Willkommen zu Teil 7 der Mini-Serie: Weihnachts-Wahrheiten. Es geht um Wahrheiten über und Weisheiten zu Weihnachten und die Geschichten, die damit zu tun haben. Die Frage, um die es heute gehen soll: Wieso wirft der Weihnachtsmann die Geschenke durch den Schornstein?

Vor dem Weihnachtsmann war Saulè, die baltische Sonnengöttin, die mit ihren Rentieren durch den Himmel ritt. Sie wurde oftmals als rot und weiß gekleidet dargestellt, wenn sie zur Wintersonnenwende die Menschen quasi besuchte.

Weiß, rot und schwarz sind die Farben der Göttin – die weiße Maid, die rote Frau, die schwarze Alte. Bekannt ist den meisten dieses Motiv aus Schneewittchen – schenk mir ein Kind mit Haut weiß wie Schnee, Lippen rot wie Blut und Haar schwarz wie Ebenholz – ein Hinweis darauf, dass die Mutter von Schnewittchen die Große Göttin – a.k.a. Frau Holle – bittet ihr ein Kind zu schenken. Denn diese gab die Seelen aus ihrem Schoß und nahm sie auch wieder in ihne auf.

Der Verbindungsweg zur Anderswelt

Saulè fuhr mit ihrem Schlitten über den Himmel. Sie hatte einen Becher, in dem sie ihre Tränen sammelte. Diese wurden dann zu Bernstein. Und dieses verteilte sie auf der Erde, als Zeichen des wiederkehrendes Lichts, den Sonnenaufgang. Sie warf ihn durch die Rauchlöcher bzw. die Schornsteine. Denn die Rauchlöcher waren die Verbindung zur Anderswelt. Es war der Ort, an dem die Großmutter, die weise Alte, die Seherin saß und in Trance ging, um ihre Seele dann durch Rauchloch mit den Geistern reisen zu lassen. Sie nahm dabei oft die Gestalt einer Gans an und flog davon. Oft begegnen uns in den Märchen auch noch sprechende Gänse, bzw. Frauen verwandeln sich in Gänse, wenn sie in die andere Welt reisen. Das Rauchloch war immer über dem Feuer platziert, weswegen wir uns auch heute immer noch ums Feuer versammeln und direkt von ihm gefesselt sind. Denn Feuer ist mehr als nur Wärme, es ist eben auch der Rauch, der die Welten verbindet.

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Von Mystik zu Materiellem

So war der Schornstein ein mystischer Ort und in der baltischen Mythologie der Platz, an dem die Menschen von Saulè mit Bernstein beschenkt wurden. Das führte dazu, dass sich später dann auch der Weihnachtsmann mit seinem dicken Bauch und dem Sack voller Geschenke durch den Schornstein zwängen musste. Denn war früher symbolische Geschenke und Botschaften waren, die durch das Rauchloch empfangen wurden, wurde mehr und mehr zu materiellen Geschenken. Und anstatt Klasse übernahm die Masse.

Der Weihnachtsmann ist also keine originelle Erfindung, sondern entstand aus uralten Geschichten. Neben Saulè gibt es auch noch andere Göttinnen, die als Vorbilder für seine Gestalt genutzt wurden. Und wenn wir uns wieder öffnen, dann können wir sie um die Wintersonnenwende wieder spüren – denn sie sind nicht verschwunden. Solange wir uns an sie erinnern, werden die uns weiterhin begleiten.

Wenn wir wieder ganz still sind und unsere Sinne öffnen, dann können wir das Feuer auch noch heute flüstern hören und die Weisheiten aus der Anderswelt und die Botschaften unserer Ahnen empfangen. Und diese Geschenke sind oftmals wertvoller als jede Playstation oder jeder Diamantring.


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