Am Wochenende wird die Zeit umgestellt. Und ich weiß jetzt schon, dass ich die folgenden Tage etwas milder mit mir sein werde. Denn: ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich brauche immer einige Tage, bis sich mein System an die neue Zeit angepasst hat. Wenn es dir auch so geht, wir sind nicht allein. In einer europaweiten Umfrage zum Thema Zeitumstellung stimmten 84% der Teilnehmerinnen gegen diese. Und dafür, sie schnellstmöglich abzuschaffen. Es macht auch total Sinn, denn die Zeitumstellung wie wir sie heute kennen, hat nichts mit irgendeinem natürlichen Rhythmus zu tun. Und sie sorgt jedes Jahr bei Milliarden von Menschen für Schwierigkeiten.

Den ersten Vorstoß mit der Sommerzeit (die nicht unsere eigentliche Zeit ist) gab es in der Tat aus Deutschland. 1916 entschied Kaiser Wilhelm II., dass die Uhren von März bis September eine Stunde vorzustellen sein. Diese Verordnung hielt auch 3 Jahre an, doch sie wurde nach dem Kriegsende wieder abgeschafft. Die Idee war, dass durch die Zeitumstellung die Arbeiter in der Rüstungsindustrie die Tage besser ausnutzen konnten und dass Rohstoffe gespart würden. Im 2. Weltkrieg wurde die Idee wieder populär und nach dem Krieg verschwand sie wieder.

Von Krisenmaßnahme zum Dauerbrenner

Das nächste Comeback – welches uns unsere heutige Zeitumstellung beschert – war die Ölkrise in 1973. Diesmal machte die DDR den Vorstoß und die BRD schloss sich an. Und schwupps, da war sie ab 1980 wieder und wurde auch nach der Krise nicht mehr abgeschafft. Aus einer Krisenmaßnahme wurde also Normalität. Seitdem werden die Uhren immer am letzten Sonntag im März um 02.00 Uhr eine Stunde vorgestellt. Am letzten Sonntag im Oktober werden sie dann eine Stunde zurückgestellt. Außerhalb Europas findet man die Sommerzeit noch in den USA und Kanada und im Iran. China, Russland, Indien und große Teile von Südamerika haben sie wieder abgeschafft.

So wie sich unsere Kalender an die Zeitumstellung gewöhnt haben, haben sich die Menschen immer noch nicht an sie gewöhnt. Ich kenne mein Leben lang nichts anderes als die Zeitumstellung und doch fordert sie mich jedes Mal aufs Neue. Und auch die Statistiken zeigen: es geht vielen so. In den zwei Tagen nach der Zeitumstellung gibt es signifikant mehr Autounfälle und die Menschen stehen merkbar ein wenig neben sich.
Die Zeitumstellung hat also nichts mit irgendeinem natürlichen Rhythmus zu tun, sondern sie verrückt die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur, dass wir in einem Kalender leben, der sich zwar an der Sonne orientiert, jedoch nicht wirklich einwandfrei funktioniert – Hallo Schaltjahr!. Sondern obendrauf gibt es nun auch zweimal im Jahr ein Verschieben der Zeit.

Zurück zum Normal

Dabei ist die Winterzeit unsere Normalzeit. Es fühlt sich zur Zeitumstellung im Winter auch immer ein wenig so an, als ob mein Körper ein wenig durchatmen würde und wieder ein wenig mehr bei sich ankommen. Versteh mich nicht falsch: ich liebe den Sommer und die langen lauen Sommernächte. Doch ich persönlich glaube es würde viel mehr Sinn machen, die Zeit einfach mal die Zeit sein zu lassen und anstatt dessen unsere Zeitpläne anzupassen.

Von wegen der frühe Vogel fängt den Wurm! Ich bin davon überzeugt – und die Forschung gibt mir Recht – dass es im Schnitt allen besser gehen würde, wenn wir Schule und Arbeit einfach mal eine Stunde später starten lassen würden. Generell bin ich ja auch für die 4 Tage-Woche oder den 6 Stunden Tag. Ich bin davon überzeugt, wenn wir die altkaiserliche Attitüde von der Optimierung des Tages und der maximalen produktiven Nutzungsdauer der Stunden mal einfach beiseitelegen würden, dann würde sich unser Alltag im Allgemeinen entspannen. Dann hätten wir eh genug Zeit den Sommer zu genießen und würden wieder mehr in unseren natürlichen Rhythmus finden. Was übrigens meiner Meinung auch den Winter ertragbarer macht, da wir dann alle einfach ein wenig mehr runterfahren könnten, anstatt uns morgen in dunkler Kälte zur Arbeit zu zwingen und die wenigen hellen Stunden im Büro zu verbringen.

Solange jedoch noch wild und sinnfrei an der Zeit herumgeschraubt wird, nehme ich mir meine Zeit. Ich achte in der Woche drauf darauf, keine Termine an die Randzeiten zu legen und auch meine Mittagszeit langsam zu verschieben. Ich nehme mir abends Zeit um früher ins Bett zu gehen, bzw. morgens länger liegen bleiben zu können. Und wenn es nur ein paar Minuten sind. So gleite ich sanft in die verrückte Zeit und zurück in die ursprüngliche Zeit. Die übrigens auch nicht auf dem natürlichen Lauf der Sonne beruht, sondern auf der Gebetsfolge von Mönchen. Dazu findest du hier mehr.

In diesem Sinne, ich wünsche dir ein sanftes rüberdriften in die andere Zeit.

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