Heute sind wir zwischen den zwei Finsternissen. Quasi in der Mitte der Dunkelheit. Mir hat die Rückverbindung mit den alten Rhythmen und Zyklen immer wieder aus meinen dunklen Momenten und Stunden geholfen. Für mich ist die Arbeit mit dem Jahreskreis keine Arbeit. Es ist ein Sein. Es ist ein Flow. Es ist, wer ich bin. Als Frau. Als Mensch. Als Teil der Natur. Als ich damals meinen einzigen echten Job kündigte und mich auf den Weg in die Selbständigkeit machte, konnte ich mir nicht vorstellen, 2 Jahre später komplett erschöpft zu sein. Ich dachte, es wird alles anders. Doch was ich zu dem Zeitpunkt eben auch noch nicht wusste, war, wieviel Patriarchat und christliche Zeitrechnung in mir steckte.

Mein Herz war am rechten Fleck, meine Vision war groß und voller hehrer Intention. Und dennoch fand ich mich gut 2 Jahre später auf meiner Couch wieder, komplett k.o. und hilflos darüber, was ich denn nun tun sollte. 

Es war der Moment, in dem ich aus meinem Fenster auf den Baum im Hof blickte. Ich schaute mir diesen wunderschönen Baum an, der das Zentrum des Hinterhofs der vier Häuser war und Schatten im Sommer spendete. Ich sah das Eichhörnchen durch die braun werdenden Blätter flitzen. Und ich sah, wie beim nächsten Windstoß einige dieser Blätter sanft zu Boden glitten. Es war Herbst.  

Und während ich dort so saß, in Verbindung mit dem Baum, der langsam seine Blätter losließ, spürte ich, wie sich in meinem Körper etwas veränderte. Ich merkte, wie mein Atem tiefer ging. Wie sich mein Unterbauch entspannte. Ich spürte Herbst. Und Herbst fühlt sich anders an als Sommer.

Veränderung durch Verbindung

Ich spürte die Ruhe, wie meine Hände sich entspannten, bereit loszulassen. Und ich erkannte, dass ich die letzten 2 Jahre quasi im permanenten Sommer-Modus gewesen war. Diese Erkenntnis traf mich, ich spürte, wie eine Welle der Erschöpfung durch mich ging. Und ich wurde traurig. Ich merkte, wie sehr ich mich in meinem Bemühen darum „alles zu geben“ selbst verlassen hatte. Wie sehr ich gegen meine eigenen Bedürfnisse gegangen war. Wie sehr ich meinen eigenen Rhythmus ignorierte. Und ich beschloss loszulassen. All das, was ich nicht mehr brauchte, was mich nicht mehr nährte. Ich zog meine Energie aus all diesen Dingen und Momenten zurück. Wie der Baum im Hof, der im Herbst beginnt, seinen Fokus auf die Wurzeln zu legen.

Ein Baum als Lehrerin

Von da an folgte ich dem Baum. Ich tat es ihm gleich. Obwohl mein Verstand rebellierte und ich die Mindfuck-Angst spürte, vertraute ich dem Baum. Ich vertraute der Natur. Ich wusste tief in meinem Inneren, das ist mein Weg zurück zu mir. 

Und so begann ich das, was ich schon von meiner Mutter gelernt hatte, wirklich auch zu verkörpern. Im November des Jahres fokussierte ich mich auf meine Wurzeln, verband mich mit meinen Ahnen. Ich erlaubte mir die Pause im Winter, die Ruhe in den Raunächten. Ich setzte meine Intentionen im Januar und hielt sie bis zur Saat im März. Ich feierte für mich die acht Jahreskreisfeste, ganz einfach und simpel. Und im Sommer setzte ich meine Sichel zur Ernte.

Ein Jahr später saß ich wieder mit dem Baum im Hof, wir waren mittlerweile gute Freundinnen geworden, und diesmal fiel es mir leicht, all das, was ich nicht in den nächsten Zyklus nehmen wollte, gehen zu lassen. Das Wichtigste für mich jedoch war: ich saß dort in meiner Kraft. 

Ich saß dort mit Ruhe. Ich war verbunden. Und ich konnte auf ein Jahr zurückblicken, welches zwar nicht ohne Herausforderungen gewesen war, jedoch im Einklang mit mir und meinem Körper. Ich saß dort nicht erschöpft, angespannt oder in Gedanken bei den nächsten tausend Dingen, die erledigt werden wollten. Ich saß dort einfach. Präsent und in meiner Energie.

Alles hat seine Zeit

Ich wusste, ich hatte wieder zu mir gefunden. Seitdem gehe ich mit dem Jahreskreis und sitze mit den Bäumen. Was ich unter anderem gelernt habe, ist:

  • Alles hat seine Zeit. Am Gras zu ziehen, lässt es nicht schneller wachsen. Den grünen Apfel zu pflücken, macht ihn nicht genießbarer.
  • Alles bewegt sich im Rhythmus und im Zyklus. Begonnen bei unserem Atem, bis hin zum Jahreskreis. Ich kann nicht zu spät kommen, denn es gibt kein Ende.
  • Alles ist Natur. Mein Körper, Ich alles. Wenn ich das erkenne und zulasse, dann bin ich angebunden, verbunden und schwinge mit dem Rhythmus der Erde. Ich komme in Einklang.

 

Was diese Erkenntnisse konkret in meinem Leben bedeuteten?

Ich pushe nichts mehr, ich vertraue auf das richtige Timing und auf meinen Körper. So habe ich mir nach und nach einen Rhythmus in meinem Business aufgebaut, der meiner ist. In dem ich genügend Ruhephasen (Winter) habe. Und damit voll präsent in den Aktivphasen (Sommer) sein kann. Ich habe erkannt, zu welchen Zeiten im Jahreskreis ich persönlich besonders kraftvoll bin und kann dies auch in meinem Business umsetzen.

In meinen Beziehungen hat sich ein Verständnis für mich und meinen individuellen Rhythmus entwickelt, der dafür sorgt, dass sie tiefer, intimer und stärker geworden sind. Ich gehe nicht mehr über meine Grenzen und es ist okay, wenn ich zwischendurch in meinen persönlichen Rückzug (Winterschlaf) gehe. Ich menstruiere im Rhythmus mit dem Mond, schmerzfreier als zuvor, und spüre meinen Eisprung.

Ich weiß genau, wo ich mich gerade in meinem persönlichen Zyklus befinde und wie mein bester Tages- und Wochenrhythmus aussieht und ich gestalte meinen Alltag dementsprechend. Die Jahreskreisfeste und Mythologien sind eine wunderbare Erinnerung und Möglichkeit mich immer wieder bewusst mit dem Lauf von Sonne, Mond und Erde zu verbinden. Ich spüre die Wirkung in einer Ruhe und Verbundenheit.

Dunkelheit ist nur ein Teil des Zyklus

Und in den Momenten der Dunkelheit, erinnere ich ich mich an den ewigen Kreislauf. So auch als mein Vater im Oktober starb. Ich ging in den Wald . Ich lehnte mich an einen Baum und verband mich. Und so wie damals vor über 10 Jahren spürte ich wie mein Herzschlag ruhiger wurde und meine Hände langsam losließen. Der Wald half mir meinen Abschied zu machen. 

Die Bäume erinnerten mich daran, dass nicht verschwindet. Es verändert einfach nur seine Form. Der Jahreskreis und die alten Zyklen trugen mich und hielten mich in dieser Zeit.

Ich könnte noch vieles Weitere aufzählen. Doch dann würde diese E-Mail wahrscheinlich ein Buch werden. Anstatt dessen lade ich dich ein, deinen Platz bei Becoming You einzunehmen. Auf der Seite findest du auch die Geschichten von vielen anderen Frauen, die einen Jahreskreis mit mir gegangen sind.

Die Türen schließen am 27.10.2023

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