Ich freue mich immer sehr, wenn Menschen sich mit den alten Bräuchen und Traditionen verbinden und diese in den heutigen Alltag einbinden. Jedoch habe ich festgestellt, das gerade im Bezug auf die Raunächte ein regelrechter Hype entstanden ist, der den eigentlichen Sinn dieser Zeit fast schon konterkariert. Deswegen möchte ich dich vorweg an dieser Stelle beruhigen: selbst wenn du noch nichts vorbereitet hast, bist du vorbereitet für die Raunächte. Und: ich möchte dir einen alternativen Rhythmus zu dem allgemein kollektiv vorgegebenen vorstellen. Einen durch und durch femininen….

Die Zeit nach der Wintersonnenwende gehört den Raunächten: 12 Nächte voller Magie, denen nachgesagt wird, dass sie als Orakel für das neue Jahr dienen können. Sie markieren die Zeiten zwischen den Jahren, die 11 Tage, die sich das Sonnenjahr vom Mondjahr unterscheidet. Diese magische Zeit ist voller Legenden, Märchen und Mythen. Noch heute begegnen uns alte Rituale wie Bleigießen, Räuchern oder Sternensingen.

Vom Mond zur Sonne

Ursprünglich wurde ein Jahr in Mondzyklen gezählt. Mit dem Beginn des Ackerbaus begannen die Menschen sich weg von dem lunaren Kalender hin zum solaren Kalender zu orientieren. Dadurch entstand „die Zeit zwischen den Jahren“, denn das Sonnenjahr endete nach dem Mondjahr. Heutzutage lädt uns dieser Zwischenraum ein im wahrsten Sinne des Wortes eine Atempause zu machen.

Die Zwölf Raunächte dienen eigentlich in erster Linie der „Einschiebung“ zwischen dem Mondjahr und dem Sonnenjahr. Ein Mondjahr mit seinen zwölf ca. 28-tägigen Mondzyklen besteht aus 354 Tagen. Bis zu den 365 Tagen des Sonnenjahres fehlen demnach elf Tage und zwölf Nächte. Dieser zu keinem der beiden Jahre gehörende Zeitraum „zwischen den Jahren“ ist von jeher als besonders magische und mystische Zeit angesehen worden.

Wie die Jahre sich verschoben

Eigentlich aber ist die Nacht vom 21. auf den 22. Dezember, die Nacht der Wintersonnenwende, die erste Nacht dieser zwölf magischen Nächte. Die Verschiebung des Datums liegt an der Einführung des Gregorianischen Kalenders. Bis zu seiner Einführung war die Nacht vom 24./25.Tag des „Julmondes (Dezember)“ die Nacht der Wintersonnenwende. Durch die Angleichung des Kalenders an das Sonnenjahr „verschob“ sich das kalendarische Datum der Wintersonnenwende auf den 21. Dezember.

Die Kirche hat im Jahr 273 die Geburt Jesus – dem Licht Gottes – bewusst ganz nah an die keltische Wintersonnenwende gelegt, dem Tag, an dem das Licht zurückkehrt. So wurde den keltischen Bräuchen eine neue Bedeutung gegeben, um es den Menschen einfacher zu machen sich anzupassen, aber gleichzeitig damit auch ihre ursprüngliche Verbindung zu verlieren.

Die zwölf Nächte

Jede dieser zwölf heiligen Nächte steht für einen Monat des kommenden Jahres. Eine Rauhnacht wird immer von Mitternacht bis Mitternacht gerechnet.

25. Dezember: Januar. Thema: Basis / Grundlage
26. Dezember: Februar. Thema: Höheres Selbst / Innere Führung

27. Dezember: März. Thema: Lasse Wunder in deinem Leben zu / Herzöffnung

28. Dezember: April. Thema: Tag der Auflösung

29. Dezember: Mai. Thema: Tag der Freundschaft

30. Dezember: Juni. Thema: Bereinigung

31. Dezember: Juli. Thema: Vorbereitung auf das Kommende

01. Januar: August. Thema: Geburt des neuen Jahres

02. Januar: September. Thema: Gold / Segenslicht

03. Januar: Oktober. Thema: Visionen und Eingebungen / Verbindung mit dem Göttlichen

04. Januar: November. Thema: Loslassen / Abschied nehmen / Beschäftigung mit dem Tod

05. Januar: Dezember. Thema: Räuchern und Bereinigen.

06. Januar: Abschluss der Rauhnächte

Der feminine Raunachtsrhythmus

Ich selber habe für mich mittlerweile einen anderen als den kollektiven Rhythmus gefunden. Ich starte heute Nacht, in der Nacht nach der Wintersonnenwende und gehe für 13 Nächte, die ich mit den 13 Monden verbinde. Schließen tue ich in Reflexion dann am Hohen Frauentag (05.01.) zu Ehren von Wilbeth, Ambeth und Borbeth. Diese drei bilden als Bethen die göttliche Triade als Erd-, Mond- und Sonnenmutter und haben ihren Ursprung in der keltischen Mythologie.

Das „beth“ in den Namen dieser 3 Göttinen weißt auf die Erde auf der wir uns ursprünglich betteten hin, damals gab es noch keine gemütlichen Matratzen. Beten bedeutete sinngemäß die Göttin anrufen. Wenn wir schliefen, legten wir uns auf ihren Schoß. Die Kelten ließen sich auch noch in Embryohaltung begraben, denn sie kehrten ind en Schoß der Mutter zurück. Im keltischen bedeutet „bet“ soviel wie ewig und damit sind Wlibeth, Ambeth und Borbeth der Inbegriff des immerwährenden, ewigen, unbesiegbaren Lebens – Erde, Mond und Sonne. Wenn du also den Impuls verspürst diesem Rhythmus zu folgen – herzlich willkommen!

Raunachts-Rituale

Auch für den Fall, dass du dtotal unvorbereitet in die Raunächte gehst, kannst du die folgenden Rituale und Zeremonien für dich durchführen.

13 Wünsche für die neuen Monde

Ein „Klassiker“ unter den Raunachts-Ritualen sind die 13 Wünsche für die neuen Monde

Material: …ein ruhiger Ort, kleine Feuerschale, Stift und 13 kleine Zettel

Ablauf: Schreibe dir vor den Raunächten (z.B. zur Wintersonnenwende am 21. Dezember) 13 Wünsche auf einzelne kleine Zettel.

„Was ist dir wichtig?“
„Was liegt dir am Herzen?“
„Was würde für dich das kommende Jahr vollkommen machen?“

Dies können konkrete Dinge, aber auch Gefühle oder Zustände sein. Falte dann alle 13 Zettel gleich und lege sie in eine schöne Schachtel.

In jeder der Raunächte verbrennst du einen Zettel in einer feuerfesten Schale…und übergibst den Wunsch an eine höhere Macht ohne ihn vorher nochmal gelesen zu haben. Schau zu, wie das Papier in Rauch aufgeht. Bleibe ganz still und schau, was sich in deinem Herzen bewegt. Danke zum Abschluss für die Transformation deines Wunsches.

Dieses Ritual machst du an allen 12 Raunächten. Am 6. Januar nimmst du feierlich den letzten Zettel aus deiner Schachtel. Du entfaltest das Papier und liest den Wunsch, um den du dich im anbrechenden Jahr selbst kümmern darfst, wenn er in Erfüllung gehen soll….es ist ein wunderschönes kraftvolles Ritual.

Der Blick in die Zukunft

Neben den Wünschen kannst du auch einen Blick in die Zukunft werfen.

Material: Tarot- oder Orakelkarten

Ablauf: Jede Raunacht steht in Verbindung mit einem der kommenden Monde bzw. Monate. Für die jeweilige Zeit kannst du eine Karte für die Qualität dieser Zeit ziehen.

Vorgehen: Setze eine klare Intention. Bitte deine Spirits und Ahnen um Unterstützung. Entzünde etwas Rauchwerk.

In jeder der Raunächte ziehst du eine Karte. Sitze mit ihr und tauche in die Energie der Karte. Bewerte sie nicht, sondern spüre einfach hinein, welche Botschaft sich zeigt. Du kannst sie im Anschluss wieder in den Stapel geben oder nach und nach nebeneinander anordnen. Bedanke dich in Anschluss für die Botschaft.

Der Fokus der Raunächte ist das Einkehren, das Nichts-Tun und das Sein. Wir bereiten uns auf das Kommende vor und ruhen. Und deswegen braucht es auch gar nicht viel Brimborium, sondern einfach eine klare Intention.

Die ursprüngliche Energie wieder beleben

Ursprünglich war die Zeit der Wintersonnenwende eine der Hoffnung. Die Rückkehr des Lichts zeigte, dass der neue Zyklus begonnen hatte, auch wenn die harten, langen und kalten Wintermonate noch bevorstanden. Dies wurde gefeiert und in den folgenden Tagen waren die Menschen beisammen am Feuer, hielten Rückschau und Ausschau. Märchen, Legenden, Geschichten und Erlebnisse wurden am Feuer miteinander geteilt und an die Kinder weitergegeben.

So kannst auch du in dieser ursprünglichen Energie einkehren. Dir Zeit nehmen, Geschichten erzählen oder tolle Bücher lesen, Zeit mit deinen Lieben verbringen oder auch einfach mit dir Selbst und mit den oben stehenden Ritualen deine eigenen Zeremonien gestalten.

Ich wünsche dir eine besinnliche Zeit. Und denke daran: weniger ist manchmal mehr. Denn bei den Raunächten geht es nicht ums tun, sondern ums sein. Das, was wir in all dem Hype und zwischen den Listen von Dingen, die wir angeblich noch besorgen müssen, oftmals vergessen.

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