Ich habe lange überlegt, worum es in dieser ersten Folge gehen soll. Und ganz oft habe ich das Gefühl, es muss ja mit einem Bam Boom Bang sein und habe mich dann dann an meine eigenen Worte erinnert, dass es nicht immer um das Spektakuläre geht, sondern dass die Magie ganz oft im Unspektakulären liegen kann. Und das ist ja auch das, was Spoken Medicine eigentlich ist.

Wir lauschen Dingen, wir hören zu. Und dadurch, dass wir zuhören, können sie uns verändern, können sie uns berühren und können sie einen neuen Weg schaffen. Und wenn wir da jetzt reingehen, dann ist das erste Thema für mich eigentlich total naheliegend, denn dann ist es der Unterschied zwischen Hören und Zuhören. Und was die Magie von Zuhören ist und wie wir die für uns im Hier und Jetzt im Alltag auch wirklich nutzen können. Und vor allem, was es auch in unseren Beziehungen verändern kann. Denn da ist so viel, wenn es um das Zuhören geht.

Wer hört ist nur bei sich.

Wer zuhört ist bei der anderen Person.

Kaja Andrea

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Indigenes Zuhören bedeutet auch

mit dem offenen Herzen zuzuhören.

Das verändert den Raum und auch mich.

Kaja Andrea

Eine Sache, die mir aufgefallen ist, wenn es um Hören und Zuhören geht, ist etwas, bei dem ich selber  super, super guilty war. Ich war nicht aktive Zuhörerin, sondern Hörerin. Du kannst mal für dich schauen, ob dir das genauso geht. Wenn du mit einer Freundin zum Beispiel irgendwo sitzt und ein Gespräch führt und die vielleicht von einem Problem erzählt oder von irgendetwas erzählt, was sie hat, was sie beschäftigt. Bei mir war es oft so, dass ich sie gehört habe und gleichzeitig innerlich schon angefangen habe, Lösungen zu formulieren, Antworten zu formulieren oder ähnliches. Ich habe also die andere gar nicht wirklich aussprechen lassen. Sondern ich habe schon im Zuge dessen, wenn jemand mir etwas erzählt, gemerkt, dass in mir ein Impuls entstanden ist und habe den sozusagen als potenzielle Antwort parat gehabt. Und meistens waren dann so zwei, drei potenzielle Antworten, je nachdem, wie lange diejenige erzählt hat. Was das ist, ist, dass ich nicht zuhöre, sondern ich höre, Ich kriege einen Impuls vom Außen und kriegt daraufhin einen Reiz, ein Impuls aus mir heraus. 

Wenn ich zuhöre, dann lasse ich der Person, die mir gegenübersitzt, die Zeit auszureden und halte diesem Menschen den Raum, während er oder sie redet. Wenn ich zuhöre, lass ich das dann einen Moment sacken? Quasi wie das Ausatmen. Einatmen. Dieser Moment zwischen den Atemzügen, bevor ich Luft hole, um dann meine Dinge in die Welt zu bringen. Das ist ein riesiger Unterschied. Denn meine Antwort wenn es überhaupt darum geht, dass ich auf etwas antworte, wird eine ganz andere sein. Denn sie wird nicht mehr aus meinem Reiz-Reaktions-Impuls kommen, sozusagen, sondern sie entsteht aus dem Raum, der entsteht, wenn alles gesagt wurde. Alles wahrgenommen wurde, gefühlt wurde. Und dann kann ich darauf hin antworten. Und der Unterschied ist auch, dass das dann meistens eine verkörperte Antwort ist und keine verkopfte Antwort ist. Denn unser Verstand hat die Tendenz, möglichst schnell zurück zu feuern. Das ist diese da weiß ich was, da kann ich was zu sagen, da habe ich die bessere Lösung, anstatt rein zu fühlen, was es eigentlich ist, was unser Gegenüber braucht. Und das ist auch etwas, was ich für mich gelernt habe.

Wirkliches Zuhören lässt eine Intimität entstehen,

die tiefer geht als Sex.

Kaja Andrea

Wenn ich meine Geschichte mit dir teile, dann trägst du ein Stück von mir mit dir. Ich vertraue mich dir an.. Ich öffne mich dir. Und wenn du dich mehr öffnest, dann öffnen wir uns gegenseitig. Das ist das, wo die Magie passieren kann.

Dieser Text ist nur ein Auszug aus alldem, worüber ich in der Folge spreche. Das ganze Transkript findest du weiter unten. Ich hoffe, dass ich dich mit dieser Folge ein bisschen berühren konnte, dass zwischendurch nicht das Nudelwasser übergekocht ist, sondern dass du vielleicht einen wunderbaren Spaziergang gemacht hast, in der Bahn gesessen hast und aus dem Fenster geschaut hast. Oder vielleicht wirklich einfach nur mit einem Tee gesessen und mir gelauscht hast. Und ich freue mich. Von dir zu erfahren, wie es dir damit geht. Hinterlasst mir gern ein Kommentar unter dieser Folge. Was das Thema Hören und Zuhören mit dir macht und was deine Erfahrungen damit sind.

In Sisterhood, Kaja.

 

Hier findest du das komplette Transkript
[00:00:08.220]

Spoken Medicine mit Kaja. Andrea.

 

[00:00:25.450]

Hallo und herzlich willkommen zur ersten offiziellen Folge.

 

[00:00:29.650]

Vom Spoken Medicine Podcast.

 

[00:00:34.390]

Mein Name ist Kaja Andrea. Ich bin dein Podcast-Host, Storytellerin, liebe es, alten Geschichten zu lauschen. Und vor allem liebe ich es, Frauen dabei zu begleiten, ein Leben zu kreieren, welches wirklich stimmig für sie ist. Und ich habe lange überlegt, worum es in dieser ersten Folge gehen soll. Und ganz oft habe ich das Gefühl, es muss ja mit einem Bam Boom Bang sein und habe mich dann dann an meine eigenen Worte erinnert, dass es nicht immer um das Spektakuläre geht, sondern dass die Magie ganz oft im Unspektakulären liegen kann. Und das ist ja auch das, was Spoken Medicine eigentlich ist. Es ist dieses Wir lauschen Dingen, wir hören zu. Und dadurch, dass wir zuhören, können sie uns verändern, können sie uns berühren und können sie einen neuen Weg schaffen. Und wenn wir da jetzt reingehen, dann ist das erste Thema für mich eigentlich total naheliegend, denn dann ist es der Unterschied zwischen Hören und Zuhören. Und was die Magie von Zuhören ist und wie wir die für uns im Hier und Jetzt im Alltag auch wirklich nutzen können. Und vor allem, was es auch in unseren Beziehungen verändern kann. Denn da ist so viel, wenn es um das Zuhören geht.

 

[00:01:48.910]

Und da möchte ich dir als allererstes diese Frage stellen. Wenn du mich jetzt hörst, hörst du mir zu oder hörst du mich? Machst du gerade andere Dinge nebenher bist du beschäftigt? Hast du mich als beruhigende Hintergrundstimme irgendwo laufen? Oder bist du mit deiner Präsenz hier, in dieser Konversation, in dieser Spoken Medicine, in diesem Moment und spürst das, was ich sage und fühlst dich da rein? Denn das ist der Unterschied zwischen Hören und Zuhören. Ich höre das Kind schreien, ich höre das Auto hupen. Ich nehme ganz viele Geräusche im Alltag wahr. Ich höre, wenn meine Nachbarn sich streiten. Ich höre nicht unbedint zu, wenn meine Nachbarn sich streiten. Und das ist genau das. Die Aufmerksamkeit, die wir Dingen geben.

 

[00:02:45.730]

Wenn ich jemandem zuhöre verändere ich meine Energie. Im Alltag ist es aber ganz oft so, dass uns auch gesagt wird „Hörst du mich nicht?“ „Hör doch mal hin“ „hör mal her!“ Oder wir sagen „Ja, ich höre dich“. Das bedeutet eben nicht das Gleiche wie „Ja, ich hör dir zu“. Und deswegen ist dieser ja kleine, aber feine Unterschied für viele von uns abhandengekommen. Und ich muss ganz ehrlich sagen, für mich hat es auch eine ganze Zeit gedauert, bis ich wieder eine richtig gute Zuhörerin werden konnte. Das war vielleicht nach außen hin nicht sichtbar, aber Zuhören ist eben auch ein innerer Prozess. Also was Hören ist, ist, glaube ich, deutlich geworden. Es sind all die Dinge, die wir von außen aufnehmen. Und das gilt zum Beispiel auch für Musik. Um da noch mal so ein Beispiel zu nehmen Wenn ich Musik höre, dann habe ich die oftmals so im Hintergrund laufen, die begleitet mich vielleicht als Gedudel durch den Tag. Wenn ich ihr zuhöre dann kann sie mich berühren.

 

[00:03:48.880]

Ich habe das für mich zum Beispiel gemerkt. Ich habe gerne EMDR Musik, während ich Dinge mache laufen, weil sie mir hilft meine Gehirn-Prozesse zu unterstützen. EMDR ist eine Technik, die auch in der Traumaarbeit angewandt wird und ich habe da damals eine Ausbildung drin gemacht und fand es faszinierend, dass man eben nicht nur durch diese Handbewegungen, wo man die Augen von rechts nach links bewegt, für den Klienten oder den Kunden dinge verändern kann, sondern eben auch durch den auditiven impuls, das Ding Dong beispielsweise in den Kopfhörern. Und ich nutze das für mich im Alltag und habe das auch ganz lange gemacht. Und ich habe eine Sache festgestellt Wenn ich das wirklich so nebenher mache, mein voller Fokus woanders ist, dann unterstützt mich das EMDR bzw. die EMDR Musik dabei, gut und effizient arbeiten zu können und konzentriert zu bleiben. Was sie allerdings nicht tut ist das, was passiert, wenn ich ihr zuhöre. Das heißt, wenn ich mich genau auf diese Musik einlasse und eben nichts anderes tu, sondern spüre, was ist da? Dann hilft sie mir, durch emotionale Prozesse zu gehen. Dann hilft sie mir, herausfordernde Emotionen zu bewältigen. Dann kann sie mir helfen, durch traumatische Trigger zu gehen, also die aufzulösen und zu transformieren in dem Moment, wo sie geschehen, bzw. wenn ich mich noch mal bewusst mit ihnen verbinde. Die Qualität wird also eine ganz andere. Die Musik ist die gleiche doch ich wie ich damit umgehe, entscheide darüber, wie das Ganze für mich wirkt und bei mir wirkt.

 

[00:05:32.020]

Und wenn wir das jetzt übertragen auf eine andere Person, dann zeigt es auch schon, was für ein Unterschied das macht, ob ich jemanden höre oder ob ich jemandem wirklich zuhöre. Eine Sache, die mir aufgefallen ist, wenn es um Hören und Zuhören geht. Und da bin ich selber, Hand hoch, super, super guilty, wenn man sagen will. Ich war aktiv, nicht aktive Zuhörerin, sondern Hörerin. Und da kannst du mal für dich schauen, ob dir das genauso geht. Wenn du mit einer Freundin zum Beispiel irgendwo sitzt und ein Gespräch führt und die vielleicht von einem Problem erzählt oder von irgendetwas erzählt, was sie hat, was sie beschäftigt. Dann gibt es diese Möglichkeit und das war bei mir ganz oft so, dass ich ihr, dass ich sie gehört habe und gleichzeitig innerlich schon angefangen habe, Lösungen zu formulieren, Antworten zu formulieren oder ähnliches. Ich habe also den anderen die andere gar nicht wirklich aussprechen lassen. Sondern ich habe schon im Zuge dessen, wenn jemand mir etwas erzählt, gemerkt, dass in mir ein Impuls entstanden ist und habe den sozusagen als potenzielle Antwort parat gehabt. Und meistens waren dann so zwei, drei potenzielle Antworten, je nachdem, wie lange diejenige erzählt hat. Was das ist, ist, dass ich nicht zuhöre, sondern ich höre, Ich kriege einen Impuls vom Außen und kriegt daraufhin einen Reiz, ein Impuls aus mir heraus. Sprich das Kind schreit und ich kann darauf reagieren. Muss ich nicht.

 

[00:07:08.070]

Wenn ich zuhöre, dann lasse ich der Person, die mir gegenübersitzt, die Zeit auszureden und halte diesem Menschen den Raum, während er oder sie redet. Wenn ich zuhöre, lass ich dann einen Moment sacken? Quasi wie das Ausatmen. Einatmen. Dieser Moment zwischen den Atemzügen, bevor ich Luft hole, um dann meine Dinge in die Welt zu bringen. Das ist ein riesiger Unterschied. Denn meine Antwort wenn es überhaupt darum geht, dass ich auf etwas antworte, wird eine ganz andere sein. Denn sie wird nicht mehr aus meinem Reiz-Reaktions-Impuls kommen, sozusagen, sondern sie entsteht aus dem Raum, der entsteht, wenn alles gesagt wurde. Alles wahrgenommen wurde, gefühlt wurde. Und dann kann ich darauf hin antworten. Und der Unterschied ist auch, dass das dann meistens eine verkörperte Antwort ist und keine verkopfte Antwort ist. Denn unser Verstand hat die Tendenz, möglichst schnell zurück zu feuern. Das ist diese da weiß ich was, da kann ich was zu sagen, da habe ich die bessere Lösung, anstatt rein zu fühlen, was es eigentlich ist, was unser Gegenüber braucht. Und das ist auch etwas, was ich für mich gelernt habe.

 

[00:08:33.030]

Wirklich einmal durchzuatmen, bevor ich antworte. Vor allem in Unterhaltungen, in die ich Tiefe bringen möchte, in die ich Intimität bringen möchte und in die ich wirklich gehen möchte, um eine Beziehung zu kultivieren. Das ist nur dann möglich, wenn wir uns erlauben, diesen Raum zu haben, um einmal durchzuatmen. Und das ist wirklich so mein allererster Tipp auch in dieser Folge: wenn du immer das Gefühl hast, dass du irgendwie nicht tief genug kommst, in Unterhaltung oder in Beziehung mit anderen Menschen, da mal rein zu spüren, für dich auch zu gucken, habe ich die Antwort schon parat oder meinen Kommentar schon parat, bevor der andere oder die andere wirklich ausgeredet hat. Denn dann bist du nicht wirklich da. Dann ist dein Kopf da. Und dann können wir natürlich schwierig in Beziehung gehen, weil wir nicht wirklich präsent sind.

 

[00:09:29.350]

Es ist so eine Ebene zwischen Hören und Zuhören. Ich kann das Kind schreien hören oder ich kann die Ebene des Schreiens wahrnehmen und merken. Auch Babys haben unterschiedliche Schreie. Ein Ä und ein A können unterschiedliche Signale sein. Wenn ich nur höre, dann bin ich diejenige, die das Baby hoch nimmt und schüttelt und schüttelt und schüttelt und sich wundert, warum es nicht aufhört. Wenn ich zuhöre, dann lerne ich, was verschiedene Signale bedeuten. Und auch das nochmal, wie ich in diese Unterhaltung eingehe, mit meiner Freundin, mit meinem Bekannten, mit eigentlich jedem Menschen ist zum Beispiel auch etwas, was total entscheidend ist für meine Fähigkeit des Zuhörens. Und ich habe das damals gelernt. Und es war eine harte Schule für mich, weil ich jemand bin, der immer schnell reagieren wollte, weil es in mir ein Teil gibt, meinem Verstand, der es mal blitzschnell sagt „zack, zack. Zack, zack, Das weiß ich , weiß die Antwort, Ich habe die Lösung parat“. Und ich habe auch immer ganz viele Lösungen parat. Bis ich irgendwann gelernt habe, die Leute wollen gar nicht immer Lösungen haben, sondern manche wollen einfach nur mal gerade, dass ihnen jemand zuhört und würdigt, was ist und anerkennt, was ist. Oder dass jemand ins Mitgefühl geht über die Situation. Sie brauchen nicht unbedingt eine Lösung. Wir sind in unserer Gesellschaft oft auf Lösungen geben gepolt. Nur das ist es nicht, was es immer braucht. Und auch da habe ich zum Beispiel gelernt, um wirklich gut zuhören zu können, wenn ich in eine Unterhaltung gehe mit einer Freundin und da merke ich, da kommt was hoch; bevor wir tiefer gehen, sage ich: „kannst du mir sagen, was du von mir brauchst oder was du dir von mir wünscht? In dieser Unterhaltung, in dieser Konversation?“ Möchtest du, dass ich dir den Raum halte?- weil sie sich vielleicht einfach verbal auskotzen muss? Vollkommen in Ordnung. Möchtest du ein Ratschlag oder wünschst du dir ein Feedback auf irgendetwas? Möchtest du, dass ich das bewerte beurteile. Was brauchst du? Und sie kann auch sagen „ich weiß es nicht“ und das ist auch okay. Nur dann kann ich auch noch mal anders in mein Zuhören gehen, weil wenn ich ganz klar weiß, jemand möchte keinen Rat, jemand möchte eigentlich nur gerade Raum, um auszudrücken, was er ausdrücken möchte. Dann wird meine Art des Zuhörens eine ganz andere. Dann geht mein Körper eine ganz andere Energie. Und auch das ist etwas, was wir ausprobieren können.

 

[00:12:05.310]

Ich habe eine Freundin in den USA. Und die ist Native American und ist noch ganz anders in der oralen Übertragung in der Spoken Medicine verbunden. Also reden ist da noch ganz, ganz anders bei Reden eben nicht nur quatschen ist, sondern reden Geschichten erzählen bedeutet. Und das war am Anfang für mich mit meinem westlichen Gehirn richtig, richtig schwierig. Sie ist für mich eine Meisterin dessen, dass ich gelernt habe, zuzuhören. Und zwar auch zuzuhören, wenn es nicht in meine zeitliche Agenda passt. Zuzuhören, wenn ich meine, worum es geht, zu wissen. Um mich da überraschen zu lassen und zu merken, es geht gar nicht darum. Also auch das noch mal so eine Fähigkeit, nicht nur zu hören, sondern zuzuhören. Und immer, wenn sie Dinge geteilt hat, war das. Oder sind es immer noch häufig. Nicht, dass es in zehn Minuten passiert, sondern dass es eher so eine Stunde braucht. Das heißt, ich weiß, dass sie Raum braucht. Ich weiß auch, dass sie ein Mensch ist, der Dinge verbal verarbeitet. Thema zuhören. Was ich auch gelernt habe Es gibt Menschen und ich zähl da zum Teil auch zu. Ich weiß, bestimmte Dinge muss ich verbal verarbeiten. Die müssen Dinge aussprechen, um sie in ihrem System verarbeiten zu können. Das bedeutet, dass deren Bedürfnisse zum Beispiel gar nicht erst von dir eine Antwort zu bekommen, sondern das größte Geschenk, was du ihnen geben kannst, ist, in den Raum zu halten, während sie durch diesen Prozess gehen des Verbalen verarbeiten. Auch das noch mal super interessant, wenn wir mit Menschen zusammen sind. Die Qualität des Zuhörens. Weil ich dann auch entscheiden kann, Auf welcher Ebene höre ich zu? Wie höre ich zu? Diese Freundin macht es bis heute, dass sie mir teilweise Sprachnachrichten hinterlässt die 20 Minuten lang sind. Was für mich super, super lang ist. Wenn wir uns sehen und da werden wir summen, dann sind das lange, lange Geschichten und es ist nie ein kurzer Zoomcall. Und mittlerweile kann ich das richtig gut, weil ich eine Sache verstanden habe: dass selbst wenn sie die gleiche Geschichte erzählt, sie nie die gleiche Geschichte erzählt. Sondern dass ich entscheiden kann, wie ich in diese Unterhaltung reingehe. Und am Anfang war das so, dass es für mich total herausfordernd war, weil ich immer dachte: „Fass es doch kurz zusammen. Komm auf den Punkt. Sag mir doch, worum es geht.“ Erstens habe ich dann verstanden, dass es zum Teil wirklich dieses verbale Verarbeiten. Und zum anderen habe ich etwas gelernt bei meinen Native American Freundinnen und Schwestern. Und das ist die Magie des offenen Zuhörens. Und die Intention zu nehmen, das was wäre wenn in dieser Geschichte ein Nugget, ein Goldstück für mich vorhanden ist. Und ich mich dem nur öffnen muss, damit ich es finden kann. Was wäre, wenn das aber nur möglich ist, wenn ich mit meinem Herz offen bleibe, während ich zuhöre und das nicht verschließe und nicht innerlich in einen anderen Dialog gehe. Und das war für mich wirklich nicht einfach. Und ich habe das gelernt. Und ich habe gelernt, dass ich über die Jahre davor viele Goldnuggets weggeschmissen habe und nicht gesehen habe.Ich habe gedacht meine Güte, wir suchen alle immer nach diesen Momenten. Wir suchen alle immer nach diesen magischen Verbindungen. Und für mich hat sich herausgestellt, Sie sind da. Wenn ich mit offenem Herzen anfange, Menschen zuzuhören. Was dem ich dann auch passiert, ist, dass ich anders anfange zu kommunizieren. Meine Art und Weise des Erzählens hat sich verändert. Ich habe einen größeren Raum bekommen, um Geschichten zu erzählen, die ich früher in meinem sehr westlichen Mindset sozusagen gar nicht erzählt hätte, weil ich es kurz und knackig halten möchte, weil uns beigebracht wird, dass wir nicht so viel Raum einnehmen dürfen, nicht zu viel Zeit einnehmen dürfen. Und das ist eine ganz besondere Qualität für die ich sehr sehr dankbar bin.

 

[00:16:39.190]

Ich habe in meiner Zeit mit den Großmüttern, dem Rat der 13 indigenen Großmütter, auch eine Sache gelernt, die ich heute mit dir teilen möchte. Und zwar ist es die Macht der Wiederholung. Ganz oft ist es so, dass wir auch vor allem zu älteren Leuten schon mal erzählt. Und ich meine jetzt nicht die Wiederholung des Dementen oder des Vergesslichen, sondern die Wiederholung der Dinge, der Geschichten, die wichtig sind. Wenn wir zurückdenken. Wirklich zurückdenken vor dem Buchdruck. Da gab es das Feuer abends und Geschichten. Und jeder von uns hatte eine bestimmte Anzahl von Geschichten, die er erzählt hat. Und jede Großmutter am Herdfeuer hatte eine bestimmte Anzahl von Geschichten, die sie uns erzählt hat. Und jetzt war es sicherlich nicht so, dass die Kinder dort gesessen haben, gesagt haben. Nein, die wollen wir nicht mehr hören, weil die haben wir schon mal gehört. Sondern und das habe ich wie gesagt, meine amerikanischen Freunden und Schwestern gelernt, sich hinzusetzen und zu sagen: „Ich höre diesmal wieder mit offenem Herzen zu“. Und was ich gemerkt habe ist die Geschichte ist nie die gleiche. Wenn ich mich öffne, dann kann ich immer wieder eine neue Geschichte hören. Weil es immer wieder einen anderen Aspekt gibt, der mich berührt, weil ich nie die gleiche bin, die an diesem Herdfeuer sitzt, weil ich neue Dinge gelernt habe, weil ich das letzte Mal in der Geschichte vielleicht einen Aha-Moment hatte und damit ja schon wieder als andere Person da reingehe. Und weil es damit einen Raum gibt dafür, dass nicht immer alles neu sein muss und ich immer neuen Input brauche und immer immer mehr mich füttere -bisschen Instagram Feed mäßig, nee, da muss immer jeden Tag was Neues rein. Sondern es gibt – für mein Nervensystem übrigens total beruhigend – einen Fundus, auf den ich zurückgreifen kann. Von dem ich weiß, wenn ich mich auf dessen Weisheit verlasse, wird er mich lange, lange nähren. Ich habe noch nie so oft wie in den USA die gleichen Geschichten immer wieder gehört. Ich habe noch nie so oft wie bei meinen „meinen Großmüttern“, den Großmüttern aus dem Council der 13 indigenen Großmütter, die gleichen Geschichten immer wieder gehört. Es war am Anfang echt herausfordernd, und als ich mich darauf eingelassen habe, wirklich zuzuhören, bin ich jedes Mal rausgegangen und habe gedacht. Wow! Das hat mich berührt. Das hat mich verändert.

 

[00:19:27.500]

Und das ist die Kraft des Zuhörens. Weil was da passiert ist, dass ich bereit bin, dass jemand anderes mich berührt bis in mein Herz und bis in meine Seele. Und das ist der Moment, wo wir bereit sind, mit jemandem anders in Beziehung zu gehen, mit einem anderen Menschen in Beziehung zu gehen. Und das ist das, was im Alltag eben oft nicht passiert. Was in vielen Beziehungen heutzutage nicht mehr passiert. Denn vielleicht trauen wir uns gar nicht, uns zu öffnen. Vielleicht wissen wir gar nicht mehr, wie das geht. Vielleicht haben wir Angst davor. Zuhören ist ein guter Start dafür, seine Beziehung wirklich zu vertiefen. Und die Intimität in die Beziehung zu bringen, die wir uns so sehr wünschen. Denn es gibt, das ist noch mal ganz wichtig, diese physische Intimität, das ist die oberflächliche Intimität. Die erste, die wir sehen. Sex. Oh Gott, ich möchte mit meinen Partner Sex haben, mit dem intim werden. Für mich ist die Intimität, die wirklich heilt, die, in der ich mich in einem Raum befinde in der ich, indem ich zum einen mich dem anderen so weit öffne in meinem Herzen, meiner Seele, dass ich ihm erlaube, mich mit seinen Worten zu berühren. Mich dem anderen so weit hingebe, dass ich ihm kein Zeitlimit festlege, keine Bewertung gar nicht, sondern wirklich vollkommen offen mich überraschen zu lassen. Wer ist diese Person? Was bewegt diese Person? Und was zeigt sie mir gerade? Und dieses Geschenk anzunehmen. Und natürlich auch zu wissen, dass wenn da jemand ist, der mir zuhört, dass der das Gleiche für mich tut. Und das ist für mich ein intimer Raum, der so viel tiefer geht, jenseits von meinem Körper. Dass es mich immer wieder berührt. Und du merkst es jetzt an der Stimme: das ist der Safe Space, den wir schaffen können. Mit jeder Person, mit der wir in Beziehung gehen. Und wenn wir da reingehen und uns erlauben, uns so behandeln zu lassen, wie ich jetzt wieder berührt werde, durch die Erinnerungen, die hochkommen, dann können wir wirkliche Intimität kreieren, in einer Art und Weise, wie wir uns das, glaube ich, im Alltag oft nicht vorstellen können. Und vor allem sind wir dann wieder miteinander. Denn wenn ich meine Geschichte mit dir teile, dann trägst du ein Stück von mir mit dir. Ich vertraue mich dir an.. Ich öffne mich dir. Und wenn du dich mehr öffnest, dann öffnen wir uns gegenseitig. Das ist das, wo die Magie passieren kann.

 

[00:22:21.760]

Das ist Spoken Medicine. Und so hoffe ich, dass ich dich mit dieser Folge ein bisschen berühren konnte, dass zwischendurch nicht das Nudelwasser übergekocht ist, sondern dass du vielleicht einen wunderbaren Spaziergang gemacht hast, in der Bahn gesessen hast und aus dem Fenster geschaut hast. Oder vielleicht wirklich einfach nur mit einem Tee gesessen und mir gelauscht hast. Und ich freue mich. Von dir zu erfahren, wie es dir damit geht. Hinterlasst mir gern ein Kommentar unter dieser Folge. Was das Thema Hören und Zuhören mit dir macht und was deine Erfahrungen damit sind. Und wenn dir diese Folge gefallen hat, wenn dir dieser Podcast gefällt, dann lade ich dich natürlich ein, allen Kanälen deine Sternchen zu verteilen und vor allem natürlich bei Apple deine fünf Sterne zu verteilen, wenn du möchtest und mir einen Kommentar zu hinterlassen. Denn dadurch können wir dafür sorgen, dass der Podcast von noch mehr Menschen gefunden werden kann, gehört werden kann und die Spoken Medicine in die Welt kommt. Ich wünsche dir jetzt erst mal viel Freude beim anwenden dessen, was dich vielleicht berührt oder inspiriert hat und freue mich aufs nächste Mal.

 

[00:23:50.420]

In Sisterhood, Kaja.

 

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