Weihnachts-Wahrheiten

Weihnachts-Wahrheiten

Jeder Beitrag dreht sich um einen Brauch oder eine Geschichte, die wir direkt mit Weihnachten oder der Winterzeit verbinden. Gemeinsam werfen wir einen Blick auf die Ursprünge, entmystifizieren einige Bräuche und finden passende Alternativen für die heutige Zeit.

Wahrheiten, Weisheiten, Geschichten

Weihnachts-Wahrheiten: Die Farben rot und weiss

Weihnachts-Wahrheiten: Die Farben rot und weiss

Willkommen zu Teil 9 der Mini-Serie: Weihnachts-Wahrheiten. Es geht um Wahrheiten über und Weisheiten zu Weihnachten und die Geschichten, die damit zu tun haben.  Warum ist der Weihnachtsmann eigentlich rot und weiß gekleidet?

Im letzten Beitrag ging es um Saule, die „Großmutter“ des Weihnachtsmannes, die mit ihren Rentieren durch den Himmel flitzt. Genauso übrigens, wie Freya in der Zeit nach der Wintersonnenwende mit Odin und ihrem Wagen, gezogen von 7 Katzen durch den Himmel jagt. Dort finden wir also Mythologien, die sich ergänzen und es ist interessant, dass es immer wieder ähnliche Geschichte für den Weihnachtsmann mit seinem rot-weißen Outfit gibt.

Was der Fliegenpilz mit Weihnachten zu tun hat

Und so gibt es auch die Geschichte, dass der Weihnachtsmann seine Farbe durch den Fliegenpilz bekommen hat. Der hat auf den ersten Blick nichts mit Weihnachten zu tun, wohl aber mit der Wintersonnenwende. Denn früher war dies nicht nur die längste Nacht des Jahres, es war auch die stillste. Wobei Stille nicht Großstadt-Stille bedeutet, sondern Stille in der weiten Schneelandschaft. In dieser Nacht haben die Schamanen hingesetzt und sind auf Reisen gegangen. Noch heute gibt es in Russland Schamanen, die dieser alten Tradition folgen.

Dazu sammelte man den Fliegenpilz und trocknete ihn oder legte ihn in ein Wasserglas. So extrahierte man seine halluzigenen Stoffe, die dem Schamanen halfen, die Reise in die andere Welt anzutreten. Denn: der Fliegenpilz ist nicht tödlich – in Ländern wie Japan ist er eine Spezialität. Die Legende des tödlichen Fliegenpilz wurde erfunden, um die Menschen davon anzuhalten, weiterhin auf Reisen zu gehen und ihren alten Bräuchen zu folgen.

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Zu Wintersonnenwende setzte sich der Schamane nun hin und trank den Trunk des Pilzes. Und dann verschwand sein Geist durch das Rauchloch in die andere Welt. Denn nicht nur ein Haus hat ein „Rauchloch“ mit dem Schornstein, die meisten nomadischen Zelte haben in der Mitte ein Rauchloch. So begab der Schamane sich auf die Reise und warf einen Blick in das neue Jahr, vernahm die Botschaft der Anderswelt und wie seine Seele durch das Rauchloch zurückkehrte, brachte er quasi die Gaben mit, die er später in seinen Erzählungen verteilte.

Damit waren die Gaben eben wichtige Botschaften. Aus denen wurden dann im Rahmen der Industrialisierung Playstation, Bücher und Gutscheine. Anstatt der Botschaft zu lauschen, sind wir materialistisch und konsumorientiert. Früher war das größte Geschenk eine Weisheit, die mich durch das Jahr trägt. Oder wie bei Saulè ein Stück Bernstein als Symbol für die zurückkehrende Sonne. Und vielleicht ist uns das auch eine Inspiration, dieses Jahr mal ein bisschen anders zu schenken.  


Weihnachts-Wahrheiten: Die Farben rot und weiss

Weihnachts-Wahrheiten: Kekse & Milch

Willkommen zu Teil 8 der Mini-Serie: Weihnachts-Wahrheiten. Es geht um Wahrheiten über und Weisheiten zu Weihnachten und die Geschichten, die damit zu tun haben. 

Woher kommt das eigentlich, dass wir Kekse und Milch für den Weihnachtsmann hinstellen?

Eine fast schon vergessene Tradition ist das Hinstellen von Keksen und Milch für den Weihnachtsmann – hierzulande wird einfach nur das Geschenk in Empfang genommen. In den USA ist das „Cookies & Milk“ – Thema noch viel verbreiteter, dort werden auch noch extra Kekse für Santa Claus gebacken. Denn der baucht ja vermeintlich eine Stärkung, wenn er die ganze Nacht durch den Himmel fliegt und durch sämtliche Schornsteine rutschen muss.  Ein Überbleibsel davon gibt es auch noch in einigen Gegenden bei uns zu Nikolaus, wo neben die geputzten Schuhe auch eine Gabe gelegt wird. Und am nächsten Morgen hat der Nikolaus einen reich beschenkt und den Stiefel gefüllt.

Geben vor dem Nehmen

Der Ursprung dieses Brauches führt weit zurück, bis zu den Waldvölkern, bevor Europa missioniert wurde. Damals haben die Waldvölker eng in Verbindung mit ihren Ahnen gelebt und sie hatten eine engere Verbindung zu den Geistern und Wesen im Wald. Vor allem die Hexen, die Heckensitzerinnen, diejenigen die sozusagen in der Hecke saßen. Dem Ort, der das eigene Grundstück von dem Wald trennte und damit quasi als Trennung zwischen den Welten galt. Die Hexen wussten diese Grenze zu übergehen und mit beiden Welten zu kommunizieren. Und diese Kommunikation war eben nicht nur ein Nehmen, sondern ein Nehmen und Geben. Oder besser gesagt: ein Geben und Nehmen. Denn zuerst gab man. Und dann war man dankbar für das, was man bekam. Ohne es zu erwarten oder Ansprüche zu stellen.

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Kommunikation mit der Anderswelt

So hatten die meisten Wohnstätten einen Holunderbaum – der Baum der Frau Holle – unter dem die Gaben für Frau Holle, auch bekannt als die Große Göttin – gelegt wurden, aber auch für all die anderen Geister und Wesen. Frau Holle war die Große Göttin, sie gebar die Seelen und nahm sie wieder in ihren Schoß. Wurden also Kinder nach der Wintersonnenwende geboren, da verließen sie den Schoß von Frau Holle. Am Ende des Lebens kehrten wir wieder in ihren Schoß zurück – bis wir bereit waren auf ein Neues geboren zu werden. Und ja, das bedeutet, dass dein Urgroßvater deine Tochter sein kann und dass unsere Ahnen zu und durch uns wiederkehren können.

Und auch dafür, dass diese Übergänge gut funktionieren gab man Gaben. Das waren oft Milch oder Fett und Brot. Brot war damals etwas Besonderes für die Menschen, nach der Sesshaftigkeit sicherte es das Überleben und war zentraler Bestandteil der Nahrungsmittel. Man stelle der Göttin und den Geistern stärkende Speisen hin. Und es gab auch Zeiten, in denen wir bewusst unsere Ahnen an den gemeinsamen Tisch baten, dort ein Gedeck platzierten oder einen Platz für sie frei ließen, um mit uns zu speisen. Insbesondere in der Zwei zwischen Samhain und der Wintersonnenwende, denn dann wurden die Weltenvorhänge dünner.

Und so wie man der Göttin eine Gabe hinstellte und sie zur Wintersonnenwende den Bernstein durch den Schornstein warf oder uns andere Geschenke gab, so wandelte sich der Brauch mit den Jahrtausenden und daraus wurden Kekse und Milch für den Weihnachtsmann.


Weihnachts-Wahrheiten: Die Farben rot und weiss

Weihnachts-Wahrheiten: Der Schornstein

Willkommen zu Teil 7 der Mini-Serie: Weihnachts-Wahrheiten. Es geht um Wahrheiten über und Weisheiten zu Weihnachten und die Geschichten, die damit zu tun haben. Die Frage, um die es heute gehen soll: Wieso wirft der Weihnachtsmann die Geschenke durch den Schornstein?

Vor dem Weihnachtsmann war Saulè, die baltische Sonnengöttin, die mit ihren Rentieren durch den Himmel ritt. Sie wurde oftmals als rot und weiß gekleidet dargestellt, wenn sie zur Wintersonnenwende die Menschen quasi besuchte.

Weiß, rot und schwarz sind die Farben der Göttin – die weiße Maid, die rote Frau, die schwarze Alte. Bekannt ist den meisten dieses Motiv aus Schneewittchen – schenk mir ein Kind mit Haut weiß wie Schnee, Lippen rot wie Blut und Haar schwarz wie Ebenholz – ein Hinweis darauf, dass die Mutter von Schnewittchen die Große Göttin – a.k.a. Frau Holle – bittet ihr ein Kind zu schenken. Denn diese gab die Seelen aus ihrem Schoß und nahm sie auch wieder in ihne auf.

Der Verbindungsweg zur Anderswelt

Saulè fuhr mit ihrem Schlitten über den Himmel. Sie hatte einen Becher, in dem sie ihre Tränen sammelte. Diese wurden dann zu Bernstein. Und dieses verteilte sie auf der Erde, als Zeichen des wiederkehrendes Lichts, den Sonnenaufgang. Sie warf ihn durch die Rauchlöcher bzw. die Schornsteine. Denn die Rauchlöcher waren die Verbindung zur Anderswelt. Es war der Ort, an dem die Großmutter, die weise Alte, die Seherin saß und in Trance ging, um ihre Seele dann durch Rauchloch mit den Geistern reisen zu lassen. Sie nahm dabei oft die Gestalt einer Gans an und flog davon. Oft begegnen uns in den Märchen auch noch sprechende Gänse, bzw. Frauen verwandeln sich in Gänse, wenn sie in die andere Welt reisen. Das Rauchloch war immer über dem Feuer platziert, weswegen wir uns auch heute immer noch ums Feuer versammeln und direkt von ihm gefesselt sind. Denn Feuer ist mehr als nur Wärme, es ist eben auch der Rauch, der die Welten verbindet.

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Von Mystik zu Materiellem

So war der Schornstein ein mystischer Ort und in der baltischen Mythologie der Platz, an dem die Menschen von Saulè mit Bernstein beschenkt wurden. Das führte dazu, dass sich später dann auch der Weihnachtsmann mit seinem dicken Bauch und dem Sack voller Geschenke durch den Schornstein zwängen musste. Denn war früher symbolische Geschenke und Botschaften waren, die durch das Rauchloch empfangen wurden, wurde mehr und mehr zu materiellen Geschenken. Und anstatt Klasse übernahm die Masse.

Der Weihnachtsmann ist also keine originelle Erfindung, sondern entstand aus uralten Geschichten. Neben Saulè gibt es auch noch andere Göttinnen, die als Vorbilder für seine Gestalt genutzt wurden. Und wenn wir uns wieder öffnen, dann können wir sie um die Wintersonnenwende wieder spüren – denn sie sind nicht verschwunden. Solange wir uns an sie erinnern, werden die uns weiterhin begleiten.

Wenn wir wieder ganz still sind und unsere Sinne öffnen, dann können wir das Feuer auch noch heute flüstern hören und die Weisheiten aus der Anderswelt und die Botschaften unserer Ahnen empfangen. Und diese Geschenke sind oftmals wertvoller als jede Playstation oder jeder Diamantring.


Weihnachts-Wahrheiten: Die Farben rot und weiss

Weihnachts-Wahrheiten: Der Weihnachtsmann

Willkommen zu Teil 6 der Mini-Serie: Weihnachts-Wahrheiten. Es geht um Wahrheiten über und Weisheiten zu Weihnachten und die Geschichten, die damit zu tun haben.

Was ist Weihnachten ohne den Weihnachtsmann? Und: woher kommt er eigentlich? Es gibt diese Legende, die ich übrigens auch lange geglaubt habe, dass die rot weiße Farbe des Weihnachtsmannes von Coca-Cola kommt. Und das kommt natürlich total gelegen, denn auch da ist wieder eine Erzählung, die uns dazu bringt, dass wir die originäre Entstehung des Weihnachtsmannes vergessen. Denn: es gibt eine Geschichte vor der Geschichte des Weihnachtsmannes. Und bis hierher ist hoffentlich schon etwas deutlich geworden, dass wir, wenn wir die aktuellen Storys etwas drehen, wir auf den Kern und die Wahrheit dahinter stoßen.

Bevor der Weihnachtsmann mit seinem Rentierschlitten durch die Gegend gezogen, ist gab es Wintergöttinnen. Und es gab es Sonnengöttinnen. Auch die Sonne ist kein exklusiv maskulines Thema. Und so gab es eine ganz bestimmte Göttin, die es sich lohnt, genauer anzuschauen, wenn man wissen will, woher der Weihnachtsmann stammt. Die baltische Sonnengöttin Saulè ist quasi die Vorreiterin des Weihnachtsmannes. Saulè war in rot und weiß gekleidet und flog mit ihrem Rentierschlitten über das Firmament. Sie ist die litauische und lettische Göttin des Lichts und der Sonne.

Die Göttin bringt das Licht zurück

Saulè erhob sich zur Wintersonnenwende in einem von gehörnten Rentieren gezogenen Schlitten in den Himmel.  Sie reiste mit einem goldenen Becher, in dem sie ihre Tränen auffangen konnte, die sich dann in Bernstein verwandelten. Während ihres Fluges durch den Himmel warf sie diese Tränen aus Bernstein wie kleine Sonnenstücke und Äpfel in die Welt der Menschen hinunter.  Sie war eine spinnende Göttin, die ihre Fähigkeit nutzte, die Sonnenstrahlen auf die Welt zu schleudern.

Saulè herrschte über alle Teile des Lebens und bestimmte über Leben, Tod und das Wohlergehen und die Regeneration aller.  Sie war die Sonne, die jeden Tag in ihrem Wagen über den Himmel fuhr. Sie begrüßte auch die Seelen der kürzlich Verstorbenen in ihrem Apfelbaum im Westen.

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Die baltische Großmutter des Weihnachtsmannes

Das Interessante ist, dass wenn man und das interessante ist wenn man Saulè als Grundbild nimmt und dann in die europäischen Mythologien scheut, dann sieht man ganz viele Göttinnen, die mit ihrem Schlitten oder Wagen, welcher von Tieren gezogen wurde, durch die Gegend fahren. So gab es im Norden Freya mit den sieben Katzen und im Alpenraum Hulda mit den Kühen. Alle waren Repräsentanten der großen Göttin. Wir kennen sie noch als Frau Holle.  Interessant ist, dass es immer weibliche Tiere waren, die die Schlitten zogen, so auch bei Saulè. Ihre Rentiere waren weiblich, zu erkennen an dem Geweih, welches sie im Winter nicht abwarfen.

Wenn wir nun den Blick zurück zum Weihnachtsmann werfen, wird es also interessant. Es ist fast so, als ob man einfach die Geschichte der »Saulè« nahm und sie 1: 1 umgeschrieben hat und einfach alles Weibliche durch Männliches ersetzt. Aus dem Bernstein – welcher für die Menschen im Baltikum immensen Wert hatte, wurden Geschenke. Und den Rentieren gab man einfach männliche Namen. Doch leider hatte das Patriarchat in seinem Wahn alles Weibliche und Feminine auszumerzen, was nicht in das monotheistisch toxisch-maskulin geprägte Weltbild passte, übersehen: dass männliche Rentiere eben ihre Geweihe im Winter abwerfen… da half es auch nicht sie Rudolf und Blitz und Donner zu nennen.

Und somit kann man sagen: der Weihnachtsmann war eigentlich mal eine Sonnengöttin. Und noch heute hören wir nicht die Glöckchen, sondern das Klirren des Bernsteins, wenn sie wieder im Himmel unterwegs ist und ihn als Symbol des wiederkehrenden Lichts in die Schornsteine der Häuser wirft.


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