Die Eisheiligen – der Moment im Mai, der über die Qualität des Sommer entscheidet. So hat es mir zumindest meine Oma damals erzählt. Für ein paar Tage schaute sie aufs Thermometer und an den Himmel und hoffte, dass es trocken und mild wäre. Denn dann würden wir auch einen angenehmen Sommer bekommen. So sagte es die alte Volksweisheit.

Die Eisheiligen kommen uns immer Mitte Mai besuchen. Es beginnt mit Mammertus, gefolgt von Pankratius, Servatius und Bonifatius. Wie man den Namen entnehmen kann, sind dies keine Eisgötter, sondern alte Kirchenmänner, die heilig gesprochen wurden und denen wir quasi an diesen Tagen gedenken sollen. So ewtas lässt mich ja immer aufhorchen und so habe ich mal nach dem Ursprung gesucht.

 

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Im Ursprung sind die Eisheiligen, man kann es sich fast schon denken, keine katholischen Feiertage, sondern eine urheidnische Bauerregel. Diese ist auf Zeiten zurückzuführen, die wir klimatisch gar nicht mehr kennen. Und zwar die sogenannte kleine Eiszeit, wo es wirklich krasse Winter gab und vor allem aber auch kühle, teilweise wirklich nasse Sommer. Für die Bauern damals war es extrem wichtig zu wissen, ab wann sie sicher aussääen konnten. Sääten sie zu früh, konnte der Bodenfrost das Saatgut zerstören, zu spät wurde das Korn nicht mehr reif. Und so markierten die Tage um die Eisheiligen den Moment, der abgewartet wurde. Erst nach diesen Tagen konnte man sicher sein, dass das Korn mit Sicherheit zur Pflanze werden konnte und eine gute Ernte einbringt.

Kurzum war dies auch eine Zeit der Gebete. Gebet bedeutet ja im Ursprung „Gespräch mit der Erde“. Da war die Kirche selbstverständlich direkt da und hat kurzerhand die Gedenktage an die oben genannte Herren auf diese Tage Mitte Mai gelegt. Denn beten ist ja immer gut, nur bitte nicht zur Erde. Das Interessante ist aber, dass diese Gedenktage festgelegt wurden, als wir noch den julianischen Kalender hatten. Mittlerweile haben wir den gregorianischen Kalender. Das heißt, dann, wann die Eisheiligen waren, sind sie gar nicht mehr, sondern eigentlich hat sich das damals dann eine Woche nach hinten verschoben durch die Kalenderreform. Das ist so wie mit Weihnachten und der Wintersonnenwende. Wir sind also auch hier ein wenig aus der Zeit gefallen.

Zum Abschluss hat man den Herren noch die „kalte Sophie“ zur Seite gestellt. Denn es gab zum Abschluss oft nochmal so einen kalten Strom aus dem Norden. Im krichlichen Sinne war Sophie auch eine Märtyrerin – so viele Menschen sind angeblich freiwillig für den christlichen Glauben gestroben. Doch wir wissen, dass die Sophie, die Sophia ist. Und zu Pfingsten kommt sie uns nochmal ganz anders besuchen, dann in der Form weiblicher Weisheit. Denn im Ursprung ist Sofia die Urgöttin. Also ist es irgendwie ganz schön, dass am Ende nochmal die Weisheit durch alles durchweht.

 

In Sisterhood.

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