Wirklichkeit und Wahrheit

Wirklichkeit und Wahrheit

Heute starten wir mal etwas anders, denn ich möchte dir ein Stück aus meinem Buch Spiritual Feminist vorlesen und das als Basis für das nutzen, worüber ich heute mit dir sprechen möchte. Und zwar unsere Wahrnehmung der Welt und die Wahrheiten, die diese Welt prägen und vor allem, was sie mit uns als Frauen mit anderen machen.

Ich dachte immer, dass es eine Wahrheit geben würde. Die Wahrheit. Dann habe ich gemerkt, dass es verschiedene Erwachsene verschiedene Wahrheiten hatten. Und vor allem wurde mir bewusst, dass wir alle in verschiedenen Wirklichkeiten leben. In dieser Episode tauchen wir ein in das Schreiben der Geschichte und was es bedeutet, dass diese von Männern geschrieben wurde. Wir öffnen den Raum für diejenigen, deren Geschichte irrelevant erschien: Frauen. Wir schauen uns eine alternative Realität zu unsere heutigen an, in der wir durch die Zeit zurück reisen. Und du wirst am Ende die Welt nicht mehr so sehen, wie zuvor.

Jedes Zitat, dass von „Anonym“ ist, stammt höchstwahrscheinlich von einer Frau.

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So lange Frauen ihre Geschichte nicht kennen,

solange sie nicht wissen, wo sie herkommen,

wissen nie wirklich, wer sie selber sind.

Gerda Lerner

Was wäre, wenn das, was uns geschichtlich mitgegeben wurde, über die Rolle der Frau und wie sie vermeintlich gewesen ist, in manchen Situationen überhaupt nicht stimmt, sondern eine subjektive Darstellung ist, die immer jemandem genutzt hat -meistens nicht die Frauen. Dann befinden wir uns im Hier und Jetzt, in diesem, zwischen diesen beiden Feldern, in diesem Spalt.

Auf der einen Seite haben wir die historisch – vermeintlich historischen – Ereignisse und all das, was daraus entstanden ist. Das Patriarchat als Gesellschaftsform, das dafür gesorgt hat, dass immer bestimmte Geschichten auch weitergegeben werden – die Geschichte von dem männlichen Helden, von dem Feldherren, von Männern als Genies usw. und so fort. Auf der anderen Seite haben wir das, was uns prägt durch unsere Ahnen, durch das, was die erlebt haben, durch die Realitäten, die die mitgenommen haben, durch die Erfahrung, die sie gehabt haben. Und das beides wirkt auf uns im Hier und Jetzt.

In dieser Mitte befinden wir uns. Und weder das eine noch das andere ist wahr, sondern es ist nur eine Wahrnehmung dessen Interpretation von etwas. Wenn du da rein spürst, weil ich weiß das für mich, ich hatte damals wirklich so das Gefühl, es muss doch noch mehr geben, aber ich wusste nicht, was sein konnte. Bis ich wirklich mehr und mehr darauf gestoßen bin, dass das, von dem ich dachte, dass die Welt so ist, eben nicht so ist. Und es bedeutet auch, dass wir als Frauen auf einmal einen viel größeren Darstellungsraum haben, einen viel größeren Verkörperungsraum dessen, was möglich ist.

Frauen durften nicht existieren in Grandiosität,

in Brillanz, in Außerordentlichkeit,

in Besonderheit, in Macht, in all diesen Dingen,

weil das nicht ins System passte.

Kaja Andrea

 

Deswegen finde ich es so wichtig, dass wir anfangen, diesen Raum wieder zu öffnen und dass wir anfangen, wieder uns zu verkörpern und uns versuchen zu erinnern an das, was möglich ist. Wie wir als Frauen in dieser Welt sein können, wie wir als Frauen in Verkörperung sein können, wie wir als Frauen ein Ausdruck dessen finden, was für uns stimmig ist. Jenseits von kollektiven Narrativen, jenseits von epigenetischen Prägungen, sondern beginnend damit, diesen Raum zu öffnen, von dem ich glaube, dass er wahnsinnig wichtig ist.

Denn wenn wir anfangen, Geschichte zu schreiben und uns dazu entscheiden, unsere Geschichte ganz bewusst selber zu schreiben und dafür zu sorgen, dass sie eben nicht wieder wegdiskutiert werden kann, dann können die nächsten Generationen unsere Geschichten hören, unsere Geschichten sehen, unsere Geschichten lesen und die danach kann das wieder tun und wieder tun.

Und so werden wir im Hier und Jetzt zu Ahninnen in der Zukunft.

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Ich freue mich zu erfahren, wie dir die Folge gefallen hat und was dein Aha-Moment war. 
Teile es gerne hier unter dem Beitrag deinen Kommentar mit mir oder kommentiere bei Instagram oder YouTube.

In Sisterhood.

Hier findest du das komplette Transkript
[00:00:10.560]

Hallo und herzlich willkommen zu einem Spoken Medicine Podcast. Heute starten wir mal etwas anders, denn ich möchte dir ein Stück aus meinem Buch Spiritual Feminist vorlesen und das als Basis für das nutzen, worüber ich heute mit dir sprechen möchte. Und zwar unsere Wahrnehmung der Welt und die Wahrheiten, die diese Welt prägen und vor allem, was sie mit uns als Frauen mit anderen machen. Ich habe das Buch Spiritual Feminist vor einiger Zeit geschrieben und finde, dass es ein ganz wunderbares Buch geworden ist. Und das hat den Untertitel Warum es Zeit ist für ein neues weibliches Selbstbild. Body Freedom und Sisterhood. Und mir ging es in dem Buch wirklich darum, dass wir erkennen und dass uns vor allem auch klar wird, woran das liegt, dass die Dinge, die heute so sind und von denen wir teilweise annehmen, dass sie schon immer so waren, eben nicht immer so waren. Dass Verhaltensweisen von Frauen, wie wir sie heute kennen, eben nicht schon immer so waren, sondern dass die geprägt sind, dass die geprägt sind von einer Realität, einer vermeintlichen Wahrheit und Narrativen, die über die Zeit wiederholt wurden, die sich eingeprägt haben, die aber nicht unbedingt die Wahrheit als solches sind. Und vor allem geht es darum, dass wir uns die Deutungshoheit über die Wirklichkeit als Frauen wieder zurückholen. Was ich damit meine? Dazu möchte ich mit dem Auszug aus Spiritual Feminist starten und dann später einsteigen.

 

[00:02:22.350]

Die Entscheidung über Wirklichkeit. Ich dachte früher immer, dass es nur eine Wahrheit geben würde. Die Wahrheit. Dann habe ich gemerkt, dass es verschiedene Erwachsene verschiedene Wahrheiten hatten. Und vor allem wurde mir bewusst, dass wir alle in verschiedenen Wirklichkeiten leben. Ich werde dich jetzt nicht bitten, dich für eine Pille zu entscheiden und damit die ultimative Wirklichkeit zu erfahren. Quasi Matrix Style. Obwohl ich persönlich nichts dagegen hätte, wenn jetzt in diesem Moment Reeves neben mir sitzen würde. Meine Realität sieht jedoch anders aus. Wenn ich davon spreche, dass wir alle in verschiedenen Wirklichkeiten leben, meine ich nicht, dass wir in komplett unterschiedlichen Realitäten leben. Ich meine damit, dass die Realität unterschiedlich auf uns wirkt. Nehmen wir einen Plausch unter vier Freundinnen in einem Cafe. Wenn man jede einzeln im Anschluss bittet, die vergangene Stunde wiederzugeben, so wird man mit vier verschiedenen Geschichten konfrontiert.

 

[00:03:24.320]

Die eine Frau berichtet über die Käse Sahnetorte, dass über Männer gesprochen wurde und wie gut es ihr tat, mal wieder mit den anderen zusammenzukommen. Sie wird einige Details der Unterhaltung wiedergeben und was sie darüber denkt. Die nächste wird sagen, dass der Tisch nicht richtig sauber war. Ein schöner Tisch jedoch. Es war ziemlich laut in dem Kaffee und der Kaffee war auch nicht mehr so richtig heiß. China hatte ihr pinkes Polyesterkleid an, das immer so raschelt, wenn sie neben einem sitzt. Doch es war eine angenehme Unterhaltung und irgendwie ging es, glaube ich, um Männer und wir haben viel gelacht. Wir können uns jetzt auch noch von den anderen Zweien erzählen lassen, wie dieser Nachmittag war. Entscheidend ist doch. Je nachdem, wie wir in die Welt schauen, so nehmen wir sie war. Dabei wird diese Wahrnehmung und die dadurch entstehende Wirklichkeit nicht nur durch den Moment geprägt, sondern durch alles, was wir in unserem Leben erfahren haben. Und durch das, was uns mitgegeben wurde. So kann zum Beispiel eine epigenetische Prägung dafür sorgen, dass ich besonders sensibel auf bestimmte Reize reagiere, die anderen überhaupt nichts ausmachen.

 

[00:04:42.720]

Ebenso kann eine Erfahrung in meiner Kindheit dazu führen, dass ich immer mit Blick zu Tür sitzen muss und damit aber auch immer die Tür im Fokus habe. Und wer nichts anderes mitbekomme? Dass jeder Mensch seine eigene Wirklichkeit hat, ist grundsätzlich erst mal nichts Schlimmes. Es kann durchaus bereichernd und lehrreich sein, wenn wir uns darauf einlassen. Kritisch wird es jedoch, wenn wir nur unsere Wahrheit und Wirklichkeit gelten lassen, weil sie die aktuell für uns einzig erfahrbare ist. Und damit anderen Menschen ihre Erfahrungen absprechen. Kritisch wird es, wenn es kollektive Narrative gibt, die vermeintliche Wirklichkeiten schaffen, denen wir nicht entsprechen und die uns suggerieren, dass unsere Wirklichkeit falsch ist. Kritisch wird es, wenn wir von unserer Wirklichkeit aus auf die Wirklichkeiten von anderen schließen. Denn was auf uns wirkt und in welcher Intensität, ist gebunden an die eigenen Erfahrungen. Das ist übrigens auch der Grund, warum es immer noch Frauen gibt, die Feminismus befremdlich finden. Ihre Wirklichkeit ist so anders als beispielsweise meine. So anders, dass sie die Notwendigkeit von Feminismus nicht nachvollziehen kann.

 

[00:06:06.930]

Doch wie finden wir da zusammen? Indem wir erkennen, woher die Unterschiede wirklich kommen. Indem wir beginnen, uns die Mühe zu machen, weiter als bis zur eigenen Kaffeetasse zu gucken. Indem wir erkennen, dass eigene Wirklichkeit und echte Realität nicht zwangsweise etwas miteinander zu tun haben. Und indem wir beginnen, in Solidarität zu gehen. Und zur Solidarität gehört vor allem auch immer Mitgefühl. Wie unsere Sicht der Welt entsteht. Um unserer Zukunft willen müssen wir zu den matriarchalen mystischen Quellen zurückkehren, um von dort frisches Wasser des Lebens zu holen und unseren Durst nach ganzheitlichem Leben zu stillen. Jutta Faas. Geschichte. Und genau das könnte ein Zugang zu unseren Quellen sein. War schon immer irgendwie schwierig für mich. Noch heute erinnere ich mich daran, wie schwer es mir damals in der Schule fiel, mir all die Daten und Fakten aus dem Unterricht zu merken. Meine Geschichtslehrerin, nennen wir sie Frau Hoffmann, hatte die Angewohnheit, eine Frage zu stellen, und wenn sich nicht sofort jemand meldete, schaute sie, wie mir schien, herablassend auf ihre uhr und dann in die Klasse.

 

[00:07:28.280]

Frau Hoffmann liebte die Ägypter. Mit dieser Lehrerin tauchten wir ein Jahr lang in die Welt der legendären Pharaonenein. Vielleicht waren es auch zwei war. Hoffmann selbst wurde auch eine Legende, denn jedem, der jemals bei ihr Unterricht hatte, blieb sie im Gedächtnis. Es gab noch einen anderen Geschichtslehrer, an dessen Namen kann ich mich aber nicht mehr erinnern. Ich weiß noch ungefähr, wie er aussah. Spindeldürr Typ mit Bart, der ob unser Unwissenheit mal die Augen zusammen kniff. Ich glaube, wir haben mit ihm über das Dritte Reich gesprochen. Es kann aber auch die Griechen gewesen sein. Ich weiß es nicht mehr so richtig, in welcher Klasse ich ihn hatte. Auch meine ehemaligen Mitschülerinnen haben keine Details mehr zu ihm parat. Er spielt in unseren Erinnerungen eine flüchtige Nebenrolle. Und so kam es, dass ich viel über die Ägypter wusste und wenig über andere geschichtliche Epochen. Denn die Geschichte wird von denen erzählt, die sie beherrschen. Und Frau Hofmann beherrscht ihr Fach, die Zeit.

 

[00:08:34.800]

Und uns.

 

[00:08:37.050]

An diesem kleinen Beispiel wird deutlich, wie sehr unsere Erinnerung von emotionalen Ereignissen geprägt wird und wie unsere Wahrnehmung der Welt von denen geprägt wird, die sie uns vermitteln. Unsere Wirklichkeit wird von denen geprägt, die vor uns kommen. Ob durch orale Weitergabe oder schriftliche Zeugnisse, die sie hinterließen. Selten lesen wir im Nachhinein unser eigenes Tagebuch und denken, dass es zukunftsweisend sein könnte. Oder blättern durch die Seiten und bekommen neue Einsichten. Im besten Fall taugt es für einen Dialog. Frau Hoffmann schien mir ein echtes Pharaonenfangirl zu sein. Sie schwärmte von der kulturellen Überlegenheit, von der Kultiviertheit und der faszinierenden Architektur der alten Ägypter. Meine bescheidenen Fragen nach denjenigen, die diese riesigen Gebäude mitten in der Wüste erbaut hatten, wurden abgetan, denn das Entscheidende sei ja, dass die Gebäude existierten. Meine Frage nach dem Leben der einfachen Menschen wurde, so mein Eindruck, als unwichtig zur Seite gestellt, denn es ging ja schließlich um den Glanz und Gloria der phantastischen Herrscher vom Nil. Meine Frage, woher die eigentlich kamen, waren sie doch alle vermeintlich hellhäutig, wurde einfach ignoriert.

 

[00:09:56.850]

Ich lernte also Geschichte nimmt man so hin, wie sie ist. Mittlerweile habe ich Antworten auf meine Fragen gefunden und viele davon sind in dieses Buch eingeflossen. Und sie sind wahrscheinlich ganz anders, als du sie dir vorstellst. Wenn es um Geschichte und um die Deutungshoheit darüber geht, dann tun wir etwas, das sich für mich bis heute nicht erklärt. Wir nehmen Aufzeichnungen als Grundlage für eine vermeintliche Wahrheit. Und diese vermeintliche Wahrheit bildet dann die Grundlage für eine ebenso vermeintliche Weltansicht. Geschriebenes wird einfach so lange wiederholt, bis wir glauben, dass es wirklich das wiedergibt, was einst geschah. Uns wurde eine Version der Geschichte so oft erzählt, bis wir davon überzeugt waren, dass es die Wahrheit ist. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Geschichte immer nur von denjenigen geschrieben wurde, die zum einen schreiben konnten und zum anderen auf der Seite der Gewinner standen. Wenn wir uns das klarmachen, bekommt das, was wir gemeinhin als allgemein gültige geschichtliche Wahrheit betrachten, einen ganz anderen Touch. Unsere Ideen von der Vergangenheit beginnen zu bröckeln und wir können durch die entstehende Spalte erkennen, dass es hinter der Mauer der geschriebenen Geschichte noch viel zu entdecken gibt. Eine Wahrheit, die tiefer geht als das, was unsere heutige Gesellschaft darstellt und nährt. Eine Perspektive auf die Welt, die vieles von dem, was wir gemeinhin als gegeben hinnehmen, in Frage stellt. Es sind die Geschichten der Menschen, die unterlegen waren, die unterdrückt wurden und als unwichtig angesehen. Und damit ist es auch ganz maßgeblich die Geschichte und Wahrheiten von Frauen. Genau die werden wir uns in diesem Buch genauer anschauen.

 

[00:11:56.800]

Ich habe diesen Teil aus Spiritual Feminist gewählt, weil er A den Anfang des Buches bildet und B. so symbolisch für mich steht für das, weswegen ich dieses Buch geschrieben habe, weswegen es diesen Podcast gibt, weswegen es das gibt, was ich tue. Denn ich habe selber für mich irgendwann festgestellt, dass es in mir einen Teil gab, der das Gefühl hatte, es muss doch irgendwie noch was anderes geben. Irgendwie ist da was in mir drin, für das, was in mir drin ist, was seinen Platz sucht, was seinen Raum sucht. Gibt es irgendwie keinen Platz, kein Raum da draußen.

 

[00:12:36.910]

Und mir ist irgendwann klar geworden auf meiner Suche, als ich angefangen habe, Dinge zu hinterfragen und glücklicherweise auch groß geworden bin in einem Haushalt, in dem es Bücher von ganz phantastischen Frauen gab, auf die ich gleich zu sprechen komme. Das es einmal die Geschichte gibt, wie sie mir in der Schule erzählt wurde und dann eine Geschichte gibt, die außerhalb der klassischen Geschichtsbücher existiert. Was auch bedeutet eine Realität, die außerhalb der klassischen Geschichtsbücher existiert. Eine dieser phantastischen Frauen, die meine Weltsicht verändert hat, ist Gerda Lerner oder Gerda Lerner, wie sie dann in den USA genannt wurde. Und zwar ist sie die Erfinderin, Initiatorin von Women’s History, also Frauengeschichte, und hat das in den USA zu einem Studienfach gemacht. Denn was Gerda Lerner gesagt hat, ist, dass so lange Frauen ihre Geschichte nicht kennen, solange sie nicht wissen, wo sie herkommen, sie nie wirklich wissen, wer sie selber sind. Und ich glaube, dass da was ganz, ganz Wahres dran ist. Wenn wir uns Geschichte angucken, wenn wir zurück gucken in das, was uns allgemein erzählt wird, gibt es viele verschiedene Versionen davon, wie Männer sein können. Und es gibt glorifizieren Erzählungen zu Männern oder männlich gelesenen Personen. Aber es gibt ganz wenig Optionen davon, wie wir als Frauen sein können. Wir müssen uns darüber im Klaren werden, dass wenn wir Geschichtsschreibung betrachten, so wie wir sie kennen, wir nur die Hälfte der Wahrheit maximal kennen. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Geschichten von Frauen nicht erzählt wurden. Nicht umsonst gibt es diesen wunderbaren Satz „Jedes Zitat, das offiziell anonym ist, ist höchstwahrscheinlich von einer Frau“. Denn es ist ganz wichtig, auch da nochmal hinzugucken. Frauen durften nicht existieren in Grandiosität, in Brillanz, in Außerordentlichkeit, in Besonderheit, in Macht, in all diesen Dingen, weil das nicht ins System passte. Wir müssen uns klar machen und uns immer wieder daran erinnern, auch wenn sich das oberflächlich im ersten Moment im Hier und Jetzt nicht so anfühlt, dass wir in einem System leben, was im Ursprung von Männern für Männer gemacht wurde, wo Frauen nicht mitgedacht wurden. Und deswegen war es auch nicht relevant, unsere Geschichte zu erzählen.

 

[00:15:10.810]

Und der andere Aspekt ist, dass vieles von dem, was ich sage, es in Anführungsstrichen mal Frauen zugeordnet wurde. Oral weitergegeben wurde, dass ganz lange Frauen keinen Zugang zu Schrift hatten, weil es ihnen auch vorenthalten wurde und damit sowieso sich schon von vornherein auch einmal eine Wertigkeit ergeben hat, dass das, was aufgeschrieben ist, mehr wert ist, als das, was erzählt wird. Und da sind wir schon in dieser Überheblichkeit der der westlichen intellektuellen Welt gegenüber den ursprünglichen indigenen Weisen von Wissensweitergabe und Weisheitsweitergabe. Es gibt heute noch Geschichten in dieser Welt, die werden seit Ewigkeiten erzählt, weil sie von Generation zu Generation weitererzählt werden. Und das ist das, wo Geschichte lebendig ist. Das ist das, wo wir das Echo unserer Ahnen in jedem einzelnen Mal, dass diese Geschichte erzählt wird, wieder hören. Und das ist das, wo wir uns erkennen kann. Und natürlich verändern sich diese Geschichten auch über die Zeit. Es hängt immer davon ab, wer sie erzählt. Doch das Ding ist erzählen kann jeder und kann jeder. Schreiben war vielen vorenthalten.

 

[00:16:22.900]

Und so befinden wir uns als Frauen in diesem Zwischenraum von einer kollektiven Geschichte, die erzählt wurde, die eine bestimmte Sicht der Welt geprägt hat und von Ahnenerleben, was uns geprägt hat, was durch die Erfahrungen unserer Vorfahren geprägt wurde. Und in diesem kleinen Raum, in dieser Spalte dazwischen versuchen wir zu existieren. Bevor ich dahin kommen, wie wir aus dieser Spalte rauskommen. Und ja, ich wähle bewusst den Begriff Spalte, denn dies ist natürlich ein feministisch angehauchter Podcast, möchte ich noch mal auf die Pharaonen zu sprechen kommen, denn nicht umsonst habe ich die gute Frau Hoffmann mit reingenommen und das Thema mit den Pharaonen. Denn da sieht man es besonders wenn wir zurück gucken und überlegen dann auch zum einen, wer die Geschichte geschrieben hat, aber auch zum anderen, wer geschichtliche Fakten interpretiert hat, waren das meistens weiße, christliche, offiziell heterosexuelle Männer, die mit einer bestimmten Sicht auf die Welt diese Ausgrabungen getätigt haben. Ob es bei den Pharaonen waren, ob das in Skandinavien war? Wir kennen mittlerweile zum Beispiel aus Skandinavien genug Beispiele, wo die ich sage mal „Old School Archäologen“ davon ausgegangen sind, dass das ein Mann sein muss, weil dieser Körper, dieses Skelett, dieser Knochen und so viel Merkmale aufgewiesen hat, die von diesen Männern als männlich gelesen wurden, dass es überhaupt gar keine Option gab, dass eine Frau eine Kriegerin sein konnte in ihrem Kopf, und dass sie gesagt haben, das ist ein Mann. Mittlerweile wissen wir durch DNA Analysen, dass diese Männer falsch lagen mit ihrem Blick auf die Welt und dass die DNA Analysen zeigen, dass es Frauen waren, die Kriegerin waren, die Kämpferin waren, die große Schwerter dabei hatten, die tolle Begräbnisse bekommen haben. Das war aber unvorstellbar für diese Männer. Das heißt, sie sind zu einer bestimmten Sicht auf die Welt mit ihrer Wahrheit reingegangen und haben damit die Wirklichkeit, also das, was sie da erfahren haben, so geprägt, dass es für sie funktioniert. Das gleiche gilt für die Pharaonen. Ja, ganz lange immer noch großartig gehypt werden für ihre mystischen Gebäude, für all das Tolle. Und Heidi, die da.

 

[00:18:51.280]

Ich hatte vorhin von den tollen Frauen geredet, die mir die Augen geöffnet haben, und ich finde, dass es immer noch sehr mutige Frauen sind. Einige von ihnen leben auch noch und sie sind so ein bisschen die Heldin meiner Kindheit. Ich hätte sie wahrscheinlich neben, wenn es von ihnen Postern gegeben hätte, hätte ich sie wahrscheinlich irgendwann neben meinem New Kids on the Block Poster gehängt. Und das sind Frauen. Das sind Archäologinnen, die sich damals aufgemacht haben, um die Sicht der Welt zu verändern und das, was die Männer als wahr hingestellt haben, zu hinterfragen. Und wenn du da Interesse hast es gibt auf meiner Webseite eine Bücherliste, da gibt es auch ein paar dieser der Bücher dieser Frauen. Also kannst du das Thema gerne weiter vertiefen. Also dieser matriarchale Blick auf Archäologie sozusagen. Und diese Frauen sind an die gleichen Ausstellungs, Ausstellungs, Ausgrabungsorte gegangen wie die Männer zuvor. Und die haben die gleichen Fresken gesehen, die haben die gleichen Gebäude gesehen, die haben die gleichen Zeichnungen gesehen. Und sie haben gesagt Moment mal, das, das und das. Wie konnte man das übersehen? Das das und das. Wie konnte man das so interpretieren? Und in dem Moment, wo der weibliche Blick darauf gefallen ist, also der weiblich sozialisierte Blick, der weiblich kulturelle Blick darauf gefallen ist, hat sich auf einmal eine Realität verändert. Es ist immer noch ganz schwierig anzuerkennen für viele. Aber es wurde auch einmal deutlich, dass die Pharaonen eben nicht so coole Säue waren, wie wir das immer gerne erzählen.

 

[00:20:26.000]

Mit dem ganzen mystischen Dings drumherum, sondern dass die ganz schön fiese Möps waren, dass sie sämtliche Hippos am Nil Delta ausgerottet haben und die importiert werden mussten aus dem heutigen Lybien und so beispielsweise. Und dass sie eben auch Frauen importierten. Also auf die Frage hin, die ich da in dem Buch gestellt habe, wieso es denn so war, dass die denn alle so weiß waren, die Pharaonen. Weil auf dem afrikanischen Kontinent doch eher dunkelhäutige Menschen wohnen.

 

[00:21:02.570]

Habe ich über eine Archäologin eine Antwort gefunden, die ich faszinierend fand und die das auch wirklich ganz deutlich an Fresken und an Schriftstücken festmachen konnte. Dass ganz bewusst Frauen aus hellhäutigen Gebieten importiert wurden, muss man einfach so sagen. Thema Harem, da ging es los mit dem Harem, und geschwängert wurden und ihre Kunstfertigkeit in Arbeitslagern waren und man so sicherstellen konnte, dass die hellhäutige Rasse sozusagen sich vermehrt. Und ja, hier gibt es noch einige Geschichten. Aber nur mal so als Beispiel dafür, was passiert, wenn auf einmal ein anderer Blick reinkommt und die Bilder, die dort sind, anders ist. Fakt ist eben auch so geht es uns allen, das Thema blinde Flecken. Das ist aber vor allem in der Archäologie für die längste Zeit ein rein männlicher Blick, ein weißer, männlicher Blick, für die Interpretation zuständig war, für die Interpretation von Geschichte und damit vermeintlichen Tatsachen zuständig war. In dem Moment, wo Frauen in das Feld reingekommen sind, verändert sich die Interpretation in dem Moment, und das passiert immer noch, wo People of Color in diese Bereiche verändert sich die Interpretation. Und das finde ich krass. Und das zeigt mir nochmal ganz deutlich, dass eben auch das, was uns als vermeintlich Geschichte mitgegeben wird, am Ende nicht mehr ist als ein Tagebucheintrag oder eine teilweise sehr subjektive Interpretation einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Bis jemand kommt und sagt „Moment mal“.

 

[00:22:52.220]

Wenn wir uns das jetzt angucken und merken Wow! Wir haben die Beweise dafür, zum einen, dass Frauengeschichten nicht erzählt wurden – Gerda Lerner sagt: „wenn wir nicht wissen, wer wir waren, dann können wir nicht wissen, wer wir sind“. Also, es ist wichtig, immer wieder zu gucken, wo waren Frauen eigentlich damals? Und Frauen waren mutig und Frauen waren stark. Und wie das Grab der skandinavischen Kriegerinnen beweist, waren sie kraftvoll und machtvoll. Und wie das Grab der Schamanen, von Dürrenheim es zeigt, waren sie spirituelle Führerinnen. Auch da hat es einen Moment gedauert, bis das so gesagt ist. Bei allen so. Das heißt, es gab all diese Frauen. Nur ihre Geschichte wurde nicht aufgeschrieben, weil sie das oder denjenigen, der gewonnen hat, in Frage gestellt hat, weil sie ein bestimmtes Leitbild, eine bestimmte Idee in Frage gestellt haben. Und wenn wir da jetzt rein spüren, was wäre, wenn es einfach so viele fantastische Frauen in der Geschichte gegeben hat? Und stell dir mal vor, deren Geschichte wäre aufgeschrieben worden. Stell dir mal vor, wie Geschichte dann erzählt werden würde. Stell dir vor, wir müssten nicht danach graben, wir bräuchten nicht diese mutigen Anthropologinnen, die sich gegen den Status quo stellen und da sitzen und sagen Nee, guck mal, hier ist es aber ganz anders. Und abgestempelt werden und für verrückt erklärt werden. Und die aber dabei geblieben sind. Die gesagt haben in dem Moment auch das Matriarchat war nicht das Gegenteil von Patriarchat, sondern ein friedliches Zusammenleben von Menschen. Hier sind die Beweise, die ihr Jahrzehnte übersehen habt. Und so befinden wir uns heute in diesem Zwischenraum, in diesem Spalt. Deswegen habe ich auch das Buch Spiritual Feminist geschrieben, mit der Intention, wirklich diesen Raum zu öffnen und wirklich da rein zu spüren, zu merken, was wäre, wenn das, was uns über Frauen erzählt wird, überhaupt nicht wahr ist.

 

[00:24:52.810]

Was wäre, wenn das, was uns geschichtlich auch mitgegeben wurde, über die Rolle der Frau und wie sie vermeintlich gewesen ist, in manchen Situationen überhaupt nicht stimmt, sondern eine subjektive Darstellung, die immer jemandem genutzt hat -meistens nicht die Frauen. Dann befinden wir uns im Hier und Jetzt, in diesem, zwischen diesen beiden Feldern, in diesem Spalt, wie ich ihn vorhin in der Spalte, und zwar auf der einen Seite haben wir die historisch – vermeintlich historischen – Ereignisse und all das, was daraus entstanden ist. Das Patriarchat als Gesellschaftsform, das dafür gesorgt hat, dass immer bestimmte Geschichten auch weitergegeben werden – die Geschichte von dem männlichen Helden, von dem Feldherren, von Männern als Genies usw. und so fort. Und auf der anderen Seite haben wir das, was uns prägt durch unsere Ahnen, durch das, was die erlebt haben, durch die Realitäten, die die mitgenommen haben, durch die Erfahrung, die sie gehabt haben. Und das beides wirkt auf uns im Hier und Jetzt. Das kollektive Narrativ sozusagen. Und auf der anderen Seite das epigenetische Narrativ. Und in dieser Mitte befinden wir uns. Und weder das eine noch das andere ist wahr, sondern es ist nur eine Wahrnehmung dessen Interpretation von etwas. Wenn du da rein spürst, weil ich weiß das für mich, ich hatte damals wirklich so das Gefühl, es muss doch noch mehr geben, aber ich wusste nicht, was sein konnte. Bis ich wirklich mehr und mehr darauf gestoßen bin, dass das, von dem ich dachte, dass die Welt so ist, eben nicht so ist. Und es bedeutet auch, dass wir als Frauen auf einmal einen viel größeren Darstellungsraum haben, einen viel größeren Verkörperungsraum dessen, was möglich ist.

 

[00:26:41.700]

Auch dann noch mal, wenn wir zurück gucken, 10.000, 20.000 Jahre und uns die Göttinnen Figuren von damals angucken. Dann kann ich dir hiermit sagen dein Körper ist göttlich, denn es gibt mindestens eine Figur, die so aussieht wie du. Denn die Göttinnen Figuren waren nicht, wie wir das zum Beispiel auch in der monotheistischen Erzählweise von Religion haben, ein Typ, der da oben sitzt, den mit dem Rauschebart und so. Es gab nur eine Ausprägung von Gott, denn egal, ob das jetzt Gott ist oder Allah oder sonst wer, es hat immer doch sehr ähnliches Narrativ in einer monotheistischen Religion, sondern es gab Göttinnenfiguren, die klein waren, die groß waren, die dick waren, die dünn waren, die große Brüste hatten, die ganz kleine Brüste hatten, die richtig dicke Popos hatten, die fast gar kein Popo hatten, die breite Becken hatten, die ganz schmale Becken hatten, die ganz unterschiedlich aussahen, und jede von ihnen war göttlich. Das heißt, weibliche Göttlichkeit war immer facettenreich. Und da hätte keine von uns, wenn wir uns das angucken, ich habe sie hier bei mir auf dem Altar stehen, in ihren unterschiedlichen Ausprägungen als Erinnerung, immer wieder zu merken, mich daran zu erinnern, wenn ich was mit meinem Körper habe, dann liegt es nicht daran, wenn ich ein Thema mit meinem Körper habe, sondern es liegt daran, dass es ein gesellschaftliches Narrativ gibt über Geschichte, was dafür sorgt, dass das, wo ich jetzt mich in meinem Körper, also mein Zuhause, mein Körper befinde, nicht richtig ist, aus welchen Gründen auch immer. Und es gibt eine epigenetische Erfahrung, die mir das mitgibt. Wenn ich mir die Realität angucke, all diese Figuren, dann weiß ich: mindestens eine von denen sieht genauso aus wie ich. Und damit bin ich die Verkörperung der Göttin. Und wer könnte damit bittesehr ein Thema haben? Das Gleiche gilt für dich. Das kann ich dir jetzt schon versprechen.

 

[00:28:44.060]

Und das ist das, weswegen ich es so wichtig finde, dass wir anfangen, diesen Raum wieder zu öffnen und dass wir anfangen, wieder uns zu verkörpern und uns versuchen zu erinnern an das, was möglich ist. Wie wir als Frauen in dieser Welt sein können, wie wir als Frauen in Verkörperung sein können, wie wir als Frauen ein Ausdruck dessen finden, was für uns stimmig ist, jenseits von kollektiven Narrativen, jenseits von epigenetischen Prägungen, sondern wirklich anfangen, diesen Raum zu öffnen, von dem ich glaube, dass er wahnsinnig wichtig ist. Denn wenn wir anfangen, Geschichte zu schreiben und uns dazu entscheiden, unsere Geschichte ganz bewusst selber zu schreiben und dafür zu sorgen, dass sie eben nicht wieder wegdiskutiert werden kann, dann können die nächsten Generationen unsere Geschichten hören, unsere Geschichten sehen, unsere Geschichten lesen und die danach kann das wieder tun und wieder tun.

 

[00:29:38.990]

Und so werden wir im Hier und Jetzt zu Ahninnen in der Zukunft. Und so werden wir im Hier und Jetzt diejenigen, die denen, die nach uns kommen, helfen, sich daran zu erinnern, wer sie wirklich sind, so wie Gerda Lerner das gesagt hat. Wenn Frauen ihre Geschichte kennen. Dann können sie in ihrer Macht sein. Wenn Frauen ihre Geschichte kennen, dann wissen sie, wer sie sind. Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir anfangen, die Geschichte von Frauen zu erzählen, dass wir anfangen, diese Status quo Geschichtserzählung, die wir haben, zu hinterfragen und dass wir dadurch anfangen, den Raum einzunehmen, also aus dieser Spalte wieder einen riesigen Raum zu machen, der uns eigentlich zusteht, und uns das so facettenreich zu gönnen, dass jede einzelne ihren ureigenen Ausdruck finden kann und sich an nichts anderem orientieren muss als an dem, was für sie stimmig ist. Wenn du möchtest, an deiner eigenen Göttlichkeit.

 

[00:30:39.040]

Wenn du Lust hast, tiefer in dieses Thema einzutauchen – ich könnte ja noch stundenlang drüber reden – dann kann ich dir das Buch Spiritual Feminist ans Herz legen. Ich verlinke das unten drunter. Ich verlinke das auch noch mal. Dort geht es dann wirklich auch noch mal tiefer in verschiedene Gesellschaftsbereiche. Wir tauchen ein in verschiedene Verhaltensweisen,  auch das Körperthema, das Thema Sisterhood natürlich auch geht. Warum wir uns manchmal im Alltag so verhalten, wie wir uns verhalten, obwohl wir eigentlich ganz anders sind. Und es geht auch darum, wie wir das im Hier und Jetzt auflösen kann. Also es ist wirklich so eine Reise durch die Zeit mit ganz viel Inspiration und viel weiblicher Göttlichkeit. Natürlich. Und wenn du Lust hast, nach dem Buch oder wenn du schon gelesen hast, noch tiefer einzusteigen, dann lade ich dich ein, dich in meinen Newsletter einzutragen, denn ich sitze gerade daran, etwas zu kreieren zum Thema Spiritual Feminist, was noch mal so ein bisschen tiefer geht, was ich ein bisschen anders anfühlt als das Buch. Es ist noch in Arbeit. Über den Newsletter Newsletter wirst du auf jeden Fall erfahren, wenn es soweit ist.

 

[00:31:49.850]

Und ansonsten freue ich mich natürlich sehr, wenn du mir deinen Kommentar hinterlässt. Und wenn du mir bei Apple für den Podcast fünf Sternchen gibst und eine Bewertung. Denn das ist die Art und Weise, wie Spoken Medicine dann in die Welt kommen kann. Es ist quasi die persönliche Empfehlung. Und damit sagt Apple dann okay, davon möchten wir mehr Leuten erzählen und dann können mehr Menschen, vor allem Frauen, auch diesen Podcast finden. Ich freue mich sehr, dass du bis hierhin dabei warst und wünsche dir viel Freude beim Entdecken deines Raums. Ich hoffe, ich konnte dich inspirieren und vielleicht den einen oder anderen Ahamoment auslösen. Und wenn es nur das Gefühl ist, so geht es mir manchmal, dass der Kopf an einigen Stellen. Manchmal fühlt sich das bei mir so an, dass der Kopf so ein bisschen größer geworden ist. Dann merke ich, da öffnet sich ein neuer. Hat es gerade Klick gemacht, auch wenn ich es noch nicht greifen kann, ich spüre es in meinem Körper. Dann wünsche ich dir viel Freude beim Sacken lassen und beim Entdecken all der Möglichkeiten, die noch da sind.

 

[00:32:57.470]

In Sisterhood.

 

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Wirklichkeit und Wahrheit

Hören und Zuhören – wie du wahre Intimität in deine Beziehungen bringst

Ich habe lange überlegt, worum es in dieser ersten Folge gehen soll. Und ganz oft habe ich das Gefühl, es muss ja mit einem Bam Boom Bang sein und habe mich dann dann an meine eigenen Worte erinnert, dass es nicht immer um das Spektakuläre geht, sondern dass die Magie ganz oft im Unspektakulären liegen kann. Und das ist ja auch das, was Spoken Medicine eigentlich ist.

Wir lauschen Dingen, wir hören zu. Und dadurch, dass wir zuhören, können sie uns verändern, können sie uns berühren und können sie einen neuen Weg schaffen. Und wenn wir da jetzt reingehen, dann ist das erste Thema für mich eigentlich total naheliegend, denn dann ist es der Unterschied zwischen Hören und Zuhören. Und was die Magie von Zuhören ist und wie wir die für uns im Hier und Jetzt im Alltag auch wirklich nutzen können. Und vor allem, was es auch in unseren Beziehungen verändern kann. Denn da ist so viel, wenn es um das Zuhören geht.

Wer hört ist nur bei sich.

Wer zuhört ist bei der anderen Person.

Kaja Andrea
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Indigenes Zuhören bedeutet auch

mit dem offenen Herzen zuzuhören.

Das verändert den Raum und auch mich.

Kaja Andrea

Eine Sache, die mir aufgefallen ist, wenn es um Hören und Zuhören geht, ist etwas, bei dem ich selber  super, super guilty war. Ich war nicht aktive Zuhörerin, sondern Hörerin. Du kannst mal für dich schauen, ob dir das genauso geht. Wenn du mit einer Freundin zum Beispiel irgendwo sitzt und ein Gespräch führt und die vielleicht von einem Problem erzählt oder von irgendetwas erzählt, was sie hat, was sie beschäftigt. Bei mir war es oft so, dass ich sie gehört habe und gleichzeitig innerlich schon angefangen habe, Lösungen zu formulieren, Antworten zu formulieren oder ähnliches. Ich habe also die andere gar nicht wirklich aussprechen lassen. Sondern ich habe schon im Zuge dessen, wenn jemand mir etwas erzählt, gemerkt, dass in mir ein Impuls entstanden ist und habe den sozusagen als potenzielle Antwort parat gehabt. Und meistens waren dann so zwei, drei potenzielle Antworten, je nachdem, wie lange diejenige erzählt hat. Was das ist, ist, dass ich nicht zuhöre, sondern ich höre, Ich kriege einen Impuls vom Außen und kriegt daraufhin einen Reiz, ein Impuls aus mir heraus. 

Wenn ich zuhöre, dann lasse ich der Person, die mir gegenübersitzt, die Zeit auszureden und halte diesem Menschen den Raum, während er oder sie redet. Wenn ich zuhöre, lass ich das dann einen Moment sacken? Quasi wie das Ausatmen. Einatmen. Dieser Moment zwischen den Atemzügen, bevor ich Luft hole, um dann meine Dinge in die Welt zu bringen. Das ist ein riesiger Unterschied. Denn meine Antwort wenn es überhaupt darum geht, dass ich auf etwas antworte, wird eine ganz andere sein. Denn sie wird nicht mehr aus meinem Reiz-Reaktions-Impuls kommen, sozusagen, sondern sie entsteht aus dem Raum, der entsteht, wenn alles gesagt wurde. Alles wahrgenommen wurde, gefühlt wurde. Und dann kann ich darauf hin antworten. Und der Unterschied ist auch, dass das dann meistens eine verkörperte Antwort ist und keine verkopfte Antwort ist. Denn unser Verstand hat die Tendenz, möglichst schnell zurück zu feuern. Das ist diese da weiß ich was, da kann ich was zu sagen, da habe ich die bessere Lösung, anstatt rein zu fühlen, was es eigentlich ist, was unser Gegenüber braucht. Und das ist auch etwas, was ich für mich gelernt habe.

Wirkliches Zuhören lässt eine Intimität entstehen,

die tiefer geht als Sex.

Kaja Andrea

Wenn ich meine Geschichte mit dir teile, dann trägst du ein Stück von mir mit dir. Ich vertraue mich dir an.. Ich öffne mich dir. Und wenn du dich mehr öffnest, dann öffnen wir uns gegenseitig. Das ist das, wo die Magie passieren kann.

Dieser Text ist nur ein Auszug aus alldem, worüber ich in der Folge spreche. Das ganze Transkript findest du weiter unten. Ich hoffe, dass ich dich mit dieser Folge ein bisschen berühren konnte, dass zwischendurch nicht das Nudelwasser übergekocht ist, sondern dass du vielleicht einen wunderbaren Spaziergang gemacht hast, in der Bahn gesessen hast und aus dem Fenster geschaut hast. Oder vielleicht wirklich einfach nur mit einem Tee gesessen und mir gelauscht hast. Und ich freue mich. Von dir zu erfahren, wie es dir damit geht. Hinterlasst mir gern ein Kommentar unter dieser Folge. Was das Thema Hören und Zuhören mit dir macht und was deine Erfahrungen damit sind.

In Sisterhood, Kaja.

 

Hier findest du das komplette Transkript
[00:00:08.220]

Spoken Medicine mit Kaja. Andrea.

 

[00:00:25.450]

Hallo und herzlich willkommen zur ersten offiziellen Folge.

 

[00:00:29.650]

Vom Spoken Medicine Podcast.

 

[00:00:34.390]

Mein Name ist Kaja Andrea. Ich bin dein Podcast-Host, Storytellerin, liebe es, alten Geschichten zu lauschen. Und vor allem liebe ich es, Frauen dabei zu begleiten, ein Leben zu kreieren, welches wirklich stimmig für sie ist. Und ich habe lange überlegt, worum es in dieser ersten Folge gehen soll. Und ganz oft habe ich das Gefühl, es muss ja mit einem Bam Boom Bang sein und habe mich dann dann an meine eigenen Worte erinnert, dass es nicht immer um das Spektakuläre geht, sondern dass die Magie ganz oft im Unspektakulären liegen kann. Und das ist ja auch das, was Spoken Medicine eigentlich ist. Es ist dieses Wir lauschen Dingen, wir hören zu. Und dadurch, dass wir zuhören, können sie uns verändern, können sie uns berühren und können sie einen neuen Weg schaffen. Und wenn wir da jetzt reingehen, dann ist das erste Thema für mich eigentlich total naheliegend, denn dann ist es der Unterschied zwischen Hören und Zuhören. Und was die Magie von Zuhören ist und wie wir die für uns im Hier und Jetzt im Alltag auch wirklich nutzen können. Und vor allem, was es auch in unseren Beziehungen verändern kann. Denn da ist so viel, wenn es um das Zuhören geht.

 

[00:01:48.910]

Und da möchte ich dir als allererstes diese Frage stellen. Wenn du mich jetzt hörst, hörst du mir zu oder hörst du mich? Machst du gerade andere Dinge nebenher bist du beschäftigt? Hast du mich als beruhigende Hintergrundstimme irgendwo laufen? Oder bist du mit deiner Präsenz hier, in dieser Konversation, in dieser Spoken Medicine, in diesem Moment und spürst das, was ich sage und fühlst dich da rein? Denn das ist der Unterschied zwischen Hören und Zuhören. Ich höre das Kind schreien, ich höre das Auto hupen. Ich nehme ganz viele Geräusche im Alltag wahr. Ich höre, wenn meine Nachbarn sich streiten. Ich höre nicht unbedint zu, wenn meine Nachbarn sich streiten. Und das ist genau das. Die Aufmerksamkeit, die wir Dingen geben.

 

[00:02:45.730]

Wenn ich jemandem zuhöre verändere ich meine Energie. Im Alltag ist es aber ganz oft so, dass uns auch gesagt wird „Hörst du mich nicht?“ „Hör doch mal hin“ „hör mal her!“ Oder wir sagen „Ja, ich höre dich“. Das bedeutet eben nicht das Gleiche wie „Ja, ich hör dir zu“. Und deswegen ist dieser ja kleine, aber feine Unterschied für viele von uns abhandengekommen. Und ich muss ganz ehrlich sagen, für mich hat es auch eine ganze Zeit gedauert, bis ich wieder eine richtig gute Zuhörerin werden konnte. Das war vielleicht nach außen hin nicht sichtbar, aber Zuhören ist eben auch ein innerer Prozess. Also was Hören ist, ist, glaube ich, deutlich geworden. Es sind all die Dinge, die wir von außen aufnehmen. Und das gilt zum Beispiel auch für Musik. Um da noch mal so ein Beispiel zu nehmen Wenn ich Musik höre, dann habe ich die oftmals so im Hintergrund laufen, die begleitet mich vielleicht als Gedudel durch den Tag. Wenn ich ihr zuhöre dann kann sie mich berühren.

 

[00:03:48.880]

Ich habe das für mich zum Beispiel gemerkt. Ich habe gerne EMDR Musik, während ich Dinge mache laufen, weil sie mir hilft meine Gehirn-Prozesse zu unterstützen. EMDR ist eine Technik, die auch in der Traumaarbeit angewandt wird und ich habe da damals eine Ausbildung drin gemacht und fand es faszinierend, dass man eben nicht nur durch diese Handbewegungen, wo man die Augen von rechts nach links bewegt, für den Klienten oder den Kunden dinge verändern kann, sondern eben auch durch den auditiven impuls, das Ding Dong beispielsweise in den Kopfhörern. Und ich nutze das für mich im Alltag und habe das auch ganz lange gemacht. Und ich habe eine Sache festgestellt Wenn ich das wirklich so nebenher mache, mein voller Fokus woanders ist, dann unterstützt mich das EMDR bzw. die EMDR Musik dabei, gut und effizient arbeiten zu können und konzentriert zu bleiben. Was sie allerdings nicht tut ist das, was passiert, wenn ich ihr zuhöre. Das heißt, wenn ich mich genau auf diese Musik einlasse und eben nichts anderes tu, sondern spüre, was ist da? Dann hilft sie mir, durch emotionale Prozesse zu gehen. Dann hilft sie mir, herausfordernde Emotionen zu bewältigen. Dann kann sie mir helfen, durch traumatische Trigger zu gehen, also die aufzulösen und zu transformieren in dem Moment, wo sie geschehen, bzw. wenn ich mich noch mal bewusst mit ihnen verbinde. Die Qualität wird also eine ganz andere. Die Musik ist die gleiche doch ich wie ich damit umgehe, entscheide darüber, wie das Ganze für mich wirkt und bei mir wirkt.

 

[00:05:32.020]

Und wenn wir das jetzt übertragen auf eine andere Person, dann zeigt es auch schon, was für ein Unterschied das macht, ob ich jemanden höre oder ob ich jemandem wirklich zuhöre. Eine Sache, die mir aufgefallen ist, wenn es um Hören und Zuhören geht. Und da bin ich selber, Hand hoch, super, super guilty, wenn man sagen will. Ich war aktiv, nicht aktive Zuhörerin, sondern Hörerin. Und da kannst du mal für dich schauen, ob dir das genauso geht. Wenn du mit einer Freundin zum Beispiel irgendwo sitzt und ein Gespräch führt und die vielleicht von einem Problem erzählt oder von irgendetwas erzählt, was sie hat, was sie beschäftigt. Dann gibt es diese Möglichkeit und das war bei mir ganz oft so, dass ich ihr, dass ich sie gehört habe und gleichzeitig innerlich schon angefangen habe, Lösungen zu formulieren, Antworten zu formulieren oder ähnliches. Ich habe also den anderen die andere gar nicht wirklich aussprechen lassen. Sondern ich habe schon im Zuge dessen, wenn jemand mir etwas erzählt, gemerkt, dass in mir ein Impuls entstanden ist und habe den sozusagen als potenzielle Antwort parat gehabt. Und meistens waren dann so zwei, drei potenzielle Antworten, je nachdem, wie lange diejenige erzählt hat. Was das ist, ist, dass ich nicht zuhöre, sondern ich höre, Ich kriege einen Impuls vom Außen und kriegt daraufhin einen Reiz, ein Impuls aus mir heraus. Sprich das Kind schreit und ich kann darauf reagieren. Muss ich nicht.

 

[00:07:08.070]

Wenn ich zuhöre, dann lasse ich der Person, die mir gegenübersitzt, die Zeit auszureden und halte diesem Menschen den Raum, während er oder sie redet. Wenn ich zuhöre, lass ich dann einen Moment sacken? Quasi wie das Ausatmen. Einatmen. Dieser Moment zwischen den Atemzügen, bevor ich Luft hole, um dann meine Dinge in die Welt zu bringen. Das ist ein riesiger Unterschied. Denn meine Antwort wenn es überhaupt darum geht, dass ich auf etwas antworte, wird eine ganz andere sein. Denn sie wird nicht mehr aus meinem Reiz-Reaktions-Impuls kommen, sozusagen, sondern sie entsteht aus dem Raum, der entsteht, wenn alles gesagt wurde. Alles wahrgenommen wurde, gefühlt wurde. Und dann kann ich darauf hin antworten. Und der Unterschied ist auch, dass das dann meistens eine verkörperte Antwort ist und keine verkopfte Antwort ist. Denn unser Verstand hat die Tendenz, möglichst schnell zurück zu feuern. Das ist diese da weiß ich was, da kann ich was zu sagen, da habe ich die bessere Lösung, anstatt rein zu fühlen, was es eigentlich ist, was unser Gegenüber braucht. Und das ist auch etwas, was ich für mich gelernt habe.

 

[00:08:33.030]

Wirklich einmal durchzuatmen, bevor ich antworte. Vor allem in Unterhaltungen, in die ich Tiefe bringen möchte, in die ich Intimität bringen möchte und in die ich wirklich gehen möchte, um eine Beziehung zu kultivieren. Das ist nur dann möglich, wenn wir uns erlauben, diesen Raum zu haben, um einmal durchzuatmen. Und das ist wirklich so mein allererster Tipp auch in dieser Folge: wenn du immer das Gefühl hast, dass du irgendwie nicht tief genug kommst, in Unterhaltung oder in Beziehung mit anderen Menschen, da mal rein zu spüren, für dich auch zu gucken, habe ich die Antwort schon parat oder meinen Kommentar schon parat, bevor der andere oder die andere wirklich ausgeredet hat. Denn dann bist du nicht wirklich da. Dann ist dein Kopf da. Und dann können wir natürlich schwierig in Beziehung gehen, weil wir nicht wirklich präsent sind.

 

[00:09:29.350]

Es ist so eine Ebene zwischen Hören und Zuhören. Ich kann das Kind schreien hören oder ich kann die Ebene des Schreiens wahrnehmen und merken. Auch Babys haben unterschiedliche Schreie. Ein Ä und ein A können unterschiedliche Signale sein. Wenn ich nur höre, dann bin ich diejenige, die das Baby hoch nimmt und schüttelt und schüttelt und schüttelt und sich wundert, warum es nicht aufhört. Wenn ich zuhöre, dann lerne ich, was verschiedene Signale bedeuten. Und auch das nochmal, wie ich in diese Unterhaltung eingehe, mit meiner Freundin, mit meinem Bekannten, mit eigentlich jedem Menschen ist zum Beispiel auch etwas, was total entscheidend ist für meine Fähigkeit des Zuhörens. Und ich habe das damals gelernt. Und es war eine harte Schule für mich, weil ich jemand bin, der immer schnell reagieren wollte, weil es in mir ein Teil gibt, meinem Verstand, der es mal blitzschnell sagt „zack, zack. Zack, zack, Das weiß ich , weiß die Antwort, Ich habe die Lösung parat“. Und ich habe auch immer ganz viele Lösungen parat. Bis ich irgendwann gelernt habe, die Leute wollen gar nicht immer Lösungen haben, sondern manche wollen einfach nur mal gerade, dass ihnen jemand zuhört und würdigt, was ist und anerkennt, was ist. Oder dass jemand ins Mitgefühl geht über die Situation. Sie brauchen nicht unbedingt eine Lösung. Wir sind in unserer Gesellschaft oft auf Lösungen geben gepolt. Nur das ist es nicht, was es immer braucht. Und auch da habe ich zum Beispiel gelernt, um wirklich gut zuhören zu können, wenn ich in eine Unterhaltung gehe mit einer Freundin und da merke ich, da kommt was hoch; bevor wir tiefer gehen, sage ich: „kannst du mir sagen, was du von mir brauchst oder was du dir von mir wünscht? In dieser Unterhaltung, in dieser Konversation?“ Möchtest du, dass ich dir den Raum halte?- weil sie sich vielleicht einfach verbal auskotzen muss? Vollkommen in Ordnung. Möchtest du ein Ratschlag oder wünschst du dir ein Feedback auf irgendetwas? Möchtest du, dass ich das bewerte beurteile. Was brauchst du? Und sie kann auch sagen „ich weiß es nicht“ und das ist auch okay. Nur dann kann ich auch noch mal anders in mein Zuhören gehen, weil wenn ich ganz klar weiß, jemand möchte keinen Rat, jemand möchte eigentlich nur gerade Raum, um auszudrücken, was er ausdrücken möchte. Dann wird meine Art des Zuhörens eine ganz andere. Dann geht mein Körper eine ganz andere Energie. Und auch das ist etwas, was wir ausprobieren können.

 

[00:12:05.310]

Ich habe eine Freundin in den USA. Und die ist Native American und ist noch ganz anders in der oralen Übertragung in der Spoken Medicine verbunden. Also reden ist da noch ganz, ganz anders bei Reden eben nicht nur quatschen ist, sondern reden Geschichten erzählen bedeutet. Und das war am Anfang für mich mit meinem westlichen Gehirn richtig, richtig schwierig. Sie ist für mich eine Meisterin dessen, dass ich gelernt habe, zuzuhören. Und zwar auch zuzuhören, wenn es nicht in meine zeitliche Agenda passt. Zuzuhören, wenn ich meine, worum es geht, zu wissen. Um mich da überraschen zu lassen und zu merken, es geht gar nicht darum. Also auch das noch mal so eine Fähigkeit, nicht nur zu hören, sondern zuzuhören. Und immer, wenn sie Dinge geteilt hat, war das. Oder sind es immer noch häufig. Nicht, dass es in zehn Minuten passiert, sondern dass es eher so eine Stunde braucht. Das heißt, ich weiß, dass sie Raum braucht. Ich weiß auch, dass sie ein Mensch ist, der Dinge verbal verarbeitet. Thema zuhören. Was ich auch gelernt habe Es gibt Menschen und ich zähl da zum Teil auch zu. Ich weiß, bestimmte Dinge muss ich verbal verarbeiten. Die müssen Dinge aussprechen, um sie in ihrem System verarbeiten zu können. Das bedeutet, dass deren Bedürfnisse zum Beispiel gar nicht erst von dir eine Antwort zu bekommen, sondern das größte Geschenk, was du ihnen geben kannst, ist, in den Raum zu halten, während sie durch diesen Prozess gehen des Verbalen verarbeiten. Auch das noch mal super interessant, wenn wir mit Menschen zusammen sind. Die Qualität des Zuhörens. Weil ich dann auch entscheiden kann, Auf welcher Ebene höre ich zu? Wie höre ich zu? Diese Freundin macht es bis heute, dass sie mir teilweise Sprachnachrichten hinterlässt die 20 Minuten lang sind. Was für mich super, super lang ist. Wenn wir uns sehen und da werden wir summen, dann sind das lange, lange Geschichten und es ist nie ein kurzer Zoomcall. Und mittlerweile kann ich das richtig gut, weil ich eine Sache verstanden habe: dass selbst wenn sie die gleiche Geschichte erzählt, sie nie die gleiche Geschichte erzählt. Sondern dass ich entscheiden kann, wie ich in diese Unterhaltung reingehe. Und am Anfang war das so, dass es für mich total herausfordernd war, weil ich immer dachte: „Fass es doch kurz zusammen. Komm auf den Punkt. Sag mir doch, worum es geht.“ Erstens habe ich dann verstanden, dass es zum Teil wirklich dieses verbale Verarbeiten. Und zum anderen habe ich etwas gelernt bei meinen Native American Freundinnen und Schwestern. Und das ist die Magie des offenen Zuhörens. Und die Intention zu nehmen, das was wäre wenn in dieser Geschichte ein Nugget, ein Goldstück für mich vorhanden ist. Und ich mich dem nur öffnen muss, damit ich es finden kann. Was wäre, wenn das aber nur möglich ist, wenn ich mit meinem Herz offen bleibe, während ich zuhöre und das nicht verschließe und nicht innerlich in einen anderen Dialog gehe. Und das war für mich wirklich nicht einfach. Und ich habe das gelernt. Und ich habe gelernt, dass ich über die Jahre davor viele Goldnuggets weggeschmissen habe und nicht gesehen habe.Ich habe gedacht meine Güte, wir suchen alle immer nach diesen Momenten. Wir suchen alle immer nach diesen magischen Verbindungen. Und für mich hat sich herausgestellt, Sie sind da. Wenn ich mit offenem Herzen anfange, Menschen zuzuhören. Was dem ich dann auch passiert, ist, dass ich anders anfange zu kommunizieren. Meine Art und Weise des Erzählens hat sich verändert. Ich habe einen größeren Raum bekommen, um Geschichten zu erzählen, die ich früher in meinem sehr westlichen Mindset sozusagen gar nicht erzählt hätte, weil ich es kurz und knackig halten möchte, weil uns beigebracht wird, dass wir nicht so viel Raum einnehmen dürfen, nicht zu viel Zeit einnehmen dürfen. Und das ist eine ganz besondere Qualität für die ich sehr sehr dankbar bin.

 

[00:16:39.190]

Ich habe in meiner Zeit mit den Großmüttern, dem Rat der 13 indigenen Großmütter, auch eine Sache gelernt, die ich heute mit dir teilen möchte. Und zwar ist es die Macht der Wiederholung. Ganz oft ist es so, dass wir auch vor allem zu älteren Leuten schon mal erzählt. Und ich meine jetzt nicht die Wiederholung des Dementen oder des Vergesslichen, sondern die Wiederholung der Dinge, der Geschichten, die wichtig sind. Wenn wir zurückdenken. Wirklich zurückdenken vor dem Buchdruck. Da gab es das Feuer abends und Geschichten. Und jeder von uns hatte eine bestimmte Anzahl von Geschichten, die er erzählt hat. Und jede Großmutter am Herdfeuer hatte eine bestimmte Anzahl von Geschichten, die sie uns erzählt hat. Und jetzt war es sicherlich nicht so, dass die Kinder dort gesessen haben, gesagt haben. Nein, die wollen wir nicht mehr hören, weil die haben wir schon mal gehört. Sondern und das habe ich wie gesagt, meine amerikanischen Freunden und Schwestern gelernt, sich hinzusetzen und zu sagen: „Ich höre diesmal wieder mit offenem Herzen zu“. Und was ich gemerkt habe ist die Geschichte ist nie die gleiche. Wenn ich mich öffne, dann kann ich immer wieder eine neue Geschichte hören. Weil es immer wieder einen anderen Aspekt gibt, der mich berührt, weil ich nie die gleiche bin, die an diesem Herdfeuer sitzt, weil ich neue Dinge gelernt habe, weil ich das letzte Mal in der Geschichte vielleicht einen Aha-Moment hatte und damit ja schon wieder als andere Person da reingehe. Und weil es damit einen Raum gibt dafür, dass nicht immer alles neu sein muss und ich immer neuen Input brauche und immer immer mehr mich füttere -bisschen Instagram Feed mäßig, nee, da muss immer jeden Tag was Neues rein. Sondern es gibt – für mein Nervensystem übrigens total beruhigend – einen Fundus, auf den ich zurückgreifen kann. Von dem ich weiß, wenn ich mich auf dessen Weisheit verlasse, wird er mich lange, lange nähren. Ich habe noch nie so oft wie in den USA die gleichen Geschichten immer wieder gehört. Ich habe noch nie so oft wie bei meinen „meinen Großmüttern“, den Großmüttern aus dem Council der 13 indigenen Großmütter, die gleichen Geschichten immer wieder gehört. Es war am Anfang echt herausfordernd, und als ich mich darauf eingelassen habe, wirklich zuzuhören, bin ich jedes Mal rausgegangen und habe gedacht. Wow! Das hat mich berührt. Das hat mich verändert.

 

[00:19:27.500]

Und das ist die Kraft des Zuhörens. Weil was da passiert ist, dass ich bereit bin, dass jemand anderes mich berührt bis in mein Herz und bis in meine Seele. Und das ist der Moment, wo wir bereit sind, mit jemandem anders in Beziehung zu gehen, mit einem anderen Menschen in Beziehung zu gehen. Und das ist das, was im Alltag eben oft nicht passiert. Was in vielen Beziehungen heutzutage nicht mehr passiert. Denn vielleicht trauen wir uns gar nicht, uns zu öffnen. Vielleicht wissen wir gar nicht mehr, wie das geht. Vielleicht haben wir Angst davor. Zuhören ist ein guter Start dafür, seine Beziehung wirklich zu vertiefen. Und die Intimität in die Beziehung zu bringen, die wir uns so sehr wünschen. Denn es gibt, das ist noch mal ganz wichtig, diese physische Intimität, das ist die oberflächliche Intimität. Die erste, die wir sehen. Sex. Oh Gott, ich möchte mit meinen Partner Sex haben, mit dem intim werden. Für mich ist die Intimität, die wirklich heilt, die, in der ich mich in einem Raum befinde in der ich, indem ich zum einen mich dem anderen so weit öffne in meinem Herzen, meiner Seele, dass ich ihm erlaube, mich mit seinen Worten zu berühren. Mich dem anderen so weit hingebe, dass ich ihm kein Zeitlimit festlege, keine Bewertung gar nicht, sondern wirklich vollkommen offen mich überraschen zu lassen. Wer ist diese Person? Was bewegt diese Person? Und was zeigt sie mir gerade? Und dieses Geschenk anzunehmen. Und natürlich auch zu wissen, dass wenn da jemand ist, der mir zuhört, dass der das Gleiche für mich tut. Und das ist für mich ein intimer Raum, der so viel tiefer geht, jenseits von meinem Körper. Dass es mich immer wieder berührt. Und du merkst es jetzt an der Stimme: das ist der Safe Space, den wir schaffen können. Mit jeder Person, mit der wir in Beziehung gehen. Und wenn wir da reingehen und uns erlauben, uns so behandeln zu lassen, wie ich jetzt wieder berührt werde, durch die Erinnerungen, die hochkommen, dann können wir wirkliche Intimität kreieren, in einer Art und Weise, wie wir uns das, glaube ich, im Alltag oft nicht vorstellen können. Und vor allem sind wir dann wieder miteinander. Denn wenn ich meine Geschichte mit dir teile, dann trägst du ein Stück von mir mit dir. Ich vertraue mich dir an.. Ich öffne mich dir. Und wenn du dich mehr öffnest, dann öffnen wir uns gegenseitig. Das ist das, wo die Magie passieren kann.

 

[00:22:21.760]

Das ist Spoken Medicine. Und so hoffe ich, dass ich dich mit dieser Folge ein bisschen berühren konnte, dass zwischendurch nicht das Nudelwasser übergekocht ist, sondern dass du vielleicht einen wunderbaren Spaziergang gemacht hast, in der Bahn gesessen hast und aus dem Fenster geschaut hast. Oder vielleicht wirklich einfach nur mit einem Tee gesessen und mir gelauscht hast. Und ich freue mich. Von dir zu erfahren, wie es dir damit geht. Hinterlasst mir gern ein Kommentar unter dieser Folge. Was das Thema Hören und Zuhören mit dir macht und was deine Erfahrungen damit sind. Und wenn dir diese Folge gefallen hat, wenn dir dieser Podcast gefällt, dann lade ich dich natürlich ein, allen Kanälen deine Sternchen zu verteilen und vor allem natürlich bei Apple deine fünf Sterne zu verteilen, wenn du möchtest und mir einen Kommentar zu hinterlassen. Denn dadurch können wir dafür sorgen, dass der Podcast von noch mehr Menschen gefunden werden kann, gehört werden kann und die Spoken Medicine in die Welt kommt. Ich wünsche dir jetzt erst mal viel Freude beim anwenden dessen, was dich vielleicht berührt oder inspiriert hat und freue mich aufs nächste Mal.

 

[00:23:50.420]

In Sisterhood, Kaja.

 

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Wirklichkeit und Wahrheit

Spoken Medicine – worum es geht

Willkommen zum Spoken Medicine Podcast. Spoken Medicine bedeutet übersetzt gesprochene Medizin. Und darum wird es in diesem Podcast gehen. Denn ich weiß, dass Worte nicht nur heilen können, sondern unsere Welt verändern.

Ich habe schon so vielen Geschichten gelauscht, aus denen ich nicht mehr als die gleiche hinausgegangen bin. Ich bin Menschen begegnet, die mir ihre Lebensgeschichte erzählt haben, die meine komplette Perspektive auf die Welt verändert hat. Und ich habe Gedichte gelesen bzw. gehört. Ich habe Gesängen gelauscht, die mich so tief berührt haben, dass ich danach einfach nicht mehr die gleiche war. Ich weiß also um die Kraft der Spoken Medicine.

Worte können nicht nur heilen.

Worte können unsere Welt verändern.

Kaja Andrea
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Gemeinsam können wir

gute Ahninnen der Zukunft werden.

Kaja Andrea

 

Und dieser Podcast soll genau das für dich tun. Dich inspirieren durch berührende Aha-Momente. Dabei geht es um die folgenden Themen:Wir werden uns das Thema Ahnen angucken spirituellen Feminismus, den natürlichen Rhythmus der Natur und wie wir den im Hier und Jetzt in unseren Alltag wieder einbringen.

Es geht um das indigene Wissen und wie wir das im modernen Alltag leben können. Es geht darum, wirklich dich zu inspirieren und diese Brücke zu schlagen zwischen dem, was lange vergessen und vielleicht auch schon lange nicht mehr erzählt wurde und dem, was wir daraus machen können im Hier und Jetzt.

Denn wir sind diejenigen, die anfangen können, unsere eigenen Biografien zu schreiben. Wir sind die erste Generation, die das wirklich kann. Und es wäre doch schade, wenn wir diesen Moment nicht nutzen würden, um nicht nur für uns, sondern auch für diejenigen, die uns folgen, eine neue Realität zu erschaffen, neue Geschichten zu kreieren. Und so darf dieser Podcast auch ein wenig dazu beitragen, dass wir alle gemeinsam gute Ahnen in der Zukunft werden.

Spoken Medicine Podcast. Ich freue mich, dass du dabei bist. Und wir gemeinsam hier auf diese Reise gehen.

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