Der Hunger nach Spiritualität

Der Hunger nach Spiritualität

So lange schon versuchen wir unseren Hunger zu stillen. Nicht unseren physischen, sondern unseren spirituellen. Es ist an der Zeit zu erkennen, dass wir beginnen unseren Hunger nach spiritueller Verbundenheit zu ehren, anstatt weiter emotional zu essen. Zu erkennen, dass wir uns unzählige Elemente anderer spiritueller Traditionen einverleibt haben, jedoch immer noch nicht satt sind. Denn es ist nicht das, wonach sich unsere Seele sehnt.

Und so hat sich auch der Konsum verschiedener Traditionen nicht dazu geführt, dass wir das Gefühl haben genährt zu sein, denn wir haben das, was wir uns ungefragt genommen haben so angepasst, bis es für uns annehmbar war. Damit haben diese Zeremonien zum Teil auch ihre Kraft verloren.

Kulturelle Aneignung bedeutet, dass ich jemanden bzw. eine Kultur/Tradition enteignet, um mir etwas anzueignen (cultural appropriation). ich übernehme im Zweifelsfall etwas in meine Praxis, was im Kern nicht meines ist, eher diejenige nicht, von denen es ursprünglich kommt und verändertes so, dass es sich für mich „stimmiger“ anfühlt.

Auch ich bin nicht unbeschrieben, wenn es darum geht, dass ich mir in der Vergangenheit Praktiken angeeignet habe. Damals wusste ich nicht, dass es hier eine Spiritualität vor dem Christentum gab. Diese wieder zu finden, zu beleben und zu leben ist nicht so einfach, wie sich etwas vorhandenes anzueigenen. Und dabei geht es nicht darum die Bücher zu lesen, sondern die Zeremonien zu leben. Spiritualität funktioniert nicht nach dem intellektuellen Prinzip, sie folgt der Intuition. Nur in unserer ursprünglichen Spiritualität – egal woher wir kommen und wer wir sind – werden wir finden, was wir wirklich suchen. Denn die Geschichten und die Weisheit unserer Ahnen vibrieren noch heute in uns. Es ist Zeit sie wieder zu erwecken.

Maria Himmelfahrt – Zeit für den Schnitt

Maria Himmelfahrt – Zeit für den Schnitt

Am 15. August ist Maria Himmelfahrt, der Tag, an dem der Heimgang von Maria, der Mutter von Jesus gefeiert wird. Doch der Ursprung dieses Festes liegt viel weiter zurück. Ursprünglich war es so, dass nach dem ersten Vollmond im August die Frauen auszogen um die Kräuter zu schneiden und zu dieser Zeit auch der erste Ernteschnitt gesetzt wurde. Dieser wurde oftmals auch von einer Frau vollzogen. Denn ganz zu Beginn des Ackerbaus waren es Frauen, die durch ihr Menstruationsblut dem Saatgut die notwendige Düngekraft gaben. Und somit setzen ach sie den ersten Ernteschnitt. Und so war es auch üblich immer ein paar Ähren für die Göttin stehen zu lassen, als Opfergabe an die Erdmutter, die die Nahrung geschenkt hat.

Hochzeit des Lichts

Den Beginn dieser Erntephase bildete das Lichtfest Lugnasad. Es liegt genau zwischen der Sommersonnwende und der Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Diese „Hochzeit des Lichts“ läutet den August ein, Monat der Erfüllung, der ersten Ernte des Jahres, der Manifestation von Überfluss. Viele Pflanzen tragen Früchte, das Getreide ist reif, Heilpflanzen haben eine ganz besonders hohe Wirkung. Es ist der Moment einen Schnitt zu setzen, denn die Zeit der Fülle geht vorüber und wenn wir jetzt nicht ernten, verlieren wir alles.  Diese Zeit gibt uns einerseits die absolute Fülle, andererseits erfordert sie unsere Zeit und Geduld, um Früchte verwertbar zu machen, Getreide zu ernten und die Ernte einzufahren. Und das ist auch die Qualität des Festes, die wir in unserem Alltag einfließen lassen können.

Zum Zeitpunkt der größten Reife müssen wir ernten, ansonsten fault das, was gerade noch reif war. Die Schnitterin setzt also bewusst den ersten Schnitt und erntet mit all ihrer Kraft und Energie. Mit ihrer Sichel (der abnehmenden Mondsichel) durchtrennt sie das Leben, um zu überleben.

Du kannst in dieser Zeit den Fokus für dich auf die folgenden Impulse setzen:

  • Wo muss ich einen Schnitt setzen? Was muss jetzt geerntet werden?
  • Was ist alt und verbraucht und darf gehen? Was ist vielleicht schon nicht mehr lebendig und belastet nur?
  • Wie kannst du die geernteten Früchte gut für den Winter vorbereiten und verarbeiten?

Vielleicht hast du am Anfang des Jahres eine Idee gehabt, die bis jetzt gereift ist. Dann ist es jetzt ein guter Zeitpunkt diese zu ernten und verwertbar zu machen. Du kannst sie anderen vorstellen, in einen Businessplan gießen oder deine Webseite vorbereiten.

Von Heilkunst zu Teufelswerk

Das Sammeln von Kräutern war schon Aufgabe der Frauen bevor die Menschen sich niederließen und Ackerbau betrieben. Sie waren Nahrung und Heilmittel zugleich und somit ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Da sie bei Erkrankungen und Verletzungen halfen wurden sie als „gottgegeben“ angesehen und so wurden bestimmte Kräuter in Zeremonien den Göttern geweiht. Zur Zeit der Fülle haben Heilkräuter eine bis zu dreimal stärkere Wirkung, der perfekte Moment also, sie zu ernten. So entstand der Brauch des Kräuterbusches, welcher gesammelt und getrocknet wurde und die Menschen dann durch den Winter begleitete, als Rauchwerk, als Aufguss oder als Heilmittel.

Als aber die christlichen Missionare über Europa zogen, erfuhr die Kräuterkunde Ächtung, da sie eng mit heidnischen Bräuchen verknüpft waren. Kräuter waren von nun an Teufelswerk. Im 8. Jahrhundert wurde das Weihen von Kräutern sogar unter höchster Strafe verboten. Allerdings ließen sich die Menschen dadurch nicht von ihren Bräuchen abbringen, brauchten sie doch die Kräuter als Heilmittel und den Busch als Hausapotheke im Winter.

Und so fand die Kirche eine clevere Lösung: Hatte sie schon anfangs die keltische Tradition der Versammlung der Menschen zu Ehren der Adoptiv-Mutter Erde, welche übrigens auch eine Jungfrau sein kann, in Form von Mutter Maria übernommen, so beschloss sie nun einfach das Kräutersammeln eben dieser zu widmen. So wurden also die Heilkräuter der Mutter Jesu gewidmet und der 15. August, als Tag der Aufnahme Marias in den Himmel, auch zum Festtag der Kräuterbuschweihe. Im Kern bleibt jedoch die uralte Geschichte bestehen, wenn wir es schaffen durch die vielen Vorhänge zu blicken. Die Kräuter kommen von Mutter Erde und dieser werden sie geweiht. Der Großen Mutter, die gebiert und auch uns ernährt und versorgt. Während die Kirche unseren Blick immer weiter gen Himmel gehen lassen hat, liegt der Ursprung all der Mythen und uralten Weisheiten direkt unter unseren Füßen: in Mutter Erde.

Kräutermagie einfach gemacht

Wenn du dich nun aufmachen möchtest und selber einen Kräuterbusch zusammenstellen willst, gibt es einige Dinge, die traditionell beachtet wurden. Die Auswahl der Kräuter besteht dabei aus Alant, Johanniskraut, Beifuss, Rainfarn, Schafgarbe, Tausendgüldenkraut, Brennnessel, echtes Eisenkraut, Frauenmantel aber auch Wiesenknopf, Kamille, Thymian, Baldrian, Odermennig, Klee, Dost, Mädesüß, Ringelblume, Gartenkräutern wie Salbei, Dill oder Pfefferminze und verschiedenen Getreidearten.  Traditionell hat man in die Mitte eine Königskerze gebunden. Je nach Region beträgt die Anzahl der verwendeten Kräuter zwischen sieben (als die alte heilige Zahl der vollkommenen Gesamtheit) oder neun (also drei mal drei, die Drei war schon die magische Zahl der Kelten), aber auch ein Vielfaches dieser Zahlen, wie 12 oder 24, 77 oder gar 99 sind bekannt. Du kannst aber auch einfach losziehen und schauen, was du auf Wiesen und am Waldesrand findest und dir darauf einen wunderbaren Strauß gestalten.

Dieser wird dann getrocknet und als Schutz aufgehängt. Man benutzte die Kräuter auch um aus ihnen Tee zuzubereiten. Das geweihte Getreide wurde dem neuen Saatgut zugemischt. Mancherorts wurde der Kräuterbusch auch zum Räuchern in den Rauhnächten, zwischen Weihnachten und Heilige Dreikönig, verwendet. Der alte Strauß wird am Ende nicht einfach weggeworfen, sondern im Osterfeuer verbrannt, zu der Zeit, da sich bereits neue Kräuter finden.

Im Volksmund wird Maria Himmelfahrt immer noch als hoher Frauentag oder Unser Lieben Frauen bezeichnet und das Schnitterinnenfest dient immer noch als Auftakt der Frauendreissiger, der Zeit der Marien-Feiertage (5.8. Maria Schnee / 15.8. Maria Himmelfahrt / 22.8.  Maria Krönung / 8.9. Maria Geburt / 12.9. Maria Namen), die alle auf der ehemals keltischen Mondphase Elembiu basieren. Eine wahrhaftig feminine Zeit.

Ich wünsche dir eine magische Ernte.

500 Meilen von der Party ins Herz – die Macht der leisen Töne

500 Meilen von der Party ins Herz – die Macht der leisen Töne

Vor einiger Zeit bin ich mit dem Zug von Hamburg nach Freiburg gefahren. Da mein Wecker schon um 04.45 Uhr klingelte hatte ich noch einige Stunden Schlaf im Zug eingeplant. Um also entspannt weg dösen zu können stöberte ich bei Spotify durch die „Sleep“-Playlisten. Ich wählte eine aus, setze meine Kopfhörer auf und schloss die Augen. Das erste Lied dudelte seicht vor sich hin, doch als ich mich entspannen wollte setze der zweite Song an…

Party anstatt Schlaf

Ich spürte wie sich innerlich direkt eine Spannung aufbaute und irgendwie Erinnerung in meinen Zellen mich wieder wach werden ließ. Ich war verwirrt – die Melodie war ganz seicht, Pianoklänge, die langsam vor sich hin klingen, die Stimme des Sängers sanft… und dann wurde es mir klar: das Lied war eine Cover-Version eines Songs, den ich normalerweise im jungen Jahren auf Partys und in Pub lautstark mitgesungen hatte. Und daran erinnerte sich mein Körper – denn unsere Emotionen werden in den Zellen abgespeichert. „And I would walk 500 miles, and I would walk 500 more…!“ – vielleicht erinnerst du dich auch noch an den Song. Als mir diese Erinnerung meines Körpers klar wurde, dachte ich – was für eine beschissene Playlist. Wie soll man dabei den schlafen können.

Vom Kopf ins Herz

Doch dann beschloss ich einfach weiter zuzuhören – und mir stiegen die Tränen in die Augen (unten findest du die Version zum anhören). Denn zum allerersten Mal verstand in den Text des Liedes vollkommen und umfassend. Und er berührte mein Herz. Zum allerersten Mal konnte ich die wahre Bedeutung des Liedes erkennen. Durch die vollkommen neue Interpretation, mit Piano und leisen Tönen erschloss sich mir eine neue Welt. Und ich war ergriffen von den Worten, der Intensität der Botschaft und der Liebe in diesem Lied.

In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, dass es nicht die lauten Töne sind, die unser Herz erreichen, sondern ganz oft die leisen Töne. Dass es eben nicht immer lauter und größer sein muss, sondern dass leise und klar viel kraftvoller in seiner Wirkung sein kann. Während ich Jahre meiner Studienzeit gemeinsam mit anderen besonders laut bei diesem Lied mitgesungen habe – hat das Lied und seine Bedeutung mich nie wirklich erreicht. Erst als es mir alleine um 6 Uhr morgens im Großraumwagen der Deutschen Bahn ganz leise und sanft begegnete, hat es mich wirklich erreicht.

Von Parole zur Wahrheit

Ich nehme diese Erfahrung für mich als perfekte erste Einsicht in 2017 mit. Wer laut ist, kann sich zwar Gehör verschaffen, indem er die Anderen übertönt, aber der langfristige Effekt ist zweifelhaft. Denn oftmals werden dann Parolen wiederholt, die aber nicht wirklich verinnerlicht sind.

Wer jedoch im richtigen Moment ganz klar und ruhig seine Botschaft teilt, der kann die Anderen im Herzen erreichen, so tief und immens, dass die Wirkung noch lange anhält. Und die Botschaft nun von denjenigen aus dem Herzen heraus weitergegeben werden kann.

So wird aus leisen Tönen eine Melodie. So wird aus der Melodie ein Lied. Und so wird aus dem Lied die Wahrheit, die keiner mehr bestreiten kann. Und dass ist kraftvoller als jedes Getöse, welches wieder verhallt.

500 Meilen füreinander

Als dieses Wochenende Millionen von Frauen – und Männern – auf die Straße gingen, hat es mich beeindruckt zu sehen, wie sich der weltweite Sisterhood erhebt. Und ich habe so viele wunderbare leuchtende Menschen gesehen. Lass uns gemeinsam sicherstellen, dass sich die wahre Botschaft, die sich unter dem Lauten versteckt weiterträgt. Dass wir sie aus unserem Herzen in die Herzen Anderer geben. Dass wir in Sisterhood gehen, uns die Hände reichen, uns den Rücken stärken und füreinander einstehen. Auch ohne viel Tam Tam. Denn diese Märsche waren nur der Anfang von etwas. Jetzt ist es unsere Entscheidung, wie wir die Zeit zwischen den Märschen füllen: sind wir bereit füreinander die 500 Meilen zu gehen? Und auch noch die nächsten 500?

Das Interessante ist: seitdem ich 500 Miles als Cover-Version gehört habe, hört sich auch das Original ganz anders an. Denn die im Herzen empfangene Botschaft ist geblieben und verändert den Blick auf die Welt.

In 2017 werde ich in hellhöriger werden, auch wenn ich selber wieder lauter werde. Was ist die eigentliche Botschaft?

I would walk 500 miles and I would walk 500 more

Just to be the one who walks a thousand miles / to free my sisters to the core

Und ich freue mich, wenn du mich begleitest.

In Sisterhood,

 

 

I’m Gonna Be (500 Miles)

When I wake up, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who wakes up next to you
When I go out, yeah I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who goes along with you

If I get drunk, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who gets drunk next to you
And if I haver, hey I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who’s havering to you

But I would walk 500 miles / And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles / To fall down at your door

When I’m working, yes I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who’s working hard for you
And when the money comes in for the work I do / I’ll pass almost every penny on to you

When I come home, oh I know I’m gonna be /I’m gonna be the man who comes back home to you
And if I grow old, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who’s growing old with you

But I would walk 500 miles / And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles / To fall down at your door

When I’m lonely, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who’s lonely without you
And when I’m dreaming, well I know I’m gonna dream / I’m gonna dream about the time when I’m with you

When I go out, well I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who goes along with you

And when I come home, yes I know I’m gonna be / I’m gonna be the man who comes back home with you
I’m gonna be the man who’s coming home with you

But I would walk 500 miles / And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles / To fall down at your door

And I would walk 500 miles / And I would walk 500 more
Just to be the man who walked a thousand miles / To fall down at your door