Wie Religion Krieg legitimiert

Wie Religion Krieg legitimiert

Bevor hier der Shitstorm ausbricht – nimm dir die Zeit meine Worte zu lesen. Denn: Spiritualität ist die Basis unseres Sein und bestimmt, wie wir die Welt sehen. Und Religion ist bewusst in einen bestimmte Rahmen gegossene Spiritualität. Diese verfolgt immer ein Ziel und das ist in den meisten Fällen nicht Nächstenliebe.

Vorab ist es dabei auch relevant uns immer wieder daran zu erinnern, dass das Patriarchat ist nicht unser natürliches Gesellschaftssystem ist. Es ist ein künstlich geschaffenes und muss deswegen mit Gewalt und Unterdrückung immer wieder erneut etabliert werden. Denn nur so kann sich die unfaire und unnatürliche Verteilung der Macht und des Privatbesitzes aufrechterhalten lassen.  

Das Patriarchat ist ein auf so vielen Ebenen gewalttätiges System. Krieg ist nicht unser natürliches Sein, er ist eine Konsequenz vom Patriarchat. Feministische Politik braucht keine Gewalt, denn sie fokussiert sich auf Gemeinschaft. Sie bezieht alle mit ein, anstatt nur wenigen zu dienen. Und das Wohl aller muss nicht gehaltvoll durchgesetzt werden sondern wird von der Gemeinschaft getragen. Wenn für alle gesorgt wird, dann wird auch für dich gesorgt. Wir über Ich. Das Gegenteil vom Patriarchat.

Das Patriarchat bringt den Krieg

Mit dem Patriarchat kam der Krieg in die Welt, so beschreibt es die Matriarchatsforscherin Doris Wolf. Mit der Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen und der Machtübernahme der Männer begann auch die strategische Abwertung der Frauen, um deren vormalige gesellschaftliche Position zu schwächen. Dies ging einher mit Enteignung und Entmachtung und legte den Grundstein für die bis heute existierende Unterdrückung der Frauen.

Die norwegische Akademie der Wissenschaften hat im Jahr 2008 errechnet, dass seit dem Jahr 3600 vor unserer Zeitrechnung bis zum Jahr 2008 insgesamt 15 513 Kriege stattgefunden haben. Dabei gab es 3,64 Milliarden Tote. Nur 292 dieser rund 5600 Jahre, also etwas über 5 Prozent, waren ohne Krieg. Krieg bedeutet immer Unterwerfung und Erzwingung. Und es bedeutet eben auch, dass der Gewinner seine Version der Geschichte erzählen darf.

Religion als Basis für Krieg

Religion bildet die spirituelle Basis für Krieg. Das klingt vielleicht im ersten Moment harsch, geht es doch offiziell um Nächstenliebe und Mitgefühl…. Doch weder die Eroberung & Christianisierung der Waldvölker im Teutoburger Wald war friedlich, noch die Kreuzzüge, noch die Invasion Südamerikas oder die Kolonialisierung durch europäische Staaten. Alles wurde gerne mit Religion oder einem religiösen Auftrag verbunden.

Heutzutage haben sich die Strukturen so gefestigt, dass Krieg ein patriarchales Machtinstrument geworden ist. Wir erleben es jeden Tag irgendwo auf der Welt.

Es ist so wichtig uns immer wieder daran zu erinnern, dass es vor katholischem Christentum, Islam und anderen eine andere spirituelle Weltsicht gab. Wir finden sie heute noch immer bei den indigenen Völkern der Welt. Es ist eine inkludierende auf Gemeinschaft aufbauende Weltsicht. Es ist eine friedliebende, das Wohl aller über die eigene Befriedigung stellende Perspektive.

Spiritual Feminist – The Experience

Frieden ist unsere wahre Natur

Ich bin überzeugt, dass Frieden unsere wahre Natur ist. Wir sehen es in all den bewegenden Momenten des Zusammenhalten und der Unterstützung die aktuell und immer wieder in Krisen entstehen.

Doch wir müssen beginnen, dies nicht nur in Zeiten der Not zu aktivieren, sondern zu erkennen, dass nur wir das aktuell patriarchale System auch in vermeintlich friedlichen Zeiten verändern können. Das bedeutet eben auch den Krieg, der auf so vielen anderen Ebenen geführt wird zu beenden. Zugang zu Ressourcen für alle zu ermöglichen, Zugang zu Positionen für alle zu ermöglichen, Zugang zu Macht für alle zu ermöglichen.

Es bedeutet für uns, dass wir eine Welt erschaffen, in der all unsere Enkelkinder gut leben können und Freude empfinden können. Und mit all unsere Enkelkinder meine ich nicht meine und deine, sondern die aller Menschen. Denn ansonsten bleiben wir im Patriarchat hängen.

Lass uns beginnen gute Ahninnen im Hier und Jetzt zu sein. Für die Kinder aller Frauen, für die Kindeskinder auf der ganzen Welt.

In „Spiritual Feminist“ tauchen wir tiefer in all die Zusammenhänge ein, als ich es in diesem kurzen Post vermag.

Trauma und Souveränität

Trauma und Souveränität

Wir steigen in das Thema Souveränität und Trauma über die Empathie ein. Denn am Beispiel der Empathie kann man das Thema wunderbar verdeutlichen. Empathie gilt in unserer Gesellschaft grundsätzlich als eine gute und erstrebenswerte Eigenschaft. Wir wollen emphatisch sein und möglichst einfühlsam der Person gegenüber sein, die mit uns im Austausch ist. Und das ist auch gut so. Schwierig wird es in dem Moment, in dem die Empathie so groß ist, dass wir sie nicht mehr beeinflussen können. Sprich jemand bekommt immer und überall alles mit, weiß immer ganz genau, was andere fühlen und brauchen. Wenn diese Fähigkeit jedoch beinhaltet, dass daraufhin auch immer eine Reaktion erfolgen muss, dass lohnt es sich genauer hinzuschauen.

Solange ich auf emphatische Wahrnehmungen reagieren muss, hänge ich noch im Trauma – dass ist Empathie in Wirklichkeit Co-Abhängigkeit. Und wenn wir in Co-Abhängigkeit sind, dann sind wir nicht frei und damit eben auch nicht souverän in unserem Sein. Das reagieren müssen ist eine traumatische Antwort auf eine Wahrnehmung. Empathie ist eine Fähigkeit, die kein Geschenk ist, was wir mitbekommen haben von Gott oder wem auch immer, sondern es ist – im Falle der Co-Abhängigkeit – ein traumatisches Verhaltensmuster, was wir gelernt haben, um im dysfunktionalen Familienkontext zu überleben. Solange ich reagieren muss, bin ich in Co-Abhängigkeit und bin deswegen nicht frei.

Doch wie kann ich nun herausfinden, was die traumatische Ursprungssituation ist? Der Ursprungsmoment kann enstanden sein, indem ich in einer Familie groß geworden bin, in der es für mich eklatant wichtig war, immer genau zu wissen, wer was wie fühlt, weil es überlebenswichtig war. Wo es überlebenswichtig war zu spüren, wie sich der angetrunkene Vater anfühlt oder die emotional missbräuchliche Mutter. Das bedeutet eben auch anzuerkennen, dass innerhalbt meiner Ursprungsfamilie Dysfuktionalitäten existierten und diese been nicht immer in pysisch missbräuchlichen Situationen entstanden sein müssen.

Von Trauma Response zum Geschenk

Die Fähigkeiten aus der Kindheit behalten wir auch als Erwachsene. Doch es ist an uns an einem Punkt zu erkennen, dass dies keine Gabe, sondern eben die Folge von etwas ist, eine traumatische Antwort. Erst dann können wir es schaffen den Zwang der Reaktion zu lösen und damit die traumatisch entstandene Fähigkeit in ein Geschenk zu verwandeln.

Das bedeutet in dem Fall der Empathie ich nehme das alles wahr, ich spüre, dass du traurig bist, ich spüre, dass du wütend bist. Ich spüre das, doch ich reagiere nicht mehr zwangsweise darauf, weil ich nicht mehr darauf reagieren muss. Als erwachsene souveräne Frau weiß ich, dass dein emotionaler Zustand nicht meine Verantwortung ist. So oft bekommen wir Dinge gesagt wie: „Oh, du bist ja so eine alte Seele oh, du bist ja so verständnisvoll oh, du kannst ja so viele Themen irgendwie tragen oder du kannst auch und so weiter und sofort“. Ganz oft kommen diese Dinge jedoch nicht als sogenannte Gottesgeschenke, sondern sie sind entstanden dadurch, dass wir in dysfunktionalen Situationen groß geworden sind. Das kann die Familie sein, oder aber auch die Schule oder ein anderer Kontext sein. Da haben wir uns diese Fähigkeiten angeeignet. Wir konnten gar nicht bei uns bleiben, sondern wir mussten bei den anderen sein, um zu wissen, was los ist. Solange das Trauma noch existiert, ist uns vielleicht gar nicht klar, wie emotional missbräuchliche Situation war, weil uns vielleicht jemand immer ins Vertrauen gezogen hat, weil sonst vielleicht jemand immer schon mit den Großen hat sitzen lassen und die großen Themen besprochen hat.

Erst wenn wir das anerkennen haben wir die Chance das Trauma zu lösen. Und damit Souveränität zu leben.

Gefühle und Emotionen – warum wir aufhören müssen sie zu bewerten

Gefühle und Emotionen – warum wir aufhören müssen sie zu bewerten

Wir sind zu sehr dabei, Emotionen zu bewerten, und wenn wir aufhören, Emissionen zu bewerten, dann haben wir überhaupt erst die Chance, Emotionen wirklich zu fühlen. Und zwar gilt das für „gute“ wie für „schlechte“ Emotionen. Ich habe heute morgen auf Instagram gepostet, das irgendwie Sonne und super ist. Und dann danach aber auch geteilt, dass ich davor 2 Stunden im Bett gelegen habe und dass ich das wichtig finde, dass wir auch darüber sprechen, weil wir eben auf Instagram ganz oft immer nur das Schöne sehen das perfekte sehen. Weil wir bewerten, weil wir eine Illusion aufrechterhalten wollen und uns deswegen nicht erlauben, alles hier mit reinzubringen. Wenn wir aufhören, Emotionen gut und schlecht zu unterteilen, dann hören wir auch auf Gefühle fühlen zu wollen oder nicht fühlen zu wollen. Und überhaupt erst dann können wir anfangen, alle Emotionen und alle Gefühle wirklich zu fühlen. Das gilt nicht nur für Schmerz und Wut und Trauer, sondern das gilt auch für Freude, Glückseligkeit und die anderen positive Emotionen.

Der Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen

Die Unterteilung, die ich mache zwischen Gefühlen und Emotionen. Gefühle sind die Dinge, die in dem Moment echt und wahr und da sind so ich fühle mich so. Das ist das, wie mein Körper in ursprüngliche Resonanz geht. Die Emotion hingegen ist etwas, die immer wieder gelebt wird, immer wieder getriggert wird die immer wieder angetatscht wird, die aber nicht aus dem Moment heraus entstanden ist, in dem ich mich befinde. Zum Beispiel eine Reaktion auf eine Situation, die bekannt ist, die ähnlich ist mit einer Reaktion, die ich vielleicht in der Vergangenheit hatte, die sich eben nicht gut aufgelöst hat. Also diese ganzen Klassiker wie ich hab eine Situation, die mich wahnsinnig triggert und ich dann sofort anfangen zu weinen, während andere sagen, das ist doch eigentlich kein Grund zum Weinen. Weil das Weinen nichts mit der Situation zu tun hat, weil es hier noch irgendwas offenes gibt, was in dieser Situation angetreten also aktiviert wurde und dann kommt diese große Emotionen. Das ist genauso, wie wenn ich wütend, wenn ich explodiere, weil irgendjemand was sagt und alle, die sich wundern, warum ich jetzt gerade explodiere. Dann explodiere ich meistens nicht, weil es das Ding hier ist, sondern weil ich über die Zeit immer wieder etwas angesammelt habe.

Emotionen sind sozusagen die, die unerledigten, die ungefühlten Gefühle, die hängengebliebenen Gefühle, die Gefühle, die zu groß waren, um sie in dem Moment laufen zu lassen. Wenn ich das andere wahrnehmen kann, wenn ich also merke ok, ich habe Gefühle und ich habe Emotionen, das heißt, ich kann dann anfangen, wirklich immer zu gucken: ist das in diesem Moment oder ist es was wo was Altes hier aktiv wird? Ich hab das zum Beispiel oder morgen gehabt, ich bin weinend aufgewacht. Es gibt aktuell die Situation nicht. Ich weiß aber, dass es gestern etwas gab in meinem Leben, was ein alte Trauer hochgeholt hat, eine alte Verletzung, einen alten Herzschmerz. Der existiert nicht in diesem Moment, das ist einer, der ist schon älter und dann kommt er nochmal hoch und wenn ich mir dessen bewusst bin, kann ich natürlich auch ganz anders in dieses fühlen reingehen.

Wenn das Ego andere erstickt

Wenn das Ego andere erstickt

Aktuell gehen wieder Unmengen von Reels und Memes durch die digitalen Weiten, in denen es darum geht, wie wir zu Gewinnern des Jahres werden, wie wir anderen erfolgsmäßig eins auswischen, wie wir es den Menschen, die uns vermeintlich scheitern sehen wollen, mal so richtig beweisen können. Ich persönlich finde alles, was aus dieser Ecke kommt höchst problematisch, denn es ist toxisch, egomanisch, patriarchal, Teil der kapitalistischen „Grind-Culture“ und einfach nur voll 80er, um ehrlich zu sein.

Bei all dem „woken“ Shit, der mittlerweile da draußen unterwegs ist und all dem permanenten Betonen von Sisterhood und Co, fällt es mir schwer irgendetwas davon zu glauben, sobald im nächsten Satz von Gewinnen, Verlieren, Beweisen, Scheitern, Auswischen oder ähnlichem gesprochen wird. Es fühlt sich an, wie die perfekt in Athletic Wear gekleidete, gutverdienende Großstädterin die nach dem Shavasana und dem Gurkenwasser im von ätherischen Ölen erfüllten Studio in ihren SUV steigt und anfängt andere Autofahrer zu bepöbeln und Fußgänger zu beschimpfen, weil diese Idioten keine Ahnung vom Fahren haben oder einfach über den Zebrastreifen laufen, wenn sie doch schon fast drauf gefahren ist, während sie ihr FijiWasser trinkt. Puff ist all die inszenierte Entspanntheit, Liebe und Toleranz verschwunden. Sie kann nur im dafür vorgesehenen Container gehalten werden.

Der gut verkleidete Glaube an den Kapitalismus

Ebenso funktioniert es mit den oben erwähnten Posts: ich kann nicht Erleuchtung predigen und dann von „Auswischen“ sprechen. Und vor allem: wir sollten uns darüber bewusst werden, was diese Post eigentlich aussagen. Die Kernbotschaft ist: ich glaube an den patriarchalen, kapitalistischen Grundsatz, dass der Stärkere gewinnt und dass es nur einen geben kann. Ich glaube an „entweder oder“, Auge um Auge, The winner takes it all – und wie auch immer du es formulieren würdest. All diese Posts und Memes sind am Ende nämlich nur eines: das Verstärken der kapitalistischen Grundsätze, der Idee davon, dass das Leben ein Kampf ist und wir die Gewinner sein werden, sie es allen anderen mal so richtig gezeigt haben.

Aktuell beliebt ist:

Irgendjemand da draußen wartet nur darauf, dass du scheiterst.

Sorge dafür, dass er erstickt.

Zuallererst – wie egogetrieben kann jemand sein, der davon ausgeht, dass er allen Ernstes die permanente und absolute Aufmerksamkeit von jemandes anderes hat, der nur darauf wartet, dass er oder sie scheitert? Ich persönlich glaube nicht, dass ich so wichtig oder interessant bin, dass jemand seinen Atem darauf verwetten würde. Am Ende entlarvt das Meme also nur den eigenen Narzissmus. Denn: ich nehme meine Arbeit ernst und weiß, dass sie wichtig ist. Doch ich als Person bin genauso relevant wie alle anderen Menschen. Und das Narrativ, dass es da draußen Menschen gibt, die nur auf mein Scheitern warten würden, stilisieren mich zur Heldin in einer Saga, die nicht wirklich existiert. Doch wir kreieren sie, weil wir sie glauben. Weil sie uns so oft erzählt wurde. Weil sie die Basis unseres gesellschaftlichen Systems bildet. Wir wollen wie Frodo sein oder Harry Potter – wir wollen glauben, dass wir als „einfache Person“ etwas außergewöhnliches schaffen können und die bösen Kräfte besiegen. Wir wollen das Zentrum unseres Seins sein, der Mittelpunkt der Geschichte. Totale Ego-Show, Individualismus in Reinkultur.

Die ewigträllernde Botschaft der eigenen Wichtigkeit

Und ja, das ist das Resultat der ewigträllernden Botschaften davon, dass du der wichtigste Mensch in deinem Leben bist. Das bedeutet aber eben nicht, dass andere dich und vor allem deine Produktivität für ebenso wichtig erachten. Denn das ist es ja, worum es am Ende bei diesen Posts geht: wie wirtschaftlich erfolgreich bin ich gewesen? Wie sehr habe ich den Mainstream-Kriterien für Erfolg entsprochen? Dabei kann es auch um Gewichtsverlust, Fitness, das Anschaffen materieller Güter oder das Urlauben in luxuriösen Umgebungen gehen. Es geht darum zu beweisen, dass wir die Boxen des kapitalistisch definierten Erfolgs abhaken können. Und wenn wir das schaffen, dann wird irgendwer ersticken. Oder in China fällt ein Sack Reis um. Oder eben auch nicht.

Die Stilisierung des individuellen, kapitalistischen Erfolgs ist toxisch. Vor allem, wenn wir sie mit dem Narrativ von Gewinner und Verlierer paaren. Denn das führt dazu, dass wir in ein Gegeneinander kommen, dass wir uns spalten, dass wir die Gräben, die schon existieren weiter vertiefen. Dieser Ansatz ist weder nährend, noch gemeinschaftlich. Er macht niemanden von uns zu guten Ahninnen. Er ist die platte Wiederholung der Muster, die uns dahin gebracht haben, wo wir aktuell als Weltgemeinschaft sitzen. Und vor allem: ich versteh bis heute nicht, wie ich „das Jahr gewinnen“ kann, wie ich aus dem Jahr als Gewinnerin hervorgehen soll. Gegen wen kämpfe ich denn? Mit wem spiele ich denn? Es macht keinen Sinn für mich. Als Beispiel: 2020 war eines meiner bis dahin wirtschaftlich erfolgreichsten Jahre. Jetzt würde man sagen: ich habe voll gewonnen, das war mein Jahr, bäm! All die Looser, die durch die Pandemie nicht in der richtigen Schwingung waren und die sich nicht fokussiert haben. (Ich würde das so nie sagen, ich nutze es als Beispiel.) Gleichzeitig ist in dem Jahr mein Vater gestorben. Das war ein wahrer Verlust, an dem ich immer noch sitze. Habe ich nun 2020 gewonnen? In meiner Welt nicht wirklich. Habe ich verloren? Auch nicht. Ich habe etwas verloren, was mir unersetzbar ist. Ich habe mir etwas erarbeitet, wofür ich dankbar bin. Und ich habe das Jahr in Demut verlassen.

Von Wichtigkeit zu Relevanz

Was wäre also, wenn wir dieses Jahr nutzen, um uns weniger um unsere vermeintlichen Hater und Neider zu kümmern – von denen es glaube ich in Wahrheit gar nicht so viele gibt – und uns auf die Menschen mit denen wir arbeiten wollen, die Produkte, die wir in die Welt bringen wollen, die Fähigkeiten die wir lernen wollen zu konzentrieren? Was wäre, wenn wir unsere Idee von einem kapitalistisch erfolgreichen Jahr zu einem erfüllten feministischen Jahr umwandeln? Wenn wir einfach wieder mehr unser Ding machen und die Energie, die wir auf diejenigen, die uns vermeintlich scheitern sehen wollen verwenden, denjenigen zukommen lassen, die unsere Unterstützung brauchen? Was wäre, wenn wir einfach unseren eigenen Weg gehen, jenseits der Erwartungen anderer und damit unsere ganz eigene Version von Erfolg kreieren. Und vor allem: wenn wir wieder anfangen so richtig durchzuatmen. Ich glaube das würde uns allen gut tun.

Ich entfolge oder mute aktuell ganz bewusst alle Kanäle und Profile, die mir mit den oben genannten Themen kommen. Denn ich habe mich dazu entschieden, dieses System nicht noch weiter zu füttern, sondern ein neues zu kreieren. Eines welches uns nährt, an Gemeinschaft glaubt und in dem meine heutigen Entscheidungen eben nicht nur mich betreffen, sondern auch immer all diejenigen die nach mir kommen mit einbeziehen. Denn am Ende ist es das, was für mich meinen wahren Erfolg ausmacht: konnte ich eine Welt erhalten bzw. erschaffen, die ich den nachfolgenden Generationen hinterlassen kann.

Wenn alle durchatmen können

Seien wir mal ehrlich: bei Wichtigkeit geht es um mein persönliches Geltungsbedürfnis. Es geht um mich und um nichts anderes. Doch wenn wir es schaffen etwas relevantes zu tun oder in die Welt zu bringen, dann geht es eben auch um andere, dann geht es im Zweifel um uns alle. Relevanz bezieht eben nicht nur meinen Nabel mit ein, sondern das Sein der anderen. Wie wäre es also, wenn wir uns in diesem Jahr fragen:

Wie kann ich Relevanz für Menschen, Umwelt, Erde kreieren.

Und dafür sorgen, dass wir auch noch in 7 Generationen durchatmen können.

Wow, ich glaube das würde die Welt wirklich verändern. Und es sorgt übrigens auch dafür, dass wir erkennen, dass wir alle an einem Strang ziehen. Dem Strang für diejenigen, die uns folgen.

Gute Vorsätze, Selbstwert und toxischer Optimierungswahn

Gute Vorsätze, Selbstwert und toxischer Optimierungswahn

Wir sind am Ende des solaren Jahres angekommen. Am 31.12. versammeln sich Menschen um unzählige Käsefondues und Racelettes, um dann um Mitternacht auf das neue Jahr anzustoßen. Und am 1. Januar beginnt das neue Jahr mit all den teuflisch guten Vorsätzen. 

Wahrscheinlich sieht es aufgrund der pandemischen Situation für viele von uns dieses Jahr etwas anders aus, doch der Druck der guten Vorsätze bleibt irgendwie doch bestehen – mindestens die Idee, dass wir nächstes Jahr definitiv eine Sache anders machen müssen. Veränderung an sich ist ja auch nichts Schlechtes, doch: wenn sie aus dem Gefühl des sich ewig optimieren entsteht, dann ist sie toxisch. Dann versuchen wir aus einem Mangel heraus zu kreieren und das funktioniert meistens eh nicht. Vor allem nicht, wenn unser ganzes System eigentlich im Tiefschlaf ist und wir es mit dem neuerlichen täglichen Joggen oder dem beschlossenen plötzlichen Verzicht auf Nahrung in einen wahrlichen Schockzustand versetzen. (Ja, wenn wir unseren Rhythmus wirklich ehren würden, dann würden wir damit etwas warten, Das ist wie wenn der Bär seinen Winterspeck abtrainiert und sich wundert, warum er vor Ende des Winterschlafs anfängt zu zittern und Hunger zu kriegen)

Anstoßen auf den toten Papst

Bevor wir in die guten Vorsätze eintauchen müssen wir eine Sache ein für alle Mal klären: Silvester ist ein willkürlich gewähltes Datum! Es hat keinerlei spirituelle, mystische oder natürliche Bedeutung. Ursprünglich wurde das Ende des Jahres am 24.12. begangen. Wer sich an den Impuls zum Ursprung der Weihnacht erinnert weiß, dass dies das Datum der Wintersonnenwende war. Wenn also gesagt wird, dass Silvester schon sehr lange gefeiert wird, dann stimmt das so nicht wirklich, Die Menschen feiern jedoch seit Urzeiten den Neubeginn mit der Wintersonnenwende. Im Jahr 335 starb dann der Papst Silvester – am 31.12. Und im Jahr 1582 wurde im Rahmen einer erneuten Kalenderreform dieser Tag zum Ende des Jahres. Somit feiern wir quasi den Todestag eines Papstes… so gesehen schon ziemlich strange und für mich kein Grund anzustoßen.

Und ja, ich verstehe die kulturelle Prägung, doch wenn wir uns einmal kurz klarmachen, dass wir seit noch nicht einmal 440 Jahren diesen Moment begehen und auch erst 1506 das erste Feuerwerk in Deutschland stattfand- und das noch nicht mal zu Silvester – ist es also nicht wirklich altes europäisches Brauchtum.

Loyalität schwören zu den Herrschenden

Was uns nun zu den guten Vorsätzen bringt, die plötzlich auch in einem anderen Licht erscheinen. Denn bevor es Silvester gab, gab es die Wintersonnenwende. Und die wurde gefolgt von den Raunächten. Diese haben allerdings deutlich mehr mit lauschen, sitzen und nichts tun zu tun – sind quasi das Gegenteil der guten Vorsätze. Die guten Vorsätze haben ihren Ursprung eben auch nicht in der indigenen europäischen Weisheit, sondern kommen aus Rom – dem durch und durch patriarchalen Rom. Dort war es so, dass damals die hohen Beamten am ersten Tag im neuen Jahr einen Eid vor dem Kaiser abgelegten, in dem sie Ihre Loyalität gegenüber der Republik öffentlich bekundeten. Dazu gab es selbstverständlich auch eine feine Parade und Demonstration dominierender Macht. Es ging dabei also nicht um den Einzelnen, sondern um die Loyalität dem Herrschenden gegenüber. Und, was jetzt wichtig ist: das römische Jahr begann im März!

Die guten Vorsätze, die uns also als alter Brauch verkauft werden, sind nicht wirklich ein alter Brauch. Im Kern sind sie ein Werkzeug, was komplett gegen unseren Rhythmus geht und aus dem Glauben der ewigen Selbstoptimierung heraus genährt werden. Keine optimale Voraussetzung, wie ich finde. Denn gute Vorsätze zeigen uns immer unsere Fehlbarkeit aus dem alten Jahr auf, unsere Macken und Makel. Die Stellen, an denen wir noch nicht gut genug sind, an denen wir uns bitte noch optimieren, um liebenswerter, erfolgreicher oder oder oder zu werden. Und weil wir versuchen diese mitten im Winterschlaf umzusetzen, scheitern wir auch oftmals so krachend daran. Und fühlen uns dann noch schlechter, weil wir mit all unseren Fehlbarkeiten noch nicht einmal unsere Vorsätze umsetzen – also irgendwie als ein noch schlechterer Mensch ins neue Jahr starten.

Was wäre, wenn du gut bist, so wie du bist?

Mein Vorschlag wäre der folgende: was wäre, wenn du als allererstes mal schaust, ob du nicht einfach so bleiben darfst wie du bist. Dich fragst, was wäre, wenn du nicht jeden Morgen joggen gehst, wenn du kein Kilo abnimmst, wenn du weiterhin an den Fingernägel kaust, wenn du es nicht schaffst immer sofort das dreckige Geschirr abzuspülen…. ich wage zu behaupten, dass du dennoch ein wunderbarer menschlicher Mensch wärst. Dass all diese Dinge nicht über deinen wahren Wert entscheiden.

Denn oft ist es eben so: die Dinge die wir uns vornehmen, sind Dinge von denen uns suggeriert wird, dass wir sie ändern müssten um den gesellschaftlichen Standard zu entsprechen. Um höher, schneller, weiter zu kommen. Um die optimale Version von uns selbst zu werden. Und damit sind sie in meinen Augen toxisch und sehr ungesund und das beste wäre es, sie ganz weit weg zu werfen.

Bedeutet das, dass wir einfach alles so lassen wie bisher? Nein. Die Dinge, die uns stören, die dürfen wir ändern. Weil sie uns stören und uns ein ungutes Gefühl machen. Körperliche Herausforderungen würde ich nicht vor Februar starten, das ist deutlich mehr im Einklang mit der Natur und erfolgsversprechender. Und bei all dem dürfen wir uns immer fragen: wie möchte ich mich fühlen? Denn in den allermeisten Fällen ist der gute Vorsatz nicht der unbedingte Weg zum Ziel. Es gibt auch andere, die sanfter sind und dafür sorgen, dass wir das Gefühl, was beim guten Vorsatz am Ende steht, schon im Hier und Jetzt kreieren können.

Ich habe für mich schon seit langem keine guten Vorsätze mehr. Ich habe glaube ich vor 6 Jahren das letzte Mal auf den toten Papst angestoßen und erlaube mir tief in die Raunächte einzutauchen. Ich stoße am 11.1. an, auf all die Visionen und Intentionen, die ich aus den heiligen Nächten mitgenommen habe. Das ist auch nicht immer einfach. Doch ich glaube fest daran, dass wenn wir uns bewusst von den sinnfreien Narrativen, die uns als Tradition verkauft werden, verabschieden, dann schaffen wir es eben auch, aus der toxischen patriarchalen Struktur auszusteigen. Schritt für Schritt. Für. uns alle und diejenigen, die uns folgen.

In diesem Sinne: genieße die Ruhe der Raunächte und vertraue deinem Ryhthmus.

Die Wahrheit über die Raunächte

Die Wahrheit über die Raunächte

Aktuell sind die Raunächte in aller Munde. Bei Amazon findet man unter dem Schlagwort knapp 750 Ergebnisse. Und alles sind geschäftig dabei sich darauf vorzubereiten und alle anderen mitzunehmen. Das Ding dabei ist jedoch: die Raunächte sind eigentlich eine Zeit der Ruhe und nicht des Tuns. Es ist eine Zeit des Sitzens und nicht des hin und her laufens. Ich habe das Gefühl, als ob die uralte Tradition der eigentlichen Raunächte nicht nur von der Kirche – als erstes – sondern mittlerweile auch von Produktivitätszwang des kapitalistischen Selbstoptimierungswahns überschwemmt wurden.

Los geht es ja schon bei der Diskussion darum, wann die Raunächte iegentlich starten. Die christliche Lesart schlägt die Nacht auf den 25.12. vor – doch der Ursprung des Datums ist eigentlich die Wintersonnenwende. DIese lag im alten Kalender auf dem 24.12. und wurde mit der Einführung des greogorianschen Kalender auf den 21.12. verlegt. Die Kirche hat jedoch bewußt das alte kalendarische Datum beibehalten, führte es doch zur weiteren Entfremdung der Menschen mit den ursprünglichen Zyklen. So gesehen beginnen die Raunächte also in der Nacht nach der Wintersonnenwende…

Ich lade dich also aus vollem Herzen ein, deiner Intuition zu folgen und dir die Raunächte wieder zurück zu erobern.

Und hier die Links zu den Themen aus dem Video:

Weihnachten und Sonnenwende – die Wahrheit über das Datum

Der Hohe Frauen Tag

Die Weihnachtsgeschichte