SAMHAIN EINMAL ETWAS ANDERS

SAMHAIN EINMAL ETWAS ANDERS

Wenn das Licht sinkt und die Schatten länger werden, wenn die Luft abends kühler schmeckt und so langsam der Nebel zwischen den Bäumen hängen bleibt, dann ist sie wieder da: die Zeit von Samhain. Dabei ist es wichtig zu wissen: Samhain ist kein einzelner Tag oder eine Nacht. Es ist ein Atemholen im Jahreskreis, ein Übergang, ein Innehalten. Eine Brücke zwischen dem, was war, und dem, was werden will.

Was wir heute als Halloween, Allerheiligen oder Allerseelen erinnert nur noch in Bruchstücken an die wahre Bedeutung von Samhain. Denn Samhain war eine Zeitphase, bestimmt von zyklischen Rhythmen. Der elfte Neumond nach der Wintersonnenwende, oder je nach Region auch manchmal der 2. Neumond nach Equinox war der Moment von Samhain.

Dabei war es kein gruseliger Herbstbrauch und es gab auch keine Süßigkeiten. Sondern es gibt viele verschiedene Bräuche, die wir auch heute noch in unseren Alltag integrieren können, um uns zu verbinden: mit dem Rhythmus der Jahreszeiten und der Weisheit der Ahnen.

Seitdem ich im Einklang mit dem Jahreskreis, dem europäischen Medizinrad und damit auch den kosmischen Bewegungen bin, bekomme ich keine Herbstdepression mehr oder Winterblues. Ich wünsche mir keinen ewigen Sommer herbei, sondern freue mich wirklich auf den Winter. Denn: jede Zeit im Jahreskreis hat ihre einzigartige Qualität. Wenn wir innehalten und uns auf die alten Rhythmen der Natur einlassen, dann erkennen wir: Der Winter ist nicht nur eine Zeit des Mangels, sondern eine der größten Quellen für Kraft und Erneuerung. 

Im alten europäischen Jahreskreis steht der Abschnitt von Samhain bis Imbolc für Rückzug, Stille und Tiefe. Während der Frühling das Wachstum bringt, der Sommer die Fülle und der Herbst die Ernte, ist der Winter die Zeit des Innehaltens und des Erneuerns – das große Einatmen der Natur. Alles Leben zieht sich zurück: Pflanzen versinken in ihre Wurzeln, Tiere suchen Schutz und Ruhe. Auch wir Menschen tragen diesen Rhythmus in uns, auch wenn unser Alltag oft nicht darauf ausgerichtet ist. (Wenn du tiefer eintauchen willst, klick hier)

 

Das Einläuten einer Phase

Direkt vorab: Samhain ist NICHT der 31. Oktober. Dieses Datum wurde es später durch die Kirche festgelegt. Samhain ist ein Mondfest und daher fluide im Kalender, der sich ja an dem solaren Jahr orientiert. Im Ursprung war Samhain das Einläuten einer Phase.

Dabei ist der Satz: „Der Schleier zwischen den Welten wird dünner“ einer, der oft für die Zeit verwendet wird. Jedoch stammt dieser vermutlich erst aus romantisierender Esoterik des 19. und 20. Jahrhunderts und nicht aus alter Überlieferung.

Denn wenn wir zurückblicken, dann gibt es keinen plötzlich lichten Schleier, der nur an wenigen Tagen so dünn ist. Der Zugang zu den Ahnen ist nicht von besonderen Konstellationen abhängig – sondern von Bewusstheit, Bereitschaft und Ehrlichkeit.

 

Es braucht keine Schwelle – die Ahnen sind immer da

Unser westlicher Mythos, wir müssten warten, bis einmal „die Schwelle“ offen ist, wurde uns oft verkauft – damit wir uns machtlos fühlen. Aber du kannst jederzeit mit deinen Ahnen sprechen, unabhängig von Datum und Stunde. Das wirkliche Leben ist zyklisch, nicht punktuell.

Was in dieser Zeit jedoch geschah, war, dass die Menschen das Vieh von den Weisen holten. Damit im Zuge dessen keine „wilden Geister“ mit auf den Hof und in die Ställe kamen, trieb man das Vieh zwischen Feuern durch den Raum. Man räucherte es im wahrsten Sinne des Wortes. So wie es auch heutzutage noch in vielen Traditionen der Fall ist, wenn man das Haus betritt. Es ist quasi die Reinigung, um nichts Unerwünschtes mit ins Haus zu bringen. Dabei ging es zu der Zeit nicht um Ahnen, sondern um Naturgeister.

Denn damals gab es noch das Bild von unserer Welt und der anderen Welt, jenseits der Hecke. Und die Heckensitzerin – die Hag bzw. Hexe war diejenige, die in diesem Raum dazwischen agierte.

Was zu dieser Zeit ebenfalls geschah, ist, dass man die schwachen Tiere und diejenigen, die den Winter nicht überstehen würden schlachtete. Damit war die auch die Zeit des Todes im wahrsten Sinne. Und so kam es auch, dass sich Bräuche und Legenden vermischten und irgendwann die Toten mit dazu kamen, die Ahnen.

 

Laterne, Laterne, Sonne Mond und Gans?

Viele Menschen denken: Heiliger Martin, Laterne, Gans essen – das gehört zusammen. Aber wer den Ursprung kennt, erkennt einen viel älteren Faden. Die „Martinsgans“ war ursprünglich die Gans der Göttin – ein heiliges Tier, das als Symbol für Übergang, Fruchtbarkeit, Verwandlung diente.

In alten Kulturen wurde dieses Tier geweiht, geopfert, als Geschenk an die Göttin gegeben – ein Akt der Dankbarkeit für das Licht, für die Nahrung, für das, was getragen wurde durch den Sommer. Der Mantel, der geteilt wurde, war nicht nur christliche Legende, sondern spiegelt eine archetypische Geste: Teilen in Zeiten des Abschieds.

Als die Kirche solche Riten überformte, blieb der symbolische Kern oft erhalten – aber der Blick wurde verrutscht. Heute gilt der gute St. Martin als Symbol des Teilens. Früher ging es jedoch um die Energie jenseits von Personifikation – ein Urgefühl von Opfer, Hingabe, Anerkennung.

Wenn wir an St. Martin denken, dann kommen uns auch oftmals direkt die Laternen in den Sinn. Doch auch deren Ursprung hat nichts mit dem Heiligen zu tun. Denn „Laterne Laterne Sonne Mond und Sterne“ hat eine tiefe Bedeutung – Sonne, Mond und Sterne weisen uns den Weg durch die dunkle Jahreszeit. Und es waren damals auch keine Kürbisse, sondern schlichte Rübenlaternen. In Dörfern Mitteleuropas nahm man Zucker- oder Futterrüben, höhlte sie aus und setzte ein Licht hinein.

Als europäische, oftmals irische Siedler nach Amerika kamen und auf Kürbisse stießen, übernahmen sie diese Form – musterhaft, aber das Bewusstsein über den Ursprung ging verloren. Und so wurde die Laterne zu Halloween-Kitsch entzaubert.

 

Alte Bräuche wiederbeleben ist aktive Heilung

Doch wir können auch heute noch bewusst ein Licht entzünden, vielleicht nicht mehr in einer Rübe aber in einem irdenen Gefäß, welches uns erinnert – wir können uns Licht sichtbar werden lassen, nicht bloß dekorativ, sondern wirkmächtig. Und damit den Ahnen den Weg nach Hause weisen. Denn diese Verbindung haben wir allzu lange verloren gegeben, vor allem in Europa.

Wir tragen eine schmerzhafte Geschichte in uns: Über Jahrhunderte wurde unsere ursprüngliche indigene Spiritualität verdrängt, überformt oder ausgelöscht. Die Mühle der Missionierung mahlte gnadenlos – und wir, wir tragen das Erbe dieser Auslöschung in unserem Nervensystem. Umso wichtiger ist es durch kleine Rituale die Verbindung wieder herzustellen.

Wenn wir heute Samhain wieder begehen, kreieren wir kein nostalgisches Revival. Wir schaffen eine Rückverbindung. Wir erwecken Erinnerung. Wir erleben Heilung – nicht nur individuell, sondern auch kulturell.

In vielen Kulturen weltweit – wie dem Día de los Muertos – wird der Tod nicht verdrängt, sondern gefeiert. Die Toten kommen nicht „in den Himmel“, sondern sie sind präsent. Sie sitzen mit uns. Sie trinken mit uns. Und sie erzählen uns Geschichten.

 

Wir sind der Schlüssel zur alten Weisheit

Wir, in Europa, haben das Wissen nicht vollständig verloren – nur verschüttet. Und Samhain ist ein Schlüssel, um es wieder zu beleben.

Und so können wir Samhain eben auch zur Verbindung mit den Ahnen nutzen. Denn Wir holen nicht nur das Vieh, sondern auch sie wieder nach Hause. Und so können wir die Kerzen für die Ahnen anzünden, einen Platz am Tisch für sie freihalten und für sie mit eindecken. Das ist kein mystischer Hokuspokus. Es ist bewusste Teilnahme an lebendiger Tradition.

Samhain führt uns zurück – zurück zu dem, woraus wir stammen, zurück zu dem, was wir sind. In diesem Rückzug liegt Aufbruchskraft. In dieser Dunkelheit lodert ein neues Licht.

Wenn du Lust hast gemeinsam durch die dunkle Jahreszeit zu gehen, verbunden mit der alten Weisheit, dann klick hier.

Und falls du ein Podcastfan bist – dann ist die Samhain-Folge das Richtige für dich.

In Sisterhood.

Ist das Trauma eigentlich deines?

Ist das Trauma eigentlich deines?

Wenn ich eines in den letzten 15 Jahren gelernt habe, dann ist es, dass wir allzu oft die Ursache bei uns selbst suchen. Was in unserer Gesellschaft ja auch kein Wunder ist, sorgt sie doch mit all dem Individualismus dafür, dass wir uns wirklich nur noch um uns selbst drehen. Dabei würde ein wenig mehr Gemeinschaftssinn auch dazu führen, dass wir uns wieder mehr und mehr daran erinnern, dass wir eben nicht allein sind. Und diese Erkenntnis könnte uns dahinführen, dass nicht alles was wir wahrnehmen oder spüren oder sogar auch wie wir die Welt erleben, im Kern unseres ist. Sondern dass es beeinflusst wir von denen, die um uns sind und denen, die vor uns kamen. Denn wir sind immer auch Teil einer Gemeinschaft – derjenigen, die uns umgeben und derjenigen, aus denen wir entstanden sind.

Wir sind keine Individual-Insel.
Wir sind Teil von etwas Größerem – Gemeinschaft.

Wenn wir uns also die Frage stellen, ob das Trauma wirklich unseres ist – was wir meiner Meinung nach viel zu selten tun (denn, spitz formuliert, wie könnte es mal nicht um uns gehen?), dann würden wir feststellen, dass dies nicht wirklich immer der Fall ist. Und wir würden erkennen, dass das Trauma oder die traumatische Erfahrung, deren Folgen wir wahrnehmen, im Ursprung gar nicht unseres ist. Was übrigens auch die Bearbeitung des Themas immens erleichtert.

Starten wir von vorne: erkennen wir an, dass wir Teil einer Linie sind, dann ist es ziemlich logisch, dass die Menschen vor uns uns eben nicht nur ihr Äußeres mitgegeben haben, sondern dass wir auch Elemente unseres Inneren Erlebens von ihnen mitbekommen haben. Das bedeutet zum einen Elemente wie Resilienz und Durchhaltevermögen. Und zum anderen Sensibilität bestimmten Stressoren gegenüber und traumatische Erlebnisse. Das was dann passiert, ist dass wir das als positiv empfundene gerne einfach so annehmen und uns nicht fragen, woher es eigentlich kommt. Im Zweifel loben wir uns selbst dafür.

Für das Positive loben wir uns.
Für das Negative machen wir uns fertig.
Doch wenn beides nichts mit uns zu tun hat, was dann?
Kaja Andrea

Doch das Gleiche passiert eben oftmals auch mit den als blockierend oder einschränkend empfundenen Emotionen und den damit verbundenen Verhaltensweisen. Wir beziehen diese auf uns, anstatt zu erkennen, dass sie uns weiter gegeben wurden. Und dass wir eigentlich ganz wo anders nach dem Ursprung und damit auch nach der Neutralisierung des Zustands suchen müssten. Neutralisierung verwende ich hier, da es darum geht neutral mit der jeweiligen Situation, die den Stress oder das traumatisierte Verhalten triggert, umgehen zu können. Damit hat sie keine Macht mehr über uns im Hier und Jetzt und wir sind frei vom Einfluss dessen, was uns vorher einschränkte.

Doch woher wissen wir, ob ein Trauma unseres ist? Im Kern kann man sagen: wir finden keinen Ursprung in unserem Leben. Das Verhalten oder die Reaktion auf bestimmte Umstände lassen sich nicht auf unser jetziges Leben zurück beziehen. Ein eindrückliches Beispiel ist ein kleiner Junge, den die Eltern abends alleine zuhause lassen und zu den Nachbar gehen. Genau an dem Abend ertönen die Sirenen. Der Junge wacht auf und läuft instinktiv zur nächsten Brücke, um sich darunter zu verstecken. Normalerweise würde er zu den Nachbar laufen, seine Eltern suchen, doch er sucht Schutz unter der Brücke. Denn in ihm läuft das Kriegstrauma der Mutter ab, die sich als Kind unter den Brücken vor den Bomben versteckt hat

Wenn ein unbekannter Instinkt übernimmt, dann bewegen wir uns im Feld des intergenerationalen Trauma.

Es gibt also kein Ursprungserlebnis in dem Leben des kleinen Jungen, denn der Ursprung liegt im Leben seiner Mutter. Wenn wir also Verhalrensweisen oder Reaktionen an den Tag leben, die für uns keinen Sinn machen oder nicht auf etwas konkretes im Hier und Jetzt zurückzuführen sind, dann sind dies deutliche Hinweise auf ein ahnengeprägtes Trauma oder ein intergenerationales Trauma. Und damit werden wir es nur bearbeiten können, wenn wir anfangen außerhalb von uns zu schauen.

Das ist das, wo Ahnenarbeit ansetzt. Wir erkennen an, dass wir Teil einer Linie sind, die uns eben auch Emotionen und Reaktionen mitgegeben hat. Und wir schauen gemeinsam nach dem Ursprung dieser Emotionen und Reaktionen, um sie dann zu neutralisieren. Denn nur wenn wir den richtigen Ursprung finden, können wir nachhaltig wirklich etwas verändern. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir immer wieder in der gleichen Schleife landen.

Wenn das Trauma also nicht deines ist, dann mach es dir nicht zueigen, sondern erweitere deinen Blickwinkel und damit auch die Chancen es ein für alle Mal zu erlösen.

Wenn du mehr wissen willst, dann kannst du mit dem Echo-Finder herausfinden kannst, welchen Ursprung dein aktuelles Thema hat.

 

In Sisterhood,

Löwentor am 8.8. – Ursprung, Bedeutung und wie du die Energie wirklich nutzen kannst

Löwentor am 8.8. – Ursprung, Bedeutung und wie du die Energie wirklich nutzen kannst

Am 08.08. ist das Löwentor und gefühlt wird nun überall manifestiert und es ist der Höhepunkt des Jahres. Doch woher kommt es eigentlich, dass wir alle so darauf fixiert sind und wo liegt der eigentliche Ursprung des Löwentors? Und direkt vorab: es hat nichts mit Europa zu tun, sondern die Ursprünge liegen in Ägypten!

Was ist das Löwentor eigentlich?

Das „Löwentor“ ist ein moderner Begriff, der auf einem Naturereignis beruht, das die alten Ägypter beobachtet haben: das Erscheinen des Sterns Sirius am Himmel.

Sirius ist der hellste Stern am Nachthimmel, etwa 26-mal heller als unsere Sonne. In Ägypten markierte sein heliakischer Aufgang – also der Moment, in dem er kurz vor Sonnenaufgang sichtbar wurde – den Beginn der Nilüberschwemmungen. Dieses Hochwasser war lebenswichtig, weil es die Felder fruchtbar machte.

Für die Ägypter war Sirius daher ein Signal für Fruchtbarkeit, Neubeginn und Fülle. Kein Wunder also, dass diese Zeit als heilig galt und auch mit monumentalen Bauten wie den Pyramiden von Gizeh in Verbindung steht, die sich teilweise an Sirius orientieren.

Und warum dann der 8.8.?

Hier wird es spannend: Der 8. August ist eine moderne Zuordnung, die im Kontext unseres heutigen gregorianischen Kalenders entstanden ist. Vor der Kalenderreform lebten die Menschen im julianischen Kalender – dort würde das „Löwentor“ ungefähr am 26. Juli liegen.

Das sogenannte Löwentor ist somit nicht an dieses spezifische Datum gebunden – sondern an eine Sternenkonstellation, genauer gesagt an das Erscheinen des Fixsterns Sirius am Himmel.  Das zeigt: Die Verbindung zwischen Sirius und dem heutigen Datum ist nicht auf ein Datum festgelegt, sondern auf ein astronomisches Ereignis. Doch die die Symbolik der Zahl Acht (∞ – Unendlichkeit) ist für viele bedeutungsvoll und stark und schön – deshalb nutzen viele diesen Tag bewusst für Manifestationen.

Löwin, Göttin, Sphinx – Die vergessene Ordnung

Bevor die Pyramiden von Gizeh errichtet wurden – jene gigantischen Monumente, die heute noch als technische und mystische Meisterleistung gelten – stand dort bereits ein anderes Zeichen: die Sphinx. Eine Figur mit dem Körper eines Löwen – oder, genauer gesagt, einer Löwin – und dem Gesicht einer Frau. Eine Gestalt, älter als die Pyramiden selbst. Eine Wächterin, ein Zeichen für die große Mysterienträgerin, für die Göttin, die diesen Ort schon lange vor den Pharaonen mit ihrer Präsenz erfüllte.

Diese Sphinx ist kein Beiwerk, kein nachträgliches Denkmal, sondern vermutlich das älteste Zeichen dafür, dass dieser Ort bereits vor der patriarchalen Machtübernahme als heilig galt – als Platz der Verehrung, der Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Mensch und Kosmos. Dass ausgerechnet dort später die Pharaonen ihre Grabstätten errichten ließen, ist kein Zufall, sondern eine strategische Setzung: Man übernahm den heiligen Ort und wandelte seine Bedeutung.

Ein Prinzip, das auch in Europa bekannt ist. Die Christianisierung des Kontinents funktionierte zu großen Teilen über genau diesen Mechanismus: Kraftorte wurden „getauft“, Kirchen auf heidnische Tempel gebaut, Bäume gefällt, die einst heilig waren, und Feste umbenannt, um sie in das neue Dogma zu integrieren.

So wie Karl der Große einst bei uns durch die Lande zog, um die alten Kultplätze zu zerstören oder zu „erneuern“, so taten es auch die frühen Machthaber in Ägypten: Sie legten sich die Orte untertan, die schon lange vor ihnen bedeutungsvoll waren.

Isis, Maria, Frau Holle – Die Wandlung der großen Mutter

In dieser Übergangszeit begegnen wir immer wieder der Großen Mutter – jener archetypischen Kraft, die in unzähligen Namen, Bildern und Mythen überliefert wurde. In Ägypten war sie Isis – Göttin des Lebens, der Magie, der Heilkunst, der Sterne. In Nordeuropa war sie Frau Holle, Freya, Frigg – Hüterinnen der Jahreszeiten, der Fruchtbarkeit, der Schwellen zwischen Leben und Tod. Im Christentum wurde sie zu Maria, zur reinen Mutter, zur Himmelskönigin.

Dass so viele dieser weiblichen Urbilder miteinander verbunden sind, ist kein Zufall. Es ist Ausdruck eines kollektiven Bewusstseins, das tief verankert ist in der Erinnerung der Menschheit. Die mythologischen Linien zeigen deutlich, wie aus Isis Maria wurde, wie sich in der Gestalt von Frau Holle uralte Göttinnenaspekte wiederfinden, wie aus Freya – der Falkenträgerin – eine „Heilige“ wurde, deren ursprüngliche Kraft domestiziert wurde. Doch die Spuren sind noch da. Und das Löwentor ist eine Einladung, sie wieder sichtbar zu machen.

Löwentor im europäischen Kontext

Hier im Norden konnten unsere Vorfahren Sirius übrigens gar nicht zur selben Zeit sehen wie in Ägypten – oft erst im Winter. Stattdessen orientierten sie sich an anderen Fixsternen, wie Stella Polaris, dem Nordstern, der für Seefahrer und europäische Nomadenvölker entscheidend war. (über den spreche ich auch in „Du bist die Antwort“ noch mehr im Hinblick auf unsere Visionen und deren Umsetzung)

Auch unsere Sternbilder, Rituale und Tiere waren andere: Während in Ägypten der Löwe eine Verkörperung der Göttin war (siehe die Sphinx), war es in Europa eher der Bär, im späteren Winter auch der Wolf.

Unsere Feste und mythologischen Marker waren – wie bei den Ägyptern – an lokale Naturereignisse gebunden: Sonnwenden, Mondzyklen, Sternbilder zur Orientierung für Jagd, Ernte oder Viehhaltung. Und so war Sirius für uns eher ein Winterstern. 

Für uns gab es zu dieser Jahreszeit den Beginn der Ernte zum 8 Vollmond nach der Wintersonnenwende und wer etwas Magie und Wunscherfüllung brauchte konnte am Himmel den Sternschnuppenzug der Perseiden beobachten. Dieser erreicht seinen Höhepunkt meist um den 13./14. August. Auch eine wunderbare Art des Manifestierens. 

Was heißt das für uns heute?

Natürlich können wir uns in die kollektive Manifestationsenergie einklinken. Doch wenn wir das tun, ist es vielleicht auch hilfreich, nicht nur an uns, sondern die Welt zu denken. Lasst uns Frieden, Fülle und Freiheit für alle manifestieren.

Doch ich selber habe gelernt, wie kraftvoll es ist, wenn wir unsere spirituellen Ursprünge erinnern und gleichzeitig die eigenen kulturellen Wurzeln ehren. Denn oft haben wir in Europa vergessen, dass auch hier einst Sternenwissen, Mythologien und zyklische Naturspiritualität lebendig waren – bis die Christianisierung dieses Wissen systematisch verdrängt hat.

Anstatt das Löwentor zu inszenieren, können wir auch fragen: Wie hätten meine Vorfahr:innen diesen Zeitpunkt markiert? Sie hätten wahrscheinlich die Ernte eingeläutet. Die Zeit der Schnitterin. Wir können schauen, ob wir Stella Polaris am Himmel finden, den Fixstern, der uns immer wieder nach hause führt. So wie schon Generationen von Menschen vor uns. Und wir können uns an unsere lokalen Tiere erinnern und aus dem Löwentor ein „Wolfstor“ machen – passend zu Sirius, der in vielen Kulturen auch als „Hundsstern“ bekannt ist.

Tiefe statt Trend

Spirituelle Trends sind schön – sie verbinden uns, geben uns Fokus und Kraft. Und gleichzeitig liegt die wahre Magie oft darin, die tieferen Schichten zu verstehen und zu spüren, wie alt dieses Wissen wirklich ist – auch in unserer eigenen Kultur.

Morgen ist also nicht „der einzige magische Tag des Jahres“. Die alte Magie ist weniger an ein fixes Datum gebunden als an den Kosmos selbst. In Verbindung mit der Ernte-Energie ist dies jedoch eine gute zeit um Klarheit in deine Entscheidungen zu bringen. Und damit auch in das, was du wirklich willst.

Ich für meinen Teil werde morgen wahrscheinlich mit den Wölfen heulen, meine Intentionen sprechen und mich mit der alten wie der neuen Energie verbinden. Und ich werde in die Dunkelheit fahren und die Sterne beobachten. 

Mein Tipp: Feiere, wie es sich für dich stimmig anfühlt. Ob Löwe, Wolf oder Bär – verbinde dich bewusst mit den Ursprüngen und spüre die Kraft, die entsteht, wenn wir Wissen und Intuition zusammenbringen.

Wie die Kraft der Ahnen uns in der Gegenwart heilen kann

Wie die Kraft der Ahnen uns in der Gegenwart heilen kann

“Ich bin nicht ich allein.” Dieser Satz fiel mir zum ersten Mal ein, als ich mal wieder frustriert zuhause saß, weil sich einer der Themen, welches ich in gefühlt unzähligen Coaching-Sessions und energetischen Sittings bearbeitet hatte wieder meldete. Ich war Anfang 30 und konnte gefühlt meine Wohnzimmerwand mit Zertifikaten und Ausbildungsnachweisen füllen. Und dennoch fand ich mich wieder in diesem Moment, in dem es sich anfühlte, als hätte ich versagt. Das jedenfalls war die unterschwellige Botschaft, die meine Ausbilder mir mitgaben – ich würde es nicht genug wollen oder mich nicht genug hingeben.

So saß ich frustriert auf den Holzdielen im Wohnzimmer meiner Hamburger Altbawohnung und schickte ein Stoßgebet an die Putten im Stuck an der Decke. Und dann kam mir der Satz: Ich bin nicht ich allein.” Und auf einmal spürte ich, wie sich in mir etwas bewegte, sich all die aufgestauten Emotionen lösten und mir ein Stöhnen entfuhr, welches sich anhörte und fühlte, als ob es uralt wäre. Ich ließ den Prozess geschehen und flüsterte instinktiv: “Ich spüre dich” und danach “Es ist vorbei”.

Und das war es dann auch. Nach all den vorher gedrehten Runden brauchte ich 30 Minuten auf meinem Wohnzimmerboden mit stöhnen, schütteln und vielen Tränen und auf einmal war dort Frieden und Ruhe. Ohne dass ich es wusste, hatte ich den Grundstein für meinen weiteren Weg gelegt. Ich hatte ein Ahnentrauma erlöst.

Wenn der Ursprung nicht in dir liegt

 

Erst später wurde mir klar: Häufiger als wir denken, ist das, was wir spüren, nicht unseres. Mittlerweile zeigt meine Erfahrung, dass es sogar über 60% der Themen sind, die im Ursprung nicht unsere sind. Es sind die Echos unserer Ahnen. Erinnerungen, die nicht in unserem Kopf, sondern in unseren Zellen wohnen. Gefühle, die nicht von uns stammen, sondern von denen, die vor uns waren.

Heute wissen wir: Erlebtes verändert nicht nur unser Nervensystem – es kann auch epigenetisch weitergegeben werden. Studien zeigen, dass traumatische Erfahrungen (wie Krieg, Gewalt oder Flucht) biochemische „Marker“ hinterlassen, die bestimmen, welche Gene ein- oder ausgeschaltet sind. Diese Veränderungen können an Kinder und Enkel weitervererbt werden – als erhöhte Stressanfälligkeit, Angst, Erstarrung, Überverantwortung oder das Gefühl, „nicht ganz hier“ zu sein.

Studien zeigen: Traumatische Erfahrungen verändern nicht den genetischen Code selbst, wohl aber die biochemische „Schaltzentrale“, die entscheidet, welche Gene an- oder abgeschaltet werden. Diese epigenetischen Markierungen können über Generationen weitergegeben werden – selbst wenn das auslösende Ereignis längst vergangen ist.

So zeigte eine Studie an Überlebenden der Shoah, dass die Kinder und Enkelkinder dieser Menschen erhöhte Stress-Sensitivität und veränderte Hormonprofile aufwiesen – obwohl sie die Traumata selbst nicht erlebt hatten. Ähnliches wurde bei den Nachkommen von Kriegsgefangenen, Geflüchteten oder hungernden Müttern beobachtet.

 

Keine Nostalgie, sondern eine neue Zukunft

 

Für mich ist die Arbeit mit den Ahnen daher ist kein Rückzug in Nostalgie. Sie ist ein Akt der Transformation – auch kulturell. Wir verändern akiv die Vergangenheit und kreieren damit eine neue Zukunft. Und wenn wir beginnen und wieder bewußt mit unserem indigenen europäischen Erbe zu verbinden, müssen wir nicht mehr bei anderen Kulturen suchen. Wir können eine eigene, verkörperte, verwurzelte Spiritualität leben. Eine, die heilt – uns, unsere Linie, unsere Welt.

Ich spreche dabei nicht von Ahnenarbeit als romantischer Rückbesinnung auf vergangene Zeiten. Sondern als klarer, tief transformierender Praxis, die in unsere Gegenwart hineinwirkt. Ahnenarbeit heißt: Ich nehme bewusst Verbindung auf zu meiner Linie – und treffe eine Entscheidung. Welche Muster ich weiterführe. Und welche ich beende.

Es ist ein heiliger Akt von Selbstermächtigung: Nicht weil wir stark sein müssen. Sondern weil wir verbunden sind. Jede:r von uns ist Teil einer Geschichte, die vor unserer Geburt begann. Unsere DNA trägt nicht nur Augenfarbe und Körpergröße, sondern auch Erlebnisse, Ängste, Verluste. Die Forschung nennt das transgenerationale Weitergabe oder epigenetische Prägung. Spirituelle Traditionen nennen es Ahnenlinie. Und egal, wie wir es benennen – es wirkt.

Was weitergegeben wurde, kann gewandelt werden. Wir müssen es nicht weitertragen.

Viele von uns haben spirituelle Wege gesucht – im Außen, in anderen Kulturen, in fernen Traditionen. Und dabei etwas übersehen: Dass auch unsere Wurzeln heilig sind. Auch hier, in Mitteleuropa, gibt es ein tiefes, erdiges Wissen. Ein Wissen um Zyklen, um Würde, um die Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten, welches lange unterdrückt wurde – durch Christianisierung, Kolonialisierung, Patriarchat – und das nun wieder aufsteigt.

Unsere Ahnen waren unsere ersten spirituellen Begleiter. Vorchristliche Kulturen hielten engen Kontakt mit der unsichtbaren Welt. Sie ehrten die Toten, baten sie um Rat, feierten die Rückkehr der Seelen zur Wintersonnenwende. Viele Bräuche, die wir heute als „Weihnachtsmärchen“ abtun, sind ursprünglich Rituale der Ahnenerinnerung. Die Lebkuchen etwa – einst „Laibe des Lebens“ – waren Gaben an die Toten.

 

Wurzeln rekultivieren, Verbindung erleben

 

Heute haben die meisten von uns nicht gelernt, wie man mit den Ahnen spricht. Es ist, als hätten wir unsere Wurzeln gekappt – kollektiv und individuell. Doch wir können sie wieder beleben. Wir können Verbindung aufbauen. Kraft schöpfen. Klarheit gewinnen. Denn wenn wir unsere Ahnen ehren, ehren wir auch uns selbst. Wenn wir uns zurückverbinden, entsteht eine neue Form von Sicherheit. Nicht weil „alles gut“ wird. Sondern weil wir nicht mehr allein stehen. Nicht umsonst gibt es den Satz:

Gehe, als ob tausende von Ahnen mit dir gehen.

Wenn du das Gefühl hast, dass deine Themen tiefer liegen – dann hast du höchstwahrscheinlich recht. Wenn du manchmal spürst, dass du für etwas leidest, das nicht deins ist – dann vertraue dem.
Und wenn du bereit bist, dich zurückzuverbinden – dann bist du nicht allein.

Ich habe in den letzten 15 Jahren mit vielen Menschen gearbeitet, die tief transformierende Erfahrungen gemacht haben – ohne viele Worte, ohne Drama. Weil sie plötzlich verstanden haben: Ich bin Teil von etwas Größerem. Weil sie nicht mehr kämpfen mussten, um stark zu sein.
Weil sie sich endlich gehalten gefühlt haben – nicht durch andere, sondern durch ihre Linie.

Manchmal braucht es nur einen inneren Satz, um das Feld zu drehen:
„Ich sehe euch. Ich danke euch. Und ich gehe meinen eigenen Weg.“

Denn: Die Ahnen warten nicht darauf, dass wir perfekt sind. Sondern dass wir bereit sind, hinzuhören.

 

 

Palästina – Ökonomie des Genozids & Power to the people

Palästina – Ökonomie des Genozids & Power to the people

Wollen wir das komplette Bild der Verbindung zwischen historischer Kolonialisierung (Teil 1 findest du hier) und der heutigen Situation erfassen, so müssen wir einen Blick auf die wirtschaftlichen Interessen werfen. Denn: die Spur des Geldes ist in diesem Fall deutlich zu verfolgen.

Zu verdanken haben wir dies Francesca Albanese, UN-Sonderberichterstatterin für die Menschenrechtslage in den besetzten palästinensischen Gebieten und mittlerweile auch Nominierte für den Friedens-Nobelpreis. Meiner Meinung nach eine Heldin ohnegleichen. Denn: sie bekommt kein Geld für ihre Arbeit, ist Sanktionen ausgesetzt und einem gewaltigen Shitstorm online. Und dennoch macht sei unbeirrt weiter.

Seit dem 1. Mai 2022 ist sie ehrenamtlich für die UN tätig und bereits am 18. Oktober 2022 rief sie in ihrem ersten Bericht dazu auf, dass die UN-Mitgliedsstaaten einen Plan entwickeln sollten, „um weitere Landbesetzungen durch die israelische Siedlungsbewegung und das Apartheids-Regime zu beenden“.

 

Von Besetzer-Ökonomie zu Genozid-Ökonomie

2024 legte Francesca Albanese nun den Bericht „From Occupation Economy to Genocide Economy“ vor. Darin beschreibt sie, wie eine globale Wirtschaftsordnung den andauernden Völkermord an Palästinenser:innen in Gaza stützt.

Albanese dokumentiert in dem Bericht die Beteiligung von über 60 internationalen Unternehmen – darunter Microsoft, Amazon, Airbnb, Booking.com, BP, Volvo, Barclays, Caterpillar und Lockheed Martin – die direkt oder indirekt von der israelischen Besatzung, militärischen Infrastruktur und Überwachungstechnologien profitieren. Sie argumentiert, dass diese Konzerne nicht nur stille Mitwisser sind, sondern durch die Bereitstellung von Ausrüstung, Logistik und Kapitalströmen aktiv zur Stabilisierung der Gewalt beitragen.

So sind derzeit über 300 Immobilien auf Airbnb zur Vermietung angeboten, die sich in Israels illegalen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten befinden, sowie palästinensische Flüchtlingsimmobilien, die während der Nakba beschlagnahmt wurden.

Der Bericht von Francesca Albanese zeigt: Die Besatzung ist längst kein rein politisches oder militärisches Projekt mehr, sondern ein hochprofitables Geschäftsmodell. Das internationale System, einschließlich westlicher Staaten und globaler Unternehmen, ist tief in diese „Ökonomie des Genozids“ verwoben.

Reaktionen und politische Implikationen

Der Bericht stieß natürlich auf massive Kritik von israelischen und westlichen Regierungsvertretern. Die USA belegten Albanese mit Einreisesanktionen – ein beispielloser Schritt gegenüber einer UN-Sonderberichterstatterin. Und es zeigt, wie sehr Francesca Albanese ins Schwarze getroffen hat.

Deutschland verteidigte unterdessen seine Rüstungsexporte nach Israel, die zwischen 2023 und 2025 fast 500 Millionen Euro erreichten. Laut dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) entfielen fast 30 Prozent der israelischen Waffenimporte auf deutsche Unternehmen. Dazu erwähnt werden muss, dass israelische Atomwaffen Teil der militärischen Bewaffnung Israels sind. Israel ist nicht Vertragspartner des Atomwaffensperrvertrages, wird aber zu den faktischen Atommächten gezählt, da es laut Statista 90 atomare Sprengköpfe besitzt.

Außerdem schätzt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), dass die Bombardierungen durch Israel bis April 2024 37 Millionen Tonnen Schutt und gefährliche Materialien verursacht haben, von denen ein Großteil menschliche Überreste und Bomben enthält. Im Dezember 2024 aktualisierte das UNEP seine Schätzung auf 50 Millionen Tonnen Schutt. (Ja, Waffen und Krieg und Klimakatastrophe hängen zusammen.)

Deutschland begründet Waffenlieferungen nach Israel mit der „historischen Verantwortung“. Da stellt sich mir jedoch die Frage: welche Historie? Die Verantwortung einen Krieg zu verhindern, sieht für mich anders aus. Die Verantwortung, die Wiederholung dessen, was wir der jüdischen Bevölkerung angetan haben, für alle Menschen zu verhindern sieht für mich anders aus. Die Verantwortung zukünftigen Generationen gegenüber sieht für mich anders aus.

Zivilgesellschaftliche Gruppen wie das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) haben juristische Schritte eingeleitet, um die Waffenexporte zu stoppen. Doch bisher konnte keine der Klagen vor deutschen Gerichten weitere Lieferungen verhindern.

Auch innerhalb Europas ist die Verantwortung nicht zu übersehen: Die EU ist über Handelsabkommen, Technologiekooperationen und politische Rückendeckung tief in die wirtschaftlichen und militärischen Strukturen Israels eingebunden. Länder wie Italien, Frankreich und Großbritannien haben ebenfalls Waffenexporte genehmigt oder diplomatische Unterstützung signalisiert.

Diese Dynamik macht deutlich: Die koloniale Logik der Nakba lebt in den wirtschaftlichen und politischen Strukturen der Gegenwart fort. Während palästinensische Zivilist:innen in Gaza ausgehungert werden, profitieren internationale Akteure finanziell und politisch von der Aufrechterhaltung des Status quo.

 

Warum dies für unser Verständnis der Gegenwart entscheidend ist

Während die meisten von uns mittlerweile nicht mehr nachvollziehen können, warum Israel nicht gestoppt wird, warum so viele Regierungen in Europa weiterhin so zurückhaltend sind, zeigt die Verknüpfung von Albaneses Analyse mit der historischen Perspektive der Nakba deutlich, was der Hintergrund sein könnte.

Denn es handelt sich eben nicht nur um eine militärische Besatzung, sondern um ein systemisches Muster der Kolonialisierung, das durch globale wirtschaftliche Interessen verlängert und abgesichert wird. Diese Perspektive fordert uns alle dazu auf, nicht nur die lokalen Akteure zu betrachten, sondern das internationale Geflecht aus Staaten, Konzernen und Institutionen, die von dieser Gewaltordnung profitieren.

Doch wie können wir als Einzelpersonen nun dieses Geflecht von Interessen entwirren und vor allem dem Genozid ein ende bereiten? Vor allem, wenn das alles so groß und übermächtig wirkt?

Das erste ist und daran zu erinnern: wir sind die Mehrheit. Und ich glaube wir können uns alle darauf einigen, dass das, was seit Oktober 2023 vor unsere Augen quasi im Live-Stream geschieht nicht diskutabel ist. Und wenn unsere Regierungen nicht aktiv werden, dann müssen wir es tun! Gemeinsam. Sofort. Ohne Ausrede.

 

Viele kleine Schritte ergeben einen Marsch

Wichtig ist zu verstehen, wie relevant unsere kleinen Schritte sein können. Denn all die kleinen Schritte ergeben gemeinsam einen großen Marsch. Ich habe hier eine – sicherlich nicht komplette – Liste mit Impulsen und Schritten, die du jetzt direkt gehen kannst.

dabei ist mir wichtig: Es geht nicht darum alles zu tun – was atürlich wünschenswert wäre. Sondern erstmal das, was für dich heute umsetzbar ist. Denn sobald wir aktiv werden, kommen wir auch aus unserem Ohnmachtsgefühl. Und damit kommen wir zurück in unsere Macht.

Boykott und Konsumverhalten:

  • Die Übersicht von My Witness ist sehr umfassend und international. Hier werden auch Alternativen vorgeschlagen.
  • Teilnahme an der BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions), die wirtschaftlichen Druck auf Israel und beteiligte Unternehmen ausübt.
  • Download der No Thanks App, welche Produkte aus Israel am Strichcode erkennt. Und dann dementsprechend shoppen. Denn wer braucht hierzulande schon Kartoffeln aus Israel, wenn wir unsere eigenen haben.
  • Verzicht auf Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen, die direkt oder indirekt von der Besatzung profitieren. Besipielsweise:
    • keine Airbnb oder Booking.com Buchungen mehr,
    • kein Tanken bei BP
    • nicht mehr bei Amazon bestellen oder streamen
    • kein Konto bei Barclays
  • Beim Arbeitgeber checken mit welchen israelischen Produkten evtl. gearbeitet wird und Alternativen aufzeigen.
  • Einige boykottieren auch bewußt us-amerikanische Firmen, weil die USA deutlich hinter Israel steht. Zum Beispiel: Starbucks, KFC, Mc Donald’s oder Coca-Cola. 

Dies sind Optionen und ich kann mich nicht für die angegebenen Links verbürgen. Doch ich finde sie geben einen guten Einblick. Jede von uns kann entscheiden wie weitgehend und konsequent sie in den Boykott einsteigen will. 

 

 

Sichtbare Solidarität zeigen:

  • Tragen des Palästinensertuchs (Keffiyeh) als politisches Statement.
  • Teilnahme an Demonstrationen, Mahnwachen und lokalen Solidaritätsaktionen.
  • Palästina-Fahne am Balkon oder im Fenster hängen haben.

Digitale und mediale Präsenz:

  • Nutzung sozialer Medien zur Aufklärung und Sichtbarmachung von Berichten, Analysen und Augenzeugenberichten.
  • Folgen von Accounts die pro-palästinensisch sind. Zum einen für mehr Sichtbarkeit dieser Accounts und zum Anderen, um eine andere Perspektive auf die Ereignisse zu bekommen. das können zum Beispiel  Voices for Palestine Lets talk Palestine oder andere sein
  • Teilen von Informationen aus verlässlichen Quellen wie Al Jazeera, Middle East Eye oder UN-Berichten.
  • Teilen von Informationen mit Freunden und Familie über Whatsapp oder Telegram. Viele Menschen verlassen sich nur auf die Tagesschau und die in Deutschland recht dünne Berichterstattung.

Finanzielle Unterstützung:

Und wenn du dich fragst, warum ich diese Blogbeiträge nicht schon früher geschrieben habe, dann muss ich mit Scham gestehen – mir war nicht klar, wie bubbleig meine Bubble ist. dadurch, dass ich weder die deutschen Medien als Hauptinformationsquelle nutze, noch die aktuelle Situation in Deutschland hautnah mitbekommen habe, habe ich ehrlicherweise unterschätzt, wie hilfreich es für viele gewesen sein könnte, diese Beiträge zu formulieren.

So bleibt mir jetzt nur die Hoffnung, dass wenn du bis hierher gelesen hast, du direkt einige der Aktions-Impulse umgesetzt hast und es auch weiterhin tust. Damit wir alle gemeinsam mit unseren Schritten endlich den Marsch nach Gaza schaffen, der die Menschen vor dem unendlichen Leid befreit, welches uns als Weltgemeinschaft noch lange beschäftigen wird.

Denn nun kann keiner mehr sagen, er habe es nicht gewusst. Nun kann keine mehr behaupten, dass Ppr-Palästina automatisch antsemitisch ist. Nun kann niemand sich mehr herausreden. Es ist schon viertel nach 12 – Zeit etwas zu tun.

Daher gilt die Devise: besser spät als nie. Keine falsche Scham zu spät auf das Boot aufzuspringen, sondern es jetzt erst recht zu tun.

Für die Menschen in Palästina und diejenigen, die ihnen folgen werden. Denn die epigenetischen Folgen werden uns noch lange begleiten.

 

 

Quellen & weiterführende Links:

Beitragsbild: Foto von Ahmed Abu Hameeda auf Unsplash

 

Palästina – eine Geschichte von Kolonialisierung, Enteignung, Vertreibung

Palästina – eine Geschichte von Kolonialisierung, Enteignung, Vertreibung

:Wenn wir dieser Tage auf die Bilder aus Gaza schauen und dann hören, dass das alles am 07. Oktober 2023 begann, dann muss uns klar sein, dass das nicht stimmt. Das das, was Israel seit dem 08. Oktober 2023 tut nur das Ende einer lang existierenden Geschichte von Kolonialisierung, Enteignung und Vertreibung ist. Und dass diese Geschichte in Deutschland nicht frei erzählt wird. Denn: die Bundesrepublik Deutschland steckt im Trauma-Bonding mit dem Staat Israel.

Mir selbst ist erst nach der letzten Podcastfolge wirklich klar geworden, wie krass das Nicht-Wissen ist und wie sehr ich in einer Bubble steckte, was meine Informationen und meinen Austausch zu dem Thema angeht. Direkt vorab. Ich bin bei weitem keine Expertin zu dem Thema. Und gleichzeitig glaube ich, dass es wichtig ist, die geschichtlichen Basics zu diesem Thema zur Sprache zu bringen. Denn anscheinend passiert es noch viel zu selten. Und ja, auch in erkenne an, dass ich damit „very late to the party“ bin. Doch besser spät als nie.

 

Kolonialisierung Palästinas: Vom Osmanischen Reich bis zum britischen Mandat

Bevor Israel überhaupt gedacht wurde, gab es Palästina. Schon im 12. Jahrhundert v. u. Z., war das Gebiet als Philistäa bekannt. Der Name „Palästina“ selbst, tauchte erstmals um das 5. Jahrhundert v. u. Z. in schriftlichen Aufzeichnungen auf. Die Region ist jedoch schon viel länger bewohnt, denn es gibt Hinweise auf menschliche Besiedlung, die bis vor 10.000 v. Chr. zurückreichen.

Fast forward ins 19. Jahrhundert. Vor dem Ersten Weltkrieg war Palästina Teil des Osmanischen Reiches, geprägt von einer überwiegend arabischen Bevölkerung und einer kleinen jüdischen Minderheit. Mit dem Aufkommen des politischen Zionismus im späten 19. Jahrhundert – einer Ideologie, die die Gründung eines jüdischen Nationalstaats forderte – begann eine gezielte Siedlungsbewegung. Ab 1882 wanderten Tausende Juden, getrieben von Pogromen im Russischen Reich und der Verheißung des Zionismus, nach Palästina ein.

Die Veröffentlichung von Theodor Herzls „Der Judenstaat“ 1896 verlieh dieser Bewegung eine klare ideologische Grundlage. Obwohl zunächst auch andere Orte wie Uganda oder Argentinien diskutiert wurden, setzte sich Palästina als Ziel durch – gestützt auf die religiöse Vorstellung eines göttlich versprochenen Landes.

Mit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg besetzten die Briten Palästina. Im Rahmen des Sykes-Picot-Abkommens teilten Großbritannien und Frankreich den Nahen Osten unter sich auf. Die Balfour-Deklaration von 1917 versprach den Zionisten eine „nationale Heimstätte für das jüdische Volk“ in Palästina – ohne die dort lebende arabische Bevölkerung einzubeziehen.

Unter dem britischen Mandat (1922–1948) wurde die zionistische Einwanderung massiv gefördert. Zwischen 1922 und 1935 stieg der jüdische Bevölkerungsanteil von 9 auf 27 Prozent. Landkäufe führten zur Enteignung zehntausender palästinensischer Pächter:innen. Palästinensische Intellektuelle warnten bereits früh vor den Folgen dieser Entwicklung.

Widerstand, Repression und die Eskalation zur Nakba

Der Arabische Aufstand von 1936 bis 1939 war ein direkter Widerstand gegen britische Kolonialpolitik und zionistische Siedlungsexpansion. Die britische Antwort war brutal: Häuser wurden zerstört, Tausende Palästinenser:innen inhaftiert oder exiliert, mindestens 10 Prozent der männlichen Bevölkerung wurden getötet, verwundet oder gefangen genommen.

Gleichzeitig verstärkte sich die zionistische Militärorganisation. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust nahm der Druck auf die internationale Gemeinschaft zu, einen jüdischen Staat zu ermöglichen. 1947 verabschiedete die UN den Teilungsplan (Resolution 181), der 55 Prozent des Landes der jüdischen Minderheit zusprach, die nur ein Drittel der Bevölkerung stellte und weniger als 6 Prozent des Landes besaß.

Die Ablehnung dieses Plans durch die arabische Seite führte zu einem Krieg, in dem zionistische Milizen wie Haganah, Irgun und Lehi großangelegte Angriffe und ethnische Säuberungen durchführten. Historiker wie Ilan Pappé bezeichnen diese Phase als systematisch geplante Vertreibung, gestützt auf den sogenannten „Plan Dalet“.

Mit der Gründung Israels 1948 begann ein Prozess, der auf der gewaltsamen Vertreibung Hunderttausender Palästinenser:innen basierte, um einen Staat mit jüdischer Mehrheit zu errichten. Zwischen 1947 und 1949 wurden mindestens 750.000 Menschen von einer Bevölkerung von 1,9 Millionen zu Flüchtlingen gemacht. Über 78 Prozent des historischen Palästinas wurden eingenommen, mehr als 530 Städte und Dörfer zerstört, und rund 15.000 Palästinenser:innen fielen Massakern und militärischer Gewalt zum Opfer.

Jedes Jahr am 15. Mai gedenken rund 12,4 Millionen Palästinenser:innen weltweit der Nakba – der „Katastrophe“, die 1948 zur ethnischen Säuberung Palästinas und zur fast vollständigen Zerstörung der palästinensischen Gesellschaft führte. Die Nakba steht für den gewaltsamen Verlust von Heimat und Land, für Enteignung und Vertreibung – und sie ist bis heute nicht beendet.

Doch es ist wichtig immer wieder deutlich zu sein darin, dass die Nakba nicht erst 1948 begann – und auch nicht dort aufhörte.

Die Nakba als andauernder Prozess

Die Nakba war nicht nur ein Ereignis von 1948, sondern der Beginn einer anhaltenden Enteignung. Sie setzte sich fort:

  • 1967: Besetzung von Westjordanland, Ostjerusalem und Gaza im Sechstagekrieg.
  • 1982 & 2006: Militärische Invasionen im Libanon und wiederholte Offensiven in Palästina.
  • 1990er Jahre: Die Oslo-Abkommen fragmentierten palästinensische Gebiete und institutionalisierten Kontrollregime.
  • Heute: Blockade und wiederholte Bombardierungen Gazas, Ausweitung illegaler Siedlungen und administrative Entrechtung, systematische Aushungerung.

Diese Entwicklung wird von Historiker:innen als „ongoing Nakba“ bezeichnet – ein fortgesetztes koloniales Projekt, das Land, Rechte und Sicherheit systematisch entzieht.

Die Realität heute

Über drei Millionen Palästinenser:innen im Westjordanland und Ostjerusalem lebten unter Besatzung, Siedlergewalt und Militärkontrolle. Ihre Bewegungsfreiheit wird durch Checkpoints und die Trennmauer massiv eingeschränkt. In Gaza sind zwei Millionen Menschen seit über einem Jahrzehnt unter einer Blockade eingeschlossen, abgeschnitten von lebenswichtigen Ressourcen.

Innerhalb Israels ist die palästinensische Minderheit struktureller Diskriminierung ausgesetzt: Rund 50 Gesetze benachteiligen sie explizit. Seit 1948 wurde keine einzige neue palästinensische Stadt gegründet, während über 600 jüdische Gemeinden entstanden.

Für die Palästinenser sind Olivenbäume eine Lebensader, ein Symbol ihrer Liebe zu ihrem Land und eine Quelle des Stolzes; sie sind aber auch ihre Achillesferse, und die israelischen Siedler wissen das. Daher sind Olivenbäume häufig Ziel von Gewalt und Vandalismus, insbesondere während der Olivenerntezeit, wobei israelische Siedler oft als Täter identifiziert werden können. Diese Angriffe umfassen das Fällen, Verbrennen und sonstige Beschädigen der Bäume, was schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensgrundlage palästinensischer Bauern und die palästinensische Wirtschaft hat. 

Heute gibt es fast 8 Millionen palästinensische Flüchtlinge, und das Recht auf Rückkehr bleibt bis heute unerfüllt. Die Nakba ist keine ferne Erinnerung, sondern gelebte Gegenwart.

Zwischen dem 08.10.2023 bis zum 30. 07. 2025 wurden laut Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza und des israelischen Außenministeriums über 60.785 Palästinenser:innen getötet, darunter 217 Journalisten und Medienmitarbeiter, 120 Akademiker und über 224 humanitäre Helfer. Es wird geschätzt, dass 80 % der getöteten Menschen Zivilisten sind. Eine Studie des OHCHR ergab, dass 70 % der Menschen, die in Wohngebäuden oder ähnlichen Unterkünften getötet wurden, Frauen und Kinder waren. Es ist eine gezielte Zerstörung der Zukunft eines Volkes, die wir hier erleben.

Und nun heißt es deutlich werden: es waren Europäer, also wir, die diese Entwicklung und all die Gräueltaten ermöglicht haben. Wir haben den Kolonialismus in die Welt gebracht. Und es waren kolonialisierende Strukturen, strategischen Schweigen, bewusstes Outsourcen von Themen von europäischen Staaten, die dafür verantwortlich sind, dass wir jetzt die bewusste Aushungerung der Bevölkerung in Gaza erleben.

Die Nakba ist nicht nur ein Kapitel der Vergangenheit, sondern eine andauernde Realität, die tief im kolonialen Projekt des Zionismus wurzelt. Wer die aktuelle Lage in Gaza und im Westjordanland verstehen will, muss diese historische Kontinuität sehen – und begreifen, dass der Kampf um Palästina ein Kampf gegen Enteignung, Vertreibung und Unterdrückung ist, der bis heute andauert.

Und wir können uns entscheiden, auf welcher Seite wir stehen wollen. Denn diese Entscheidung beeinflusst auch, wer wir als Gesellschaft in Zukunft sein wollen.

 

 

Quellen & weiterführende Links: