Vor einiger Zeit habe ich einen Beitrag zu Thema Sisterhood geschrieben. In dem ging es unter anderem darum, dass ich an Kollaboration glaube und nicht mehr das Konkurrenz-Klischee füttern will, welches immer wieder durch die Legende von der Stutenbissigkeit genährt wird. Danach erreichten mich viele positive Rückmeldungen, aber auch solche, in denen der Tenor was: Ich versuche das ja, aber es gibt so viele Frauen, die Sisterhood definitiv nicht leben! Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass wir nicht im „Airy-Fairy-Happy-Land“ leben und dass auch Frauen ihre Ellenbogen ausfahren können. Ich weiß auch, dass wir nicht alle hüftschwingend und singend Hand in Hand über Blumenwiesen schweben. Auch wenn ich das durchaus manchmal für sehr angebracht halten würde. Worum es mir geht, dass es an der Zeit ist zu verstehen, dass jedes Mal wenn eine Frau einer anderen ein Bein stellt oder ihr einen Dolchstoß versetzt, sie sich eigentlich selbst und auch allen anderen unbeteiligten Frauen die Wunde zufügt.

So sieht es aus…

Wir leben im Jahr 2016, im Zeitalter von Wahlfreiheit und Patchwork-Lebensentwürfen. In einer Zeit, in der Frauen selbst entscheiden können wie sie ihr Leben leben wollen, frei wählen können. Sollte man denken. Allerdings gibt es zwei Phänomene die dafür sorgen, dass die fiesesten Stöcke uns von augenscheinlichen Teamkameradinnen zwischen die Beine geschmissen werden. Dafür gibt es zwei Gründe: Angst, dass es nicht genug gibt und die Unsicherheit über den eigenen Weg.

Als Mädchen sind wir mit den Bildern der Prinzessin die ausgewählt werden muss aufgewachsen. Mit Spielnachmittagen voller Barbies und mit nur einem Ken. Mit der Idee davon, dass es nicht genug für alle gibt. Und gleichzeitig wurde uns durch die Frauenpresse eingebläut, dass wir nicht schlank genug, schön genug, smart genug sind. Irgendwann haben viele von uns angefangen das zu glauben. Das ist der Moment in dem aus Kooperation Konkurrenz wird. Wir spielen nicht mehr miteinander, sondern um etwas. Dann wird die Frage gestellt: „Was hat die, was ich nicht habe?“, anstatt uns auf unsere Stärken zu konzentrieren.  Die Konsequenz ist, dass wir mit diesen Gedanken unheimlich viel Energie und Zeit verschwenden, die wir anders einsetzen könnten. Und es führt dazu, dass ich mich noch schlechter fühle, denn wenn ich mich ständig mit den Stärken einer vermeintlichen Konkurrentin beschäftige, fokussiere ich mich in Wirklichkeit auf meine eigenen Schwächen. Der Wettlauf um das imaginative „erwählt werden“ ist im vollen Gange und es passiert, was gemeinhin als Stutenbissigkeit bezeichnet wird.

Und damit bleiben wir an der Frage hängen, anstatt uns auf das zu konzentrieren, was wir schon haben und was wir richtig gut können und daraus mein eigenes Profil zu entwickeln.

Be yourself. Everyone else is already taken.

Oscar Wilde

Erst wenn wir unser eigenes klares und authentische Profil entwickeln, bekommen wir auch Zugang zu den Jobs und Optionen, die zu uns passen, uns wachsen lassen und unsere Brillanz zum Vorschein bringen. Sisterhood ist nicht anderen Frauen den Ellenbogen in den Unterleib zu rammen, da ihre Stärken mich auf meine Schwächen aufmerksam machen. Sisterhood ist nicht andere Frauen bloßzustellen um für den Moment selber besser darzustehen. Sisterhood ist nicht, andere Frauen zu Fall zu bringen, weil man sich selber nicht zutraut die Schwelle zu nehmen. Sisterhood bedeutet für mich, die Stärken anderer Frauen zu schätzen, sie anzuerkennen und als Inspiration zu sehen. Und mir gleichzeitig klar über das zu sein, was mich ausmacht, um dieses im richtigen Moment einsetzen zu können. Es bedeutet aufzuhören den alten Geschichten von „nicht genug“ zu glauben und aus der Angst zu gehen. Sisterhood ist immer ein Vertrauensvorschuss – in meinem Fall habe ich ihn nie bereut. Nur dann ist Sisterhood auch wirklich möglich und einfach großartig. Dann bilden sich Connections und Verbindungen, Kooperationen und Community. Und dann profitieren viele anstatt nur eine.

Diese Idee von Sisterhood bedeutet auch, andere so sein zu lassen wie sie sind. Mit ihren Stärken und Schwächen und ihren Lebensmodellen. Sisterhood beinhaltet Respekt vor den Entscheidungen anderer Frauen zu haben, auch wenn meine eigenen anders ausfallen würden. Dazu gehört, dass wir uns nicht gegenseitig dissen, ob „Vollzeitmutter“, „Vollverdienerin“ oder „Vollweib“. Ich sage immer:

Jede Frau spiegelt eine andere Facette von Weiblichkeit wieder.

Und wer bin ich es darüber zu urteilen. Ich kann für mich entscheiden, dass ich denke, dass es für Kinder vollkommen okay ist, wenn ihre Mutter arbeitet und dennoch absolut respektieren, wenn eine andere Frau für sich entschieden hat, dass es das Beste für ihr Kind ist, wenn sie mit ihm zu hause bleibt. Ich kann für mich entscheiden, dass ich mich mit Kleidergröße 36 am wohlsten fühle und dennoch die Vielfalt weiblicher Körper schätzen. Indem ich erkenne, dass es für mein Leben keinen Unterschied macht, ob eine Frau ein kurzes Kleid oder hohe Schuhe trägt, mit ihrem Kind zu hause bleibt oder Vollzeit arbeitet, schaffe ich die Grundvoraussetzung für wahre Sisterhood. Wenn ich anfange mich auf mich zu konzentrieren, anstatt meine Energie mit anderen zu vertun kann Magie passieren.

There is a special place in hell for women who don’t help other women.

Madeleine Albright

Sisterhood ist Kooperation – zu erinnern, wie kraftvoll wir sind, wenn wir zusammenstehen und zu begreifen, dass eben am Ende keine von uns ihren Weg alleine geht. Sisterhood ist der Schlüssel zur Freiheit, denn die Welt wird sich nur ändern, wenn wir gemeinsam gehen und für die Freiheit von jeder Frau einstehen.

Gesellschaft erschafft nicht die Menschen. Die Menschen erschaffen die Gesellschaft.

Gemeinsam können wir eine neue Gesellschaft schaffen, eine die Gesellschaft die Freiheit für jede Frau bedeuten kann. Und Sisterhood ist ein entscheidender Schlüssel. Ein Schlüssel, der uns dahin bringt, dass wir nicht mehr als Prinzessinen ausgewählt werden, sondern als Königinnen unser gemeinsames Reich erschaffen können. Bei all den miesen Momenten und krassen Kommentaren gegen Frauen, die gerade in den letzten Wochen wieder im Netz kursierten, ist es an der Zeit, dass wir endlich anfangen uns selbst zu ermächtigen, für unsere Würde einzutreten und gemeinsam für eine Gesellschaft gehen in der Kooperation wichtiger ist als Konkurrenz und Stutenbissigkeit Sisterhood weicht.

In Sisterhood,

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P.S. Dieser Beitrag wurde nicht nur von den Rückmeldungen sondern auch von der DMW-Blogparade inspiriert.

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