Ich glaube daran, dass es immer – durch all die Zeiten – eine feminine kraftvolle Energie gab, welche die meiste Zeit daran gehindert wurde sich zu zeigen, sich zu bewegen und sich Gehör zu verschaffen. Durch diese Unterdrückung und die gesellschaftliche Ächtung femininer Prinzipien und damit auch von Frauen ist unsere Gesellschaft in ein toxisches Ungleichgewicht geraten, welches am Ende niemanden wirklich glücklich macht. Die Frauen offensichtlich nicht und die Männer gleichzeitig ebenso wenig.

Als Spiritual Feminist habe ich nicht nur die vermeintlichen Fakten, die die Benachteiligung von Frauen und anderen sogenannten Minderheiten – denn Frauen sind ja faktisch keine Minderheit – im Blick, sondern beziehe neben der Benennung der Symptome auch die nächste Ebene der Ursprungsidentifizierung mit ein.

Spiritueller Feminismus ist ein essenzieller Teil des Wiedererkennens der wahren Weiblichkeit. Durch den männlich geprägten christlichen Gott gab es für Frauen keine Option ebenfalls göttlich zu sein. Die Schöpfungsmythen von Eva, die aus der Rippe Adams geschnitten wurde, sind nur selektiv erzählte Geschichten einer viel größeren Erzählung.

Uns daran zu erinnern, dass das Christentum als eine strategische Entscheidung aufgrund einer Vision erschaffen wurde und sein Zweck von Anfang an die Eroberung und Vereinnahmung Anderer war, hilft zu verstehen, wie die dahinterstehende Institution immer wieder aktiv Unterdrückung, Mord und Bedrohung im Namen der Nächstenliebe ausüben konnte.

Über 300 Jahre wurde im Namen der Inquisition Frauen, die das ursprüngliche Wissen von weiblichem Körper und heilenden Kräutern besaßen systematisch hingerichtet und ermordet, die inoffiziellen Zahlen reichen bis 9 Millionen. Es gab Dörfer und Landkreise in denen am Ende keine Frauen mehr lebten, denn sie wurden alle gefoltert und verbrannt oder ertränkt.

Denn wenn ich Sätze höre wie „Frauen müssten einfach nur…“ oder „Wenn Frauen sich endlich so oder so verhalten würden, dann….“, habe ich gelernt, dass es oftmals nicht an den Frauen selber liegt, dass sie nicht lauter werden, mehr Raum einnehmen oder selbstsicherer ihre Anliegen darlegen. So oft liegt unter diesen unsichtbaren Barrieren und diesen unbewussten Ängsten eine traumatische epigenetische Vorerfahrung, welche sich durch unsere DNA auf uns übertragen hat.

Seit Generationen werden Frauen systematisch benachteiligt, diffamiert, schikaniert, als Wirtschaftsgut gehandelt, als Befriedigungsobjekt betrachtet, als Nachfolge-Produzentin eingesetzt. Ohne auf ihre persönlichen Bedürfnisse oder Belange Rücksicht zu nehmen. Erst seit gut 100 Jahren ist Bewegung in das Thema Gleichberechtigung gekommen, wir dürfen nun wählen, können seit 1958 auch endlich ohne die Erlaubnis unseres Ehemannes arbeiten und unser eigenes Konto haben. Erst seit 1996 ist Vergewaltigung in der Ehe ein Tatbestand und seit 1994 die wirkliche Gleichberechtigung im Grundgesetz verankert.

Sehen wir das aktuelle Bild, so wollen wir glauben, die Welt sei in Ordnung, gefühlt haben wir doch alle Freiheiten. Doch die Realität besteht eben immer noch aus sich tarnenden gläsernen Decken und ganz offensichtlichen Betondecken, wenn es um das Thema Karriere geht. Noch immer werden Frauen in Lebensentwürfe gezwungen, die sie sich nicht frei auswählen – durch fehlende Kinderbetreuung, geringere Bezahlung oder das fehlende Verständnis, dass Frauen auch einfach mal ihr Ding machen wollen.

Solange wir versuchen die besseren Spielerinnen in einem Spiel zu sein, das nie für uns gemacht wurde, werden wir immer wieder verlieren. Solange wir versuchen mit den gleichen Spielzügen die anderen zu schlagen, werden wir immer wieder verlieren. Erst dann, wenn wir uns darauf fokussieren ein neues Spiel zu kreieren, bei dem wirklich ALLE mitspielen dürfen und welches Regeln hat, die auch für alle gelten – und nicht nur für einige – erst dann werden wir wirklich etwas ändern.

Dazu sind wir aufgefordert tiefer zu blicken, als nur aufs Geschlecht, denn in Wirklichkeit geht es nicht um Frau oder Mann, sondern um die Energie, mit der der oder diejenige in die Welt geht und führt. Aktuell sehen wir an vielen Stellen eine toxisch maskuline Energie, welche von patriarchalen System befeuert wird. Dazu einen bewussten Ausgleich zu schaffen, die feminine Energie wieder wertzuschätzen und aktiv in unser Leben zu integrieren ist der entscheidende Schritt, um die Dynamiken zu verändern.

Nur wenn wir als Frauen beginnen uns wieder mit unserer femininen Seite zu verbinden und aufhören die besseren maskulinen Spieler zu sein, dann werden wir wirklich etwas in dieser Welt verändern können: Für uns, für alle anderen Frauen und für die Mädchen, die uns folgen werden.

Es ist an der Zeit von höher schneller weiter wieder zu tiefer, bewusster und näher zu gehen. Intuition vor Intellekt walten zu lassen. Zu erkennen, wo unseren wahren Wurzeln liegen, uns mit ihnen zu verbinden und dann kraftvoll zu wachsen.


Podcast-Tipp: