterhood

Und das ist eben auch ein Bestandteil von Sisterhood – wahrer Solidarität und Souveränität. Denn da musst du deine ureigene Weiblichkeit nicht leben, wie ich meine Weiblichkeit lebe, Dein Ausdruck deiner femininen Kraft, deiner femininen Energie kann ein anderer sein als meiner, weil wir innerlich vielleicht ganz unterschiedlich sind.

Wenn du also das nächste Mal hörst von dem Narrativ, dass du nicht feminin genug bist oder dass du mehr in deine feminine Energie gehen musst, dann kannst du laut sagen: BULLSHIT! Denn dann geht es in den allermeisten Fällen nur darum, dir zu sagen, dass du nicht richtig bist. Es ist patriarchaler Bullshit. Dann geht es darum, dich in eine Box zu zwingen, dich anders zu machen als du wirklich bist und dich wirklich einzuschränken. Das muss aufhören, vor allem und überhaupt in der spirituellen erwachten Blase.

Sei diejenige, die du wirklich bist und nicht diejenige, die dir erzählt werden, die du sein musst.

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