Bald ist Muttertag. Der Moment, in dem wieder kiloweise Schokolade und büschelweise Blumen durch die Republik gekarrt werden, um die Frau in ihrer Mutterrolle zu zelebrieren. Im Gegensatz zu den Vätern am Vatertag, sind die Mütter nicht feiernd in den Straßen und auf den Feldern unterwegs., sondern sitzen sittsam zwischen ihren Liebsten und bekommen ihre Geschenke. Mal wieder bleibt die Frau brav in dem ihr zugedachten Rahmen.

Das diese beiden Tage so unterschiedlich begangen werden hat den folgenden Grund, während einer einen heidnischen Ursprung hat, ist der andere in Wahrheit ein Todes-Gedenk-Tag. Und was für eine Überraschung – der Muttertag hat in der Tat keine heidnischen Wurzeln!  Auch wenn es schon immer Fruchtbarkeitsgöttinnen und Muttergöttinnen gab, denen man gehuldigt hat, so wurde dies nicht am 2. Samstag im Mai getan. Dies hat seinen Ursprung in einen christlich-methodistischen Szenario.

Von Methodisten zum Muttertag

1907 starb die Mutter von Ann, einer engagierten Methodisten-Christin in den USA. Anns Mutter war in der Gemeinde sehr bekannt, weil sie sich im Weltkrieg engagiert hatte und auch in der Gemeinde aushalf. Und weil so viele Menschen Anns Mutter schätzen, beschloss diese kurzerhand einen Gedenktag für ihre Mutter zu veranstalten. An dem 2. Samstag im Ma 1907. Es kamen so viele Menschen, dass das Ganze im Folgejahr einfach wiederholt wurde und man auch der anderen toten Mutter gedachte. Und schon 2 Jahre später wurde der Muttertag zu einem Ding. Eine Gedenkfeier für verstorbene Mütter.

Die Blumenindustrie hüpfte schnell auf den Zug auf und zack zack verselbständigte sich das Ganze ziemlich flott. Denn man braucht ja Blumen für Gedenken und so. 1922 wurde bei uns der erste Muttertag gefeiert und die Nazis übernahmen den Muttertag, der mittlerweile seine Bedeutung verändert hatte. Die gute Ann hat zu ihren Lebzeiten noch versucht das Ganze abzuwenden, denn sie betonte immer wieder, dass sie gegen die Kommerzialisierung und was damit einher ging war. Es half nichts.

Rollendefinition für eine Frau

Heutzutage feiern wir die Mutter in ihrer Rolle als Gebärende, als Versorgende, als Care-Geberin und die Industrien haben sich diesen Muttertag zu eigen gemacht. Mütter sind großartig, aber sie auf diese Rolle zu minimieren, um sie zu feiern finde ich schräg. Für den Muttertag gibt es keinen wirklichen Ursprung in dem Sinne, es ist ein rein industriell entwickelter Tag. Und was passiert am Muttertag? Wir nehmen die Frau und ehren die Mutterschaft, die Gebärfähigkeit, die Hingabe der Frau an ihre Familie, an ihre Kinder, an diese Rolle, in der sie ist, an die kleine Welt, die innere Welt, wie auch immer man das nennen möchte.

Ich feiere jede Frau jeden Tag. Es ist wunderbar, wenn sie eine dafür entscheidet Mutter zu sein und gerne Kinder in die Welt zu bringen und sie groß zu ziehen. Das hat meinen absoluten Respekt. Gleichzeitig finde ich es wichtig, diese Frauen nicht auf die Mutterrolle zu reduzieren, wie es der Muttertag macht. Sondern genau hinzugucken was eigentlich dahintersteht und was die Grund-DNA des Tages ist, den wir feiern. Und das ist nun einmal die Gedenkfeier für eine tote Mutter.

Demgegenüber hat der Vatertag schon tief mythische Hintergründe. Die Wurzeln finden sich in vorchristlichen Bräuchen, ich gebe zu, was davon übergeblieben ist, ist nicht so überzeugend.

Von der Trauerfeier zum Fest

Ich habe aufgehört den Muttertag zu feiern, ich schenke meiner Mama Blumen, wenn ich es will und lasse sie regelmäßig wissen, dass ich sie schätze. Und zwar als Mensch. Weil ich sie als Mutter bereits entlassen habe. Ich schätze sie als die Frau, die sie ist. Denn ich finde den das Feiern des Muttertages fast schon abwertend Frauen gegenüber. Dieses jetzt schenke ich dir einmal im Jahr Blumen und damit ist all meine Anerkennung für dein ganzjährliches Engagement abgetan. Was für ein Mist ist das denn? Einmal Blumen für ein Jahr unbezahlte Care-Arbeit, Mental Load und bitte still sein. In Ostdeutschland wurde der Muttertag also solches nicht gefeiert. Mutterschaft als solches wurde nicht so gehypt.

Daher mein Impuls zum Muttertag:

  • Wie kannst du ihn so gestalten, dass dieser Tag eine wirkliche Anerkennung der Frau als solches wird?
  • Was kannst du für die Verbesserung der Beziehung zwischen dir und deiner Mutter tun? (Und wenn es bedeutet, nicht im Kontakt zu sein ist das auch okay.)
  • Was wünscht sich deine Mutter wirklich – anstatt Blumen und Co?

Lasst uns Maria Himmelfahrt wieder als den wirklichen Muttertag feiern, lasst uns Frauen wieder jenseits der Mutterrolle wahrnehmen und fragt Mütter, was sie sich wirklich zum Muttertag wünschen. Und dann kommen wir so langsam weg von einer traurigen Gedenkfeier zu einem wirklich fröhlichen Fest.

 

In Sisterhood

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